Wie geht’s mit dem BR-Stammsitz in der Münchner Arnulfstraße weiter, wenn der Neubau in Freimann endgültig fertiggestellt und von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bezogen wurden? Klar war bereits, dass der BR auch künftig am Funkhaus festhalten wird - aber nur noch in Teilen. Künftig wird die öffentlich-rechtliche Anstalt wohl nur noch rund 20 Prozent der bisherigen Fläche benötigen, weil vieles nach Freimann verlagert wird. "Ziel ist ein lebendiger Mediencampus, der eigene Nutzungen mit Drittnutzungen verbindet", hieß es vom BR im Sommer 2023 gegenüber DWDL.de.  

BR-Intendantin Katja Wildermuth hat nun mit der "Süddeutschen Zeitung" über Details der künftigen Nutzung gesprochen. So will man die Hälfte des Stammgeländes verkaufen, betroffen ist der nördliche Teil des Areals. Hier gibt es aber einen großen Unsicherheitsfaktor: Auf dem Gelände steht der sogenannte Studiobau, der vom bayerischen Landesamt für Denkmalpflege aktuell auf Schutzwürdigkeit hin geprüft werde, berichtet die "SZ". Das heißt: Wird der Bau zum Denkmal erklärt, wäre er für Investoren nicht mehr so attraktiv - und dem BR würde wohl bares Geld verloren gehen. 

Mit den Erlösen aus dem Verkauf will man nämlich eigentlich den anderen Teil rund um das Hochhaus an der Arnulfstraße sanieren und eben zu einem Campus umbauen, der sich dann auch stärker als bislang für die Öffentlichkeit öffnet. Sollte der Denkmalschutz für den Studiobau kommen, "wäre die gesamte Arealentwicklung für den BR wirtschaftlich nicht mehr darstellbar", sagt Wildermuth gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Nach Angaben der Zeitung würde der Wert des Grundstücks ohne entsprechenden Denkmalschutz im "höheren zweistelligen Millionenbereich" liegen. Eine Entscheidung des Landesamts erwartet der BR im Sommer. 

Im Funkhaus verbleiben sollen künftig das BR-Studio Oberbayern sowie das Rundfunkorchester und der BR-Chor. Die Ensembles gehen während der Neuentwicklung zunächst an den dritten Standort des BR nach Unterföhring - den will man mittelfristig allerdings verkaufen, wie Katja Wildermuth nun sagt. Im vergangenen Jahr hieß es vom BR noch, man wolle den Standort in Unterföhring "verwerten" - ein kleiner, aber feiner Unterschied. 

Doch wie genau soll das BR-Funkhaus in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofs nun genau gestaltet werden? Der öffentlich-rechtliche Sender will nach einer Sanierung in die unteren Etagen des Hochhauses ziehen und die oberen vermieten - hier erwartet man sich höhere Preise aufgrund der guten Sicht über die Stadt. Die umliegenden Gebäude sollen neu gestaltet werden, geplant sind öffentlich zugängliche Bereiche, als Beispiel nennt die "SZ" hier Gastro-Angebote. 

Im westlichen Bereich des Areals, das derzeit noch als Parkdeck dient, soll ein Kulturzentrum entstehen. "Wir wollen dort zwei Säle für Konzerte und Veranstaltungen einrichten", so die BR-Intendantin. Das wäre auch ein Zugeständnis an die vielen Kulturschaffenden, denn der Studiobau, der, je nach Denkmal-Status, wohl abgerissen wird, beinhaltet heute schon drei ausgebaute Konzertsäle. Weitere Gebäude in der unmittelbaren Umgebung sollen saniert und vermietet werden. Wildermuth spricht hier von einer möglichen Vermietung an "andere Medienpartner", um "gemeinsam einen Ausbildungscampus für Medienberufe" zu schaffen. 

Mediencampus mit BLM und/oder ZDF?

Und auch wenn der Plan noch gar nicht zu 100 Prozent fixiert ist, stellt Wildermuth gegenüber der "SZ" schon die ersten, potenziellen Interessenten vor. So spricht die BR-Intendantin von "aussichtsreichen Gesprächen" mit der Akademie der bayerischen Presse oder auch der BLM. Außerdem prüft das ZDF nach BR-Angaben aktuell, ob es seinen Münchner Standort von Unterföhring in Richtung Innenstadt verlagern kann und will.

Bis das alles soweit ist, wird allerdings noch viel Zeit vergehen. Der Umzug nach Freimann soll erst 2026 beendet sein. Dann sollen Sanierung und Umbau des Funkhauses beginnen, mit einer Fertigstellung rechnet der BR 2030. "Ich halte es für die Auftragserfüllung für unverzichtbar, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit publikumsrelevanten Angeboten auch räumlich in der Mitte der Gesellschaft bleibt", sagt Wildermuth in der "SZ" außerdem auf die Frage, warum es überhaupt einen Standort in der Münchner Innenstadt brauche. "Das Funkhausareal soll ein demokratischer Ort für den Dialog mit dem Publikum sein, ein Ort für Medienkompetenz mit Schülern, ein Ort der Kultur und Musik. Die Nähe zum Hauptbahnhof ist dafür ideal."

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