Nachdem sich die Gewerkschaften beim letzten Abschluss bei der ARD für den Zeitraum von April 2021 und Ende 2023 mit einer moderaten Tariferhöhung um 2,8 Prozent plus der einmaligen 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie zufrieden gegeben hatten, verlangen sie diesmal einen deutlich größeren Aufschlag. Die Gewerkschaften ver.di und DJV gehen mit der Forderung nach einer Erhöhung von Gehältern und Honoraren um satte 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro (bzw. 200 Euro bei Volontariaten und in Ausbildungsverhältnissen) in die Verhandlungen.

Die Arbeitgeber-Seite hat hingegen bislang noch gar keine verhandlungsfähigen Angebote unterbreitet - und haben dies offenbar auch nicht so schnell vor. So habe beispielsweise der SWR laut ver.di frühestens für Ende April ein beziffertes Angebot in Aussicht gestellt, auch in den anderen ARD-Sendern gebe es keine Fortschritte. Die Gewerkschaften sprechen daher von einem "Spiel auf Zeit". Volkmar Kah, Verhandlungsführer des DJV-NRW sagt: "So ein Verhalten ist respektlos - und die Geduld der Beschäftigten ist jetzt aufgebraucht. Die Forderungen der Belegschaft liegen seit Wochen auf dem Tisch. Das kann der WDR nicht einfach aussitzen."

Die Sender stehen allerdings auch vor dem Problem, dass noch völlig unklar scheint, ob die angekündigte moderate Beitragserhöhung Anfang 2025 von der Politik überhaupt verabschiedet wird - und selbst der KEF-Vorschlag sieht nur eine übersichtliche Steigerungen des Gehalts-Budgets vor. So wurden für 2025 und 2026 steigende Ausgaben für den Personalaufwand um je 2,71 Prozent anerkannt, für 2027 und 2028 nur um 2,25 Prozent. Generell drängt man auf eine Absenkung des Gehaltsniveaus bei den Öffentlich-Rechtlichen. Wenn der WDR also vorrechnet, dass eine so deutliche Gehaltserhöhung im Umkehrschluss den Abbau von über 400 Stellen bedeuten würde, dann ist das nicht völlig aus der Luft gegriffen.

Auf der anderen Seite stehen aber natürlich die Sorgen der Beschäftigten, die die hohe Inflation der vergangenen Jahre natürlich wie alle anderen auch zu spüren bekommen haben - auch wenn diese inzwischen wieder nachgelassen hat. "Der Unmut bei den Beschäftigten wächst nach einer Rekordinflation bei parallel sehr niedriger Tarifentwicklung. Es ist völlig unverständlich, warum die ARD-Verantwortlichen die Beschäftigten in den Sendern hinhalten. Die Erhöhungsforderungen sind wichtig, um den zwischenzeitlichen Kaufkraftverlust auszugleichen, deshalb müssen sie auch so schnell wie möglich vereinbart werden. Doch die Sender SWR, WDR, NDR und BR bieten bislang nichts an, obwohl bereits drei Monate nach Ende der Laufzeit vergangen sind. Das ist schon eine gewaltige Missachtung der tagtäglichen Arbeit von Freien und Angestellten sowie den Auszubildenden in den Sendern, deren berechtigte Erwartungen kaltschnäuzig negiert werden", kritisiert Christoph Schmitz-Dethlefsen, für Medien zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand.

Die Tariflaufzeiten bei verschiedenen ARD-Anstalten enden zu unterschiedlichen Terminen, bei NDR, WDR, SWR und BR war dies aber bereits zum Ende des vergangenen Jahres der Falll. Für Ende März ist aber auch der Tarifvertrag beim Deutschlandradio gekündigt, Ende April läuft der aktuelle Vertrag aus, einen Monat später dann beim Saarländischen Rundfunk. Weitere Sender folgen im weiteren Verlauf des Jahres.

Update, 14:53 Uhr:

Beim WDR heißt es, dass es derzeit unter anderem Einschränkungen bei den regionalen Hörfunk-Nachrichten gibt. So werde statt der "Lokalzeit" im Radio die überregionale Ausgabe "WDR aktuell" gesendet. Generell seien die Streikauswirkungen fürs Publikum aber "bisher wenig bemerkbar".

Die Forderungen der Gewerkschaften bezeichnete der WDR unterdessen als "für den WDR nicht finanzierbar und damit auch realitätsfremd", auch wenn man seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern natürlich gute Arbeitsbedingungen und eine wettbewerbsfähige Bezahlung bieten wolle. Man werde ein "verantwortungsvolles Angebot" unterbreiten, "im Sinne einer gesicherten und soliden Finanzplanung".

Update, 15:17 Uhr:

Auswirkungen aufs Programm des NDR oder die Sendungen der "Tagesschau" hat es nach Angaben des NDR nicht gegeben.

Update, 16:06 Uhr:

Auch beim SWR hat es nach Angaben des Senders zwischen 9:30 Uhr und 15 Uhr "keine ersichtlichen Auswirkungen für das Publikum" gegeben. "Programmausfälle konnten durch den kurzfristigen Einsatz von Mitarbeitenden des SWR, die sich nicht an dem Warnstreik beteiligten, verhindert werden."