„Früher gab es wenige Sender und man konnte im Laufe der Woche mit Vorfreude erahnen, was thematisiert wird. Heute gibt es viel zu viel, um allein den Überblick zu behalten, was es für Quatsch da draußen gibt - und an der Stelle kommen wir mit TV Total wieder ins Spiel! Happy to help“, sagt Sebastian Pufpaff und lacht. Seit mehr als zwei Jahren moderiert er inzwischen „TV total“, das am Mittwoch aus der kurzen Weihnachtspause zurückkommt. Erstmals seit seinem Wechsel vom öffentlich-rechtlichen 3sat in die ProSieben-Primetime spricht er darüber.
Und sorgt sich - trotz Streaming-Boom - keinesfalls um die Zukunft seiner TV-Sendung und des Fernsehens im Gesamten: „Wir haben linear Erfolg und Zuwächse bei den jungen Zuschauerinnen und Zuschauern. Es kommen inzwischen so viele Jugendliche auf mich zu und die müssen ja die Sendung gesehen haben: Ich selbst mache ja wenig Social Media. Das Lagerfeuer lebt also immer noch, vielleicht nur nicht mehr drei Stunden lang am Samstagabend mit Rumgefummel auf dem Wettsofa.“
Und inhaltlich entwickle sich „TV Total“ mit der Mediennutzung: „Wir werden vermutlich noch mehr Social Media und Podcasts dazu nehmen und das anschauen, wo immer sich Menschen produzieren“, kündigt Pufpaff im Gespräch mit DWDL.de an. „Dass die Streamer jetzt immer mehr Shows machen, finden wir auch super. Und ab und an gibts sogar ein bisschen Politik, wenn sich ein Bundesparteitag anbietet. Aber das ist dann eine Spielwiese für Gags, kein Grund politisch zu werden. Parteitage sind auch nichts anderes als das Sommerhaus der Stars. Das unterscheidet sich nur in der Anzahl der Klamotten.“
Fühlt sich das Erbe der Sendung denn inzwischen an wie Eigentum? Pufpaff: „Stefans Vermächtnis ist übergroß und die Grundidee wird immer seine bleiben, aber ich habe mich von Anfang an wie zuhause gefühlt, weil ‚TV total‘ eine Gemeinschaftsaufgabe war und ist. Mir zaubert es jede Woche ein breites Grinsen ins Gesicht, wenn ich oben im Studio stehe und die Intro-Musik startet.“ Und er ergänzt diplomatisch: „Lassen Sie mich die Frage mal so beantworten: Anfangs hieß es, ‚TV Total‘ holt gute Quoten, inzwischen auch mal ‚Pufpaff holt gute Quoten‘. Es scheint also, als hätte da eine Verschmelzung stattgefunden.“
Spekuliert wurde zuletzt, ob ProSieben - wie schon einmal - angesichts des anhaltenden Erfolgs über eine höhere Dosis „TV total“ nachdenken könnte. Pufpaff nimmt Wind aus den Segeln: „Da sind wir uns alle einig und halten es wie mit Omas Kartoffelsalat: Mach lieber zu wenig als zu viel, dann wollen die Leute mehr davon. Es ist schon genug Arbeit, die Qualität hoch zu halten. Bei vier Sendungen pro Woche, schafft man keine Sendung nur mit Schnipseln, so viel gibt das Fernsehen nicht her und dann braucht es Lückenfüller und plötzlich kommen Gäste, Comedians und Bands. Und irgendwann verliert man das aus dem Auge, was die Sendung jetzt gerade so erfolgreich macht. Wir bleiben also lieber der Grundidee treu, Wächter der Medien zu sein."
Dazu gehört auch eine Humorfarbe, die zuletzt seltener geworden ist im deutschen Fernsehen. Pufpaff: „Wir sind angetreten, um den Humor zurückzubringen. Wir müssen alle wieder lernen, mehr über uns selbst zu lachen. Wie furchtbar ernst sich die Menschheit nimmt, ist ja anstrengend. Manche Fans freuen sich, dass auch billige Gags bei uns noch erlaubt sind. Wir machen halt Blödsinn. Wir gendern nicht, aber sprechen trotzdem alle an. Zuschauerinnen und Zuschauer. Und bevor jemand sich beschwert, dass ein Witz soundso-phob sei oder einen Ismus bedient, ziehen wir uns danach einfach gnadenlos selbst durch den Kakao.“
Humor und Haargel, Erbe und Eigentum: Das gesamte Wortlaut-Interview mit „TV Total“-Moderator Sebastian Pufpaff lesen Sie am Montag beim Medienmagazin DWDL.de