Nachdem sich der NDR Rundfunkrat vergangene Woche nochmals mit der kritisierten und schließlich gänzlich aus der ARD Mediathek entfernten Dokumentation "Deutsche Schuld" befasst hatte, kam Dietmar Knecht, Vorsitzender des NDR Rundfunkrates, zum Ergebnis, dass das Programm in der Tat "missglückt" sei. Sein Gremium hatte zuvor mit knapper Mehrheit festgestellt, dass das Programm gegen den NDR-Staatsvertrag verstoßen habe. Man habe sich aber die Entscheidung über Konsequenzen nicht leicht gemacht. Kritisiert wurde das Auslassen von "wesentlichen Informationen zur Geschichte und Entwicklung Namibias nach dem Ende der Kolonialzeit bis heute".
"Dass die Dokumentation dauerhaft aus allen Ausspielwegen des Programms herausgenommen wurde, ist Ergebnis einer intensiven fachlichen und sachlichen Aufarbeitung der Vorwürfe auch unter Beteiligung unserer Gremien. Es hat sich gezeigt, dass der Einsatz sogenannter Presenter-Formate für Dokumentationen über komplexe historische Zusammenhänge kritisch zu hinterfragen ist." Nun soll sich NDR-Intendant Joachim Knuth vor dem Gremium äußern und die Frage beantworten, wie der NDR künftig mit sogenannten Presenter-Formaten umgehen will.
Für die Dokumentation "Deutsche Schuld - Namibia und der Völkermord" reiste die Moderatorin und Journalistin Aminata Belli zwei Wochen lang durch Namibia, um über ein Verbrechen zu sprechen. Aminata Belli sagte vor dem Start in der Mediathek: "In dem Film spreche ich über Verbrechen, die bis heute kaum aufgearbeitet sind und in die auch die evangelische Kirche verwickelt war. Ich möchte wissen, was das alles mit uns Deutschen zu tun hat." Produziert wurde das Format von NDR, MDR, rbb und SWR.
Befasst hat sich der Rundfunkrat auch nochmals mit den vielen Programmen, die in den vergangenen Jahren anlässlich der Corona-Pandemie gesendet wurden. Knecht erklärte: "Die öffentliche Debatte um die Corona-Protokolle des RKI hat gezeigt, dass eine unabhängige Aufarbeitung für die Gesellschaft von hoher Relevanz ist. Auch Rolle und Einfluss der Medien müssen reflektiert werden mit dem Ziel, in einer möglichen nächsten Krise noch pluraler zu berichten sowie politische Prozesse noch kritischer zu begleiten und zu hinterfragen."
Das Gremium hat in seiner Sitzung außerdem dem Produktionsvertrag der erfolgreichen Serie "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte" und der Fortführung des Produktionsrahmenvertrages aus dem Bereich Natur- und Tierfilm für die Jahre 2026 bis 2028 zugestimmt.