Spekulationen darüber, wie lang es die Frühjahrsversion der Fernsehmesse in Cannes noch geben wird, machen schon seit vielen Jahren die Runde. Schon weit vor Corona hatte ein Bedeutungsverlust der MIPTV, eingeleitet durch das Fernbleiben zunächst der großen US-Studios, eingesetzt, dem über die Jahre immer weitere große Player folgten. Die Veranstalter unternahmen seither diverse Versuche, die zweite Messe neben der deutlich größeren MIPCOM im Herbst zu beleben, schufen das begleitende Serienfestival Canneseries, bauten erheblich mehr Networking-Möglichkeiten auf dem Messegelände ein, nachdem die klassischen Stände nur noch einen Bruchteil der Fläche des Palais belegten.

Doch während sich die MIPCOM nach der Corona-Pause erholte und fast noch besser besucht schien als vor der Pandemie, war die Leere bei der MIPTV im Frühjahr auch im vergangenen Jahr kaum zu leugnen. In diesem Jahr dürfte es nicht besser aussehen: In zwei Wochen steht die 61. Ausgabe der MIPTV an - und wer sich in der Branche umhört, der stellt fest, dass selbst viele langjährige MIP-Veteranen in diesem Frühjahr nicht planen, nach Cannes fahren. Und diejenigen, die ihr Ticket schon gebucht haben, berichten von noch ziemlich vielen freien Slots in ihrem Terminkalender.

Insofern kommt die Entscheidung der MIP-Ausrichterin RX France jetzt nicht überraschend: Die kommende MIPTV wird zugleich die Letzte sein, nach 61 Jahren endet also diese lange Geschichte - die übrigens auch schon deutlich länger dauert als die der MIPCOM im Herbst, die erst Mitte der 1980er erstmals stattfand. Nachdem kürzlich schon Berichte die Runde machten, dass man über einen Umzug der Frühjahrs-MIP an einen anderen Ort verhandelt, steht zudem nun endgültig fest: Im kommenden Jahr wird als Ersatz erstmals die MIP London stattfinden.

Dass die Chancen auf eine belebte Veranstaltung dort deutlich besser stehen, hängt damit zusammen, dass man sich an ein Event dranhängt, das sich über die letzten Jahre als neuer Fixpunkt im Kalender der Fernsehbranche herausgebildet hat: Die London TV Screenings. Ursprünglich von All3Media, Banijay, Fremantle und ITV Studios ins Leben gerufen, nehmen inzwischen 29 Vertriebsfirmen an dieser Veranstaltung teil. Neben den von den Distributoren organisierten Veranstaltungen gibt es bislang aber keinen zentralen Markt - den nun also die neue MIP London liefern soll.

Dementsprechend steht auch der Termin fürs kommende Jahr bereits fest: Die MIP London findet parallel zu den Screenings vom 24. bis 27. Februar statt, wobei es am Sonntag, 23. Februar bereits ein Pre-Opening gibt. Die MIP London wird im Savoy Hotel und IET London: Savoy Place stattfinden, zwei benachbarten Locations im Londoner West-End. Die MIP London soll dabei nicht einfach eine MIPTV in London sein, sondern andere Schwerpunkte legen: Es gehe weniger ums Ausstellen als darum, "internationalen Unternehmen, die in London präsent sein wollen, maßgeschneiderte, skalierbare Möglichkeiten zu bieten, sich an einem Ort zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen", wie es heißt. Durch ein "umfassendes Einladungsprogramm" sollen Einkäufer freien Zugang erhalten.

"Es besteht ein anhaltender Appetit auf einen globalen Content-Markt in der ersten Jahreshälfte. Die MIP London wird nicht nur den vollen Veranstaltungskalender entlasten, sondern auch eine zusätzliche Anlaufstelle für internationale Unternehmen bieten, die sich zur gleichen Zeit in London treffen", sagt Lucy Smith, Direktorin der Entertainment Division von RX France, der Veranstalterin der MIP-Märkte. "Märkte zu veranstalten, die den Kunden die bestmöglichen Lösungen für die Präsentation ihrer Inhalte und die Erleichterung von Geschäftsabschlüssen bieten, ist das, was wir bei MIP am besten können und worauf wir sehr stolz sind, wie wir seit Jahrzehnten in Cannes und kürzlich in Cancun bewiesen haben."

Smith betonte, dass man sich in den letzten Monaten mit jenen beraten habe, die im Rahmen der London TV Screenings bereits Veranstaltungen und jenen, die das vorhaben. "Unsere Vision ist ein Markt, der das etablierte Filmprogramm ergänzt und nicht mit ihm konkurriert, der einem breiten Spektrum von internationalen Verleihern, Studios und Einkäufern weitere Möglichkeiten zur Teilnahme bietet und der im Februar noch mehr Geschäfte nach London bringen kann - zum Nutzen aller."