Nachdem die bayerische AfD-Landtagsfraktion einem Reporter des Bayerischen Rundfunks (BR) Hausverbot für alle Parteiveranstaltungen erteilt und angekündigt hat, nicht mehr mit ihm "zusammenarbeiten" zu wollen, hat der BR den Schritt kritisiert. Wie der Sender mitteilte, habe Katrin Ebner-Steiner, die Vorsitzende der AfD-Fraktion, dem Sender in der vergangenen Woche mitgeteilt, ein Mitarbeiter aus der Redaktion Landespolitik habe sie beleidigt. Der Reporter weise die Vorwürfe jedoch entschieden zurück und der BR habe keinen Anlass, daran zu zweifeln.

Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, geht es in dem Streit offenbar um mehr als eine angebliche Beleidigung, sondern vielmehr um unerwünschte Berichterstattung. So verweist AfD-Landeschef Stephan Protschka dem Bericht zufolge darauf, der Landesvorstand habe die Maßnahme gegen den Reporter auch wegen Verbreitung von "Falschinformationen" sowie "Anstiftung" zur Herausgabe von Partei- und Fraktionsinterna beschlossen.

Thomas Hinrichs © BR / Markus Konvalin Thomas Hinrichs
Thomas Hinrichs, Informationsdirektor des BR, bezeichnet die von der Partei erhobenen Vorwürfe am Freitag als gegenstandslos. Die Vorstandsbeschlüsse von AfD-Fraktion und -Landespartei seien inakzeptabel: "Dies ist der Versuch, den Bayerischen Rundfunk in seiner journalistischen Arbeit massiv zu behindern. Ich werte dies als Angriff auf die Pressefreiheit."

Ähnlich äußerte sich BR-Chefredakteur Christian Nitsche: "Unser Mitarbeiter berichtet seit fünf Jahren über die AfD. Er hat vieles aufgedeckt, auch die AfD-Chats auf Telegram mit Umsturz- und Bürgerkriegsphantasien. Seine Recherchen wurden bundesweit beachtet. Man kann vermuten, dass er mundtot und sein Informationsnetzwerk in der AfD kaputt gemacht werden soll. Wir werden ihn natürlich weiter als Rechercheur und Berichterstatter einsetzen."

Zugleich teilte der BR mit, man erwarte, dass das Kommunikations- und Hausverbot "unverzüglich rückgängig gemacht wird". Danach sieht es derzeit eher nicht aus. In der "SZ" sagte AfD-Landeschef Protschka, das Hausverbot gelte für den einzelnen Reporter, ansonsten sei der BR "ein immer gern gesehener Gast".