Sie bezeichnet sich selbst als "Journalistin, Aktivistin, Moderatorin, Podcasterin und Psychologin im Bereich Wirtschaft" und als "Syrerin in Almanya", die am liebsten Kartoffelbrei isst. Von sich reden machte Helen Fares zuletzt allerdings vor allem mit ihrem privaten Instagram-Account, wo sie ihren fast 100.000 Followern jüngst die Nutzung einer App empfahl, mit der sich Waren identifiziert lassen, die auf einer Boykott-Liste stehen, um mit dem Kauf solcher Produkte die israelische Wirtschaft nicht zu unterstützen.

Kein Einzelfall: Schon zuvor hatte die Moderatorin zum Boykott israelischer Erzeugnisse aufgerufen. Sehr zum Missfallen des SWR, für den Helen Fares ein digitales Dialog-Format namens "MixTalk" moderierte. In Zukunft wird sie das nicht mehr tun, denn am Montagabend hat der SWR erklärt, sie von ihren Moderationsaufgaben entbunden zu haben, "nachdem sie wiederholt auf ihrem privaten Social-Media-Account extreme politische Positionen geäußert hat", wie es heißt. 

"Dem SWR ist es wichtig, dass der in Rede stehende Post nicht im Kontext einer Beschäftigung für den SWR entstanden ist", teilte der Sender mit. Und weiter: "Der SWR hat Frau Fares darauf hingewiesen, dass für Moderatorinnen und Moderatoren eines Debattenformats zum Schutz der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Sendung eine Pflicht zur Neutralität gelte. Diese Neutralität ließ Frau Fares in ihren Social-Media-Aktivitäten vermissen."

Zugleich verwies der SWR in seiner Stellungnahme auf "klare Regeln für den Umgang mit Äußerungen auf Social Media". So heißt es: "Auch wenn Journalistinnen und Journalisten selbstverständlich eine politische Meinung haben können, darf die Unabhängigkeit des SWR und jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedes einzelnen Mitarbeiters durch Social-Media-Aktivitäten nicht beeinträchtigt oder in Zweifel gezogen werden." Im konkreten Fall sehe der SWR diesen Grundsatz verletzt.

"Antisemtische Boykotthaltung"

Zuvor hatte sich unter anderem der frühere Grünen-Politiker Volker Beck, heute Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, kritisch über die Moderatorin geäußert. "Mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag halte ich so eine antisemitische Boykotthaltung für nicht vereinbar", sagte Beck gegenüber "Bild" und erklärte, den SWR-Intendanten Kai Gniffke direkt angeschrieben zu haben.

Deutlich wurde auch der Journalist Hasnain Kazim. "Heute vor sechs Monaten drangen Hamas-Terroristen in Israel ein, mordeten, vergewaltigten, verbrannten Menschen bei lebendigem Leib. Weit mehr als tausend Menschen wurden ermordet. Noch immer hält Hamas Geiseln gefangen. Und einer SWR-Moderatorin fällt nichts anderes ein, als eine App zu bewerben, die im Supermarkt Marken erkennt, die mit Israel in Verbindung stehen, damit man diese Produkte boykottieren kann", schrieb Kazim auf X. "Das ist 'Kauft nicht bei Juden!' im Jahr 2024. Wahnsinn."