20 Jahre lang stand Dieter Stolte an der Spitze des ZDF - so lange wie kein anderer in der 60-jährigen Geschichte des öffentlich-rechtlichen Senders. Dabei hätte alles ganz anders kommen können. 1975 kandidatierte Stolte für das Amt des WDR-Intendanten, unterlag aber Friedrich-Wilhelm von Sell, der später auch Gründungsintendant des ORB wurde.

Stolte, der 1962 zum neu gegründeten ZDF kam und zunächst persönlicher Referent des Intendanten Karl Holzamer wurde, kehrte nach einem kurzen Intermezzo als Fernsehdirektor beim Südwestrundrunk, kurz vor dem Umzug in das neue Mainzer Sendezentrum als Programmdirektor zurück zum ZDF, wo einige Jahre später dann doch noch der Intendanten-Posten auf ihn wartete. 1982 trat er die Nachfolge von Karl-Günther von Hase an, erst 2002 reichte er den Staffelstab an Markus Schächter weiter.

Über vier Amtszeiten hinweg leitete Dieter Stolte den Sender in einer Zeit, die von großen medialen Umbrüchen geprägt war - allen voran durch den Start des Privatfernsehens. In dieser Zeit fiel aber auch die Gründung zahlreicher Spartensender, darunter 3sat und Arte sowie den ZDF-Theaterkanal, den ZDF-Infokanal und den ZDF-Dokukanal, aus dem später ZDFneo hervorgegangen ist. Im Hauptprogramm starteten unter seiner Führung zudem zahlreiche große Programmmarken, die auch heute noch zu sehen sind, darunter "Terra X", der "Fernsehfilm der Woche", der "Samstagskrimi" sowie das Morgen- und Mittagsmagazin. Schon als Programmdirektor hatte er zudem ´"Wetten, dass..?" auf den Weg gebracht, die über Jahrzehnte hinweg beliebteste Fernsehshow der Republik.

Erwähnenswert ist aber auch, was unter Stolte nicht im ZDF zu sehen war: Politisches Kabarett spielte bei dem Sender lange keine Rolle. Schon 1980 verordnete er der Kabarettsendung "Notizen aus der Provinz" mit Dieter Hildebrandt eine "Denkpause" - um seine Wahl zum Intendanten sicherstellen zu wollen, wie ihm Kritiker unterstellten. Hildebrandt wechselte daraufhin zum SFB und widmete sich dem "Scheibenwischer", während das ZDF erst 2007, fünf Jahre nach Stoltes Abschied, mit "Neues aus der Anstalt" wieder politisches Kabarett ins Programm nahm.  

"Einer der prägenden Architekten des ZDF"

Abseits des Programms war Dieter Stolte das gesellschaftliche und kulturelle Engagement des ZDF wichtig, etwa mit der Aktion Sorgenkind, die später in Aktion Mensch umbenannt wurde, oder im Einsatz für die Deutsche Krebshilfe und die Welthungerhilfe. Die Förderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurde vor allem nach 1990 im Aufbau der ZDF-Studios in den östlichen Bundesländern in denkmalgeschützten Häusern und im Engagement für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche sichtbar.

Norbert Himmler © ZDF/Tim Thiel Norbert Himmler
"Dieter Stolte hat das ZDF zu einem modernen, wettbewerbsfähigen Medienunternehmen aufgebaut", sagte ZDF-Intendant Norbert Himmler. "Er war einer der prägenden Architekten des ZDF und seiner Programmangebote, wie wir sie bis heute kennen. 3sat, Arte, Kika, Phoenix, die ersten Digitalkanäle des ZDF - das alles geschah in seinen vier Amtszeiten. Der Aufbau der ZDF-Studios in den ostdeutschen Bundesländern war ihm eine Herzensangelegenheit. Für Dieter Stolte war das Fernsehen nicht nur Berichterstatter, sondern auch Motor der deutschen Einheit. Er war ein überzeugter Verfechter des öffentlich-rechtlichen Systems."

Wie jetzt bekannt wurde, ist Dieter Stolte am Sonntag in Berlin gestorben. Der gebürtige Kölner wurde 89 Jahre alt.