Was Bob Bakish in der vergangenen Woche zunächst in einer Townhall und dann einem schriftlichen Memo seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei Paramount zu verkünden hatte, klang nicht unbedingt nach Aufbruchstimmung ins neue Jahr. Vielmehr soll das von stetigen Übernahmespekulationen begleitete Unternehmen - erst heute wurde ein 30-Milliarden-Angebot der Allen Media Group bekannt - nun dringend die Kosten senken, um das Streaminggeschäft so schnell wie möglich profitabel zu machen.

Erreichen will man das erklärtermaßen, indem man sich auf die bekannten Franchises und Serien des US-Studios konzentriert, weil sich diese auch weltweit am besten vermarkten lassen - und die sicher auch für die hiesige Kundschaft der Hauptgrund für den Abschluss eines Abos gewesen sein dürften. In internationale Produktionen werde man hingegen weniger investieren. Wenige Tage später wird nun deutlich, was dieses "weniger" konkret für Deutschland bedeutet - und es ist einige Monate nach dem Rückzug von Sky aus der Produktion fiktionaler Serien der nächste Tiefschlag für die hiesige Produzentenlandschaft.

Wie Quellen aus dem Unternehmen gegenüber DWDL.de bestätigen, gehören die für 2024 konkret angekündigten Serien "Turmschatten" und "Zeit Verbrechen" ebenso wie etwa "Miss Fallaci" aus Italien zu den Serien, die auf der Streichliste stehen - und das, obwohl sie bereits fertig produziert oder in der Produktion weit fortgeschritten sind. "Zeit Verbrechen" etwa wird auf der Berlinale in Kürze ihre Weltpremiere feiern - doch wo die auf dem gleichnamigen Podcast basierende Serie dann regulär zu sehen sein wird, ist nach der Entscheidung von Paramount unklar.

Hinter der Serie steht die Produktionsfirma X Filme Creative Pool, die nun ebenso eine neue Heimat für die Serie suchen dürfte wie The Amazing Company, die für Paramount+ im Herbst vergangenen Jahres die Romanadaption "Turmschatten" abgedreht hat - immerhin unter anderem mit Heiner Lauterbach und Désirée Nosbusch sehr prominent besetzt.

Doch es trifft nicht nur neue Produktionen, auch ein großer Teil der seit dem Start schon veröffentlichten deutschen Produktionen wurde - im Zuge einer generellen Bereinigung der Library-Inhalte auch aus anderen Ländern - nun wieder aus dem Streamingangebot entfernt. Wer etwa nach den Serien "Kohlrabenschwarz", "A Thin Line", "Die Chemie des Todes" oder "Der Scheich" sucht, wird nicht mehr fündig oder landet via Google auf 404-Fehlerseiten von Paramount+. Auch die mit großem Tamtam angekündigte deutsche Adaption von "RuPaul's Drag Race" ist nicht mehr abrufbar - die Frage nach einer möglichen Fortsetzung hat sich damit also ebenfalls erledigt.

Vom großen Aufschlag von Paramount+ in Sachen deutscher Fiction ist somit nunmehr erstmal kaum mehr übrig als die Serie "Eine Billion Dollar", die sich nach wie vor bei Paramount+ im Angebot findet. Aus dem Hause Paramount heißt es, dass man sich auch künftig nicht komplett aus der Produktion deutscher Inhalte zurückziehen werde - sowohl fiktional wie auch non-fiktional. Allerdings dürfte es künftig wohl größtenteils eher auf vergleichsweise kostengünstig zu produzierende Inhalte wie "Germany Shore" hinauslaufen, das aber ja auch schon vor dem Start von Paramount+ existiert hatte und auch bei MTV im Free-TV läuft. Diese Sendung ist jedenfalls auch jetzt weiter abrufbar.

Was in Sachen fiktionaler Produktionen von Paramount hierzulande noch zu erwarten ist, bleibt hingegen im Unklaren. Im Frühjahr 2022 hatte man eine langfristige, internationale Partnerschaft mit Gaumont verkündet, in deren Zusammenhang auch die Dramedy "Anywhere" in Deutschland entstehen soll. Diese findet sich jedenfalls nicht in der aktuellen Streichliste.

Auch wenn man das Angebot an lokalen Inhalten ganz erheblich geschrumpft hat: Als eigenständigen Streamingdienst soll es Paramount+ in Deutschland weiterhin geben - auch das ist nach den Aussagen von Bob Bakish aus der vergangenen Woche keine Selbstverständlichkeit. Bakish hatte erklärt, dass man sich mit Paramount+ vor allem auf englischsprachige Märkte konzentrieren und in anderen Ländern stärker auf lokale Partnerschaften setzen wolle. In Deutschland sieht man sich einstweilen aber gut aufgestellt mit der Doppelstrategie aus Standalone-Dienst und Partnerschaften etwa mit Sky und Amazon, wie man aus dem Unternehmen hört.

Paramount+ wird es also in Deutschland weiter geben. Fest steht aber, dass vom "Mountain of Entertainment" zumindest mit Blick auf deutsche Produktionen nur noch ein Häufchen Unterhaltung übrig bleibt.

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