Es war Dienstagmittag, der 14. März diesen Jahres, als RTLzwei mit der Ankündigung überraschte, die Produktionsfirmen EndemolShine Germany und Rainer Laux Productions würden für den Sender an einer Dokusoap über Michael Wendler, seine Freundin und den bevorstehenden Nachwuchs arbeiten. Doch diese Schnaps-Idee hatte keine 24 Stunden Bestand, weil der Protest des Publikums, die Ablehnung durch Geschäftspartner und scharfe Kritik u.a. den Geissens, dem moralischen Kompass von RTLzwei, ihre Wirkung zeigten.

Schon am nächsten Morgen war das Projekt, das dem Schlagersänger nach seinen fragwürdigen Äußerungen, unsäglichen KZ-Vergleichen und Verschwörungstheorien die große Bühne gegeben hätte, wieder Geschichte. Man wollte noch aufklären, wie es zu der Fehleinschätzung des Projkets kommen konnte, doch die Ergebnisse sind nicht öffentlich. Alles heimlich still und leise vergessen? Nicht mit den Leserinnen und Lesern des Medienmagazins DWDL.de, die diese zwischenzeitliche Verirrung der Beteiligten beim Voting der vergangenen Tage zur medialen Peinlichkeit des Jahres gewählt - und mit dem Super-Günter 2023 ausgezeichnet haben.

Eine knappe Woche war Zeit für das Voting und mehrere tausend Stimmen wurden abgegeben, so viele wie selten zuvor bei der Wahl zur medialen Peinlichkeit des Jahres. Das Ergebnis? Deutlich knapper als bei der Wahl des RBB-Führungschaos im Vorjahr. Nur 22,0 Prozent der abgegebenen Stimmen reichten um die zehn anderen zur Wahl gestellten Peinlichkeiten auszustechen. Hinter dem Wendler-Projekt folgten mit 18,0 Prozent die Podcast-Schwurbelei von Markus Lanz und Richard David Precht und das von der KI gefakte "Schumacher"-Interview der "Aktuellen" (16,2 Prozent) auf dem zweiten und dritten Platz. Die Top5 komplett machen Warner Bros. Discovery und das "SchleFaZ"-Aus (15,9 Prozent) sowie das "Volle Haus" in Sat.1 mit 6,6 Prozent. Die Begründungen für diese und alle anderen Optionen, die im Rennen waren, können Sie hier noch einmal nachlesen.

Es ist übrigens nicht der erste Super-Günter, der auf Entgleisungen von Michael Wendler basiert. 2020 gewann die RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" die Auszeichnung als größte Peinlichkeit des Medienjahres, weil man neben Xavier Naidoo eben auch Michael Wendler die Bühne bot und dazu selbst Dieter Bohlen mehrfach keine gute Figur machte. 2021 wählten die Leserinnen und Leser von DWDL.de übrigens den Vorstandsvorsitzenden von Axel Springer SE, Mathias Döpfner. Im vergangenen Jahr das Chaos an der RBB-Spitze. Erstmals vergeben wurde der Negativ-Preis des Medienmagazins DWDL.de im Jahr 2008.