Der deutliche Rückgang insbesondere auf dem deutschen TV-Werbemarkt traf die RTL Group im vergangenen Jahr bekanntlich empfindlich, trotzdem schaffte es Bertelsmann auf Konzernebene den Umsatz 2023 zum zweiten Mal in Folge über der 20-Milliarden-Marke zu halten. Weil das Buchverlags-, Musik- und Bildungsgeschäft besser lief, sank der Konzernumsatz nur leicht um 0,4 Prozent auf 20,2 Milliarden Euro. Rechnet man nun noch Wechselkurs- und Portfolio-Effekte heraus, dann ergab sich sogar ein leichtes organisches Wachstum um 0,8 Prozent.

Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hielt sich mit 3,1 Milliarden Euro ebenfalls fast auf Vorjahresniveau, als an dieser Stelle 3,2 Milliarden Euro standen. Hier ist es auf ein profitableres Geschäft von Arvato un dder Bertelsmann Education Group zurückzuführen, dass der Rückgang bei der RTL Group nicht durchschlug. Das Konzernergebnis stieg sogar von 1,1 auf 1,3 Milliarden Euro um mehr als 25 Prozent an - was sich allerdings auf den Einmaleffekt aus dem Verkauf der Majorel-Anteile zurückführen lässt.

Mit seinem geplanten Konsolidierungskurs auf dem europäischen Medienmarkt ist Konzernchef Thomas Rabe freilich wenig voran gekommen. "In den Jahren 2021 und 2022 musste Bertelsmann vier geplante Unternehmenstransaktionen absagen, drei wegen der ablehnenden Haltung der Wettbewerbsbehörden", räumt er ein. Man habe aber "gute alternative strategische Lösungen gefunden."

Rabe: "So verlängerte die französische TV-Gruppe Groupe M6 die Senderlizenz ihres Hauptsenders, kündigte ein Investitionsprogramm und ambitionierte Wachstumsziele für den Streaming-Dienst M6+ an und erwarb die Übertragungsrechte für die Fußball-Weltmeisterschaften 2026 und 2030. Im Dezember 2023 vereinbarte die RTL Group den Verkauf von RTL Nederland für 1,1 Milliarden Euro an DPG Media verbunden mit einer umfassenden strategischen Partnerschaft. Penguin Random House erwarb 2023 insgesamt zehn Verlage, unter anderem die Mehrheit an dem stark wachsenden Verlag Sourcebooks in den USA. Und schließlich verkaufte Bertelsmann seine Anteile an dem Customer-Experience-Unternehmen Majorel für rund eine Milliarde Euro an den Marktführer Teleperformance."

Für 2024 erwartet man nun einen "moderaten Umsatz- und Ergebnisanstieg in den fortgesetzten Geschäften", so Finanzvorstand Rolf Hellermann. Weil man Majorel aber ja schon verkauft hat und RTL Nederland und die DDV Mediengruppe verkauft werden sollen, wird der ausgewiesene Umsatz deutlich sinken. Thomas Rabe: "Aufgrund des Verkaufs von Majorel sowie des geplanten Verkaufs von RTL Nederland passen wir unsere Umsatz- und Ergebnisziele für das Jahr 2026 an und rechnen fortan mit einem Konzernumsatz von rund 21 Milliarden Euro sowie einem Operating EBITDA adjusted von rund 3,4 Milliarden Euro. Darin nicht enthalten sind die möglichen Zuwächse aus 'Breakout'-Investitionen und 'Regional Boost'. Durch den Verkauf von Majorel und den geplanten Verkauf von RTL Nederland stehen uns erhebliche zusätzliche Mittel für Investitionen und Wachstum zur Verfügung." 

Als "Breakout" bezeichnet Bertelsmann seinen Plan, bestehende Geschäfte und ihre Wertschöpfungsketten durch das Zusammengehen mit anderen Unternehmen auszubauen. "Regional Boost" ist im Bertelsmann-Sprech der Ausbau der Geschäfte in "besonders vielversprechenden Regionen", wozu Bertelsmann die USA, Brasilien, Mexiko und Indien zählt. Das US-Geschäft soll in wenigen Jahren bereits den höchsten Anteil zum Konzernumsatz beisteuern.