In etwas mehr als zwei Wochen wird es ernst für Caren Miosga. Dann nämlich wird die bisherige "Tagesthemen"-Moderatorin den ARD-Polittalk am Sonntagabend übernehmen. In einem Interview mit dem "Spiegel" hat Miosga nun einen ersten Einblick in ihre Pläne gewährt. "Wir wollen keinen Krawall inszenieren, wir möchten die Runde nicht so besetzen, dass alle einander die Köpfe einhauen", so Miosga. "Diese Form der Orchestrierung passt nach unserem Empfinden nicht in diese ohnehin unruhige Zeit. Ich freue mich, wenn die Gäste aus sich herausgehen, aber dieses erwartbare Meinungspingpong ermüdet mich."

Bei der Besetzung möchte sie von üblichen Mustern abweichen. "Ist es schlimm, wenn nicht immer alle zu einem Thema verfügbaren Stimmen vertreten sind?", fragt die Journalistin. "Wenn wir Markus Söder einladen und dazu seinen grünen Konterpart aus dem Bayerischen Landtag, Katharina Schulze, dann weiß ich doch schon, was sie zu ihm sagt. Es ist richtig, auf Parität zu achten und verschiedene Meinungen zu hören. Aber nicht zwingend alle in jeder Sendung." Künftig wolle sie dagegen, so oft es geht, mit Einzelgesprächen beginnen. "Ich glaube, dass Politikerinnen und Politiker anders antworten, wenn sie nicht das Gefühl haben, dass in der Runde lauter Rottweiler lauern, die sich gleich auf sie stürzen."

Fest steht inzwischen auch, dass Caren Miosga, anders als zuletzt ihre Vorgängerin Anne Will, auf Zuschauerinnen und Zuschauer im Studio setzen will. "Sie sind auch ein Resonanzraum für das, was auf der Bühne gesagt wird. Und ein Zeichen für Offenheit", so Miosga im "Spiegel". Die "Claqueure" der Politikerinnen und Politiker sollen jedoch erklärtermaßen draußen bleiben. "Wir werden ihnen gemütliche Plätze im Backstage-Bereich anbieten, dort können sie die Sendung auf dem Bildschirm verfolgen, bei Snacks und Getränken."

Und wie will Caren Miosga mit der AfD um? "Wir stehen vor Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. In allen drei Bundesländern liegt die AfD vorn, also müssen wir sie einladen. Das gilt allerdings nicht für jeden und jede aus dieser Partei. Nicht wenige von ihnen sind Meister im Errichten von Lügengebäuden", findet die Moderatorin. "Da kommst du als Moderatorin im Überprüfen der Aussagen live nicht hinterher. Es würde ein bescheuertes Spiel werden: Nein, ja, stimmt nicht, stimmt doch. Und es gibt in dieser Partei jene, die so krass rechtsextrem sind, dass sie ebenfalls keine Einladung bekommen werden."

Im "Spiegel"-Interview äußert sich Miosga zudem zu den Kosten für ihre Sendung, über die "Business Insider" kürzlich berichtet hatte. "Dass offenbar interne Zahlen nach draußen gelangt sind, hat mich schon erschreckt. Und mir tut es leid, dass auch die Gehälter der Redakteure und Technikerinnen genannt wurden. Die hätten womöglich lieber für sich behalten, was sie verdienen", so Miosga. "Ansonsten finde ich es total in Ordnung, dass die Summen publik sind. Wir arbeiten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wir finanzieren uns durch Beiträge, dazu gehört Transparenz."

Dass das Budget von 5,8 Millionen Euro deutlich unter dem ihrer Vorgängerin liegt und sie pro Ausgabe weniger verdient als Sandra Maischberger, stört sie aber offenbar nur bedingt. Miosga: "Ich halte es nicht für ehrenrührig, Kosten zu senken. Der Spardruck hat längst auch die ARD-Anstalten erreicht, da ist das angemessen."