Beim WDR wird derzeit nicht nur über die Gehälter der Festangestellten verhandelt, auch ein neuer Honorarrahmen für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird derzeit ausgehandelt. Am Dienstag steht die achte Verhandlungsrunde diesbezüglich an - und sie wird diesmal von einem umfangreichen Warnstreik begleitet.

Der Ausstand soll am Dienstag um 2 Uhr nachts beginnen und bis Donnerstag, 2 Uhr andauern. Aufgerufen sind nicht nur alle festangestellten und arbeitnehmerähnlichen Journalistinnen sowie die Volontäre, auch wer in technischen Berufen arbeitet - also beispielsweise Kameraleute oder Cutter, soll sich beteiligen.

Zum Warnstreik aufgerufen haben die Gewerkschaften an allen Standorten und Redaktionen des WDR, Aktionen sind in Aachen, Bielefeld, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Münster, Siegen, Arnsberg und Wuppertal geplant. Die zentralen Kundgebungen finden in Köln statt: am Dienstag um 10 Uhr vor dem 1Live-Haus in Köln und am Mittwoch, 13 Uhr, gegenüber der Rechtsschule.

DJV-Verhandlungsführer Volkmar Kah: "Seit der letzten Verhandlungsrunde haben wir die Zahlen, die der WDR für den neuen Honorarrahmen vorgelegt hat, intensiv geprüft. Wenn sich an dem vorliegenden Vorschlag nichts ändert, wird es bei zahlreichen Honoraren enorme Verschlechterungen geben. Für einzelne Positionen sind Einkommensverluste bis zu 30 Prozent zu befürchten. Das ist mit uns nicht zu machen! Grade die Freien brauchen mehr Schutz und Sicherheit – ein fairer und verlässlicher Honorarrahmen ist für sie existenziell wichtig! Das werden die Kolleg:innen mit ihrem 48-stündigen Streik noch einmal ganz deutlich machen."

Kah weiter: "Der WDR träumt zwar vom großen Wandel, vergisst aber, dabei die Menschen mitzunehmen, die für ihn arbeiten. Es gibt keinen Wandel ohne Wertschätzung! Daran müssen wir den Arbeitgeber immer wieder erinnern."

Update vom 7.5.: Der WDR entgegnet den Vorwürfen der Gewerkschaft mit folgendem Statement:

"Der WDR will seinen festen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin gute Arbeitsbedingungen, sichere Arbeitsplätze und eine wettbewerbsfähige Bezahlung bieten. Gleichzeitig muss der WDR wirtschaftlich verantwortungsvoll handeln und kann nur das Geld ausgeben, das sicher zur Verfügung steht. Den unrealistischen Gewerkschaftsforderungen von mehr als zehn Prozent plus für Gehälter und Honorare steht seit Mitte April dieses WDR-Angebot gegenüber: Der WDR bietet rückwirkend zum Januar 2024 eine Steigerung von 2,25 Prozent bei den Gehältern an. Mit diesem Angebot schöpft der WDR aktuell seinen finanziellen Rahmen im Personalbereich aus. Wenn der Rundfunkbeitrag wie von der KEF vorgeschlagen steigt, werden die zusätzlichen Mittel Anfang 2025 umgehend für eine Steigerung um weitere 2,46 Prozent von Gehältern und Honoraren genutzt.

Teil der Verhandlungen mit den Gewerkschaften ist ein neuer Honorarrahmen für freie Kolleginnen und Kollegen, da der bisherige veraltet ist. Wenn der WDR in der crossmedialen Arbeitsrealität fair, angemessen und vergleichbar honorieren will, geht das nur mit einem zeitgemäßen Honorarrahmen. Hinzu kommt, dass die Gewerkschaften den Tarifvertrag und damit auch den Honorarahmen zum Jahresende 2023 gekündigt haben – weshalb ohnehin über einen neuen Honorarrahmen verhandelt werden muss."

Zu den Streikauswirkungen heißt es, dass man sich bemühe, die wahrnehmbaren Auswirkungen fürs Publikum möglichst gering zu halten. Aufs "Morgenmagazin" habe wie gewohnt live gesendet werden können, Einschränkungen gebe es mit Stand vom Dienstagmorgen vor allem bei den Regionalnachrichten im Hörfunk.