Der Preis für die Beste Kamera / Fiktion Kino ging in diesem Jahr an Patrick Orth für seine Bildgestaltung von Ayşe Polats für den mit der Lola preisgekrönten dystopischen Thriller "Im toten Winkel". Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury dabei vom "Kamera-Konzept des bewussten Nicht-Zeigens", bei dem der Blick auf das Schicksal des Einzelnen – trotz der neutralen auktorialen Erzählform – niemals verloren gehe.

In der Kategorie Fiktion Screen wurde Christopher Aoun für seine Bildgestaltung von Helene Hegemanns Beitrag zur Filmreihe "Zeit Verbrechen – Deine Brüder" geehrt. Die Jury lobt hier den "multiperspektivischen Blick auf die Figuren und ihre Überforderung". Die starke Handschrift des Kameramannes zeige sich in jeder Einstellung, dennoch "setzen sich Farbdramaturgie, Bewegungen, Bildausschnitte und Lichtsetzung nicht vor den Inhalt".

Noah Böhm erhielt einen Preis für seine Kameraarbeit in Berthold Wahjudis Kurzfilm "Sensibelchen". Der Jury gefiel hier die "unaufgeregte Handkamera", die "auf intime Art die Enge des kleinbürgerlichen Milieus" sowie die "raue und kalte Lebenswirklichkeit des heranwachsenden Jungen" visualisieren.

Im Doku-Segment gab es Preise für Daniel Guliyev (Kino) und Nicolai Mehring (Screen). Guliyev wurde für die Bildgestaltung in Orkhan Aghazadehs Dokumentarfilm "Die Rückkehr des Filmvorführers" ausgezeichnet. "Jedes Bild wie ein Gemälde", schwärmt die Jury, die Guliyev attestiert, "mit seiner Kamera die Poesie des Kinos" zu feiern. Mehring wird für seine Kamerarbeit beim der Doku "Erfundene Wahrheit – Die Relotius-Affäre" geehrt. In der Begründung der Jury heißt es: "Nicolai Mehring erzeugt stilsicher eine Ästhetik, die auch alltäglichen Motiven etwas Besonderes verleiht. Seine Blickwinkel, Lichtgestaltung und Kadrierung prägen die filmische Erzählung eines der größten Skandale im deutschen Journalismus."

Der Preis für die Beste Kamera in der Kategorie Information und Kultur geht an Lukas Wunschik, der für Carmen Buttas "360° Reportage: Cholitas, die fliegenden Frauen Boliviens" auf dem höchstgelegenen Skate-Gelände der Welt oberhalb der Millionenstadt La Paz drehte. Die "präzise und gleichzeitig hochdynamische Kameraarbeit", mit der Lukas Wunschik die "Cholitas" in der Halfpipe und im Feierabendverkehr der bolivianischen Großstadt festhielt, überzeugte die Jury.

Während im Kamera-Bereich somit allein Männer ausgezeichnet wurden, setzten sich beim Besten Schnitt zwei Editorinnen durch. Der Preis für den Besten Schnitt / Doku Screen ging an Yana Höhnerbach für ihre Arbeit an "Drei Frauen - Ein Krieg". Sie schaffe es, dass private Fotos, Tagebücher, Briefe, Kriegsdokumentationen und Archivmaterial zu einem fesselnden Zeitdokument verschmelzen, die Jury spricht von einer "meisterhaft präzisen Schnittleistung". Die Editorin Anne Jünemann wird für ihre Arbeit an Behrooz Karamizades Drama "Leere Netze" in der Kategorie Bester Schnitt / Fiktion Kino geehrt. Die Jury erklärt: "Dramaturgisch und emotional zwingend folgt Anne Jünemann dem Schicksal der Figuren mit einem erzählerisch analytischen Blick, der beeindruckt."

Zwei Nachwuchspreise wurden vergeben. Zum Einen an Markus Ott für seine Bildgestaltung in Natascha Stogus Kurzfilm "Guardians of Colors". Dem Kuratorium gefiel die durchgängig gefühlvolle Lichtgestaltung der großen Museumsräume und die Farbgebung des Films, die die Bilder von Markus Ott nachdrücklich im Gedächtnis der Betrachtenden verankern. Philipp Straetker wird für den temporeichen Schnitt des Serienpiloten „Gastrogötter“ ausgezeichnet, den er auch selbst inszeniert hat. Das Kuratorium verleiht den Nachwuchspreis für die „dynamischen Schnittsequenzen, das saubere Sounddesign und eine innovative visuelle Bildgestaltung“. Die Nachwuchspreise wurden in diesem Jahr von Arri und Cinegrell gestiftet.

Und schließlich gab es noch einen Ehrenpreis für den Schweizer Kameramann Rainer Klausmann, der mit zahlreichen nahmhaften Filmemachern und -macherinnen wie Werner Herzog, Markus Imboden, Oliver Hirschbiegel, Isabell Kleefeld und Fatih Akin zusammengarbeitet hat. Laut Kuratorium des Deutschen Kamerapreises hat Rainer Klausmann "mit künstlerischer Hingabe, technischem Können und seiner Fähigkeit, Geschichten mit visueller Brillanz zu erzählen", das Gesicht des modernen Films geprägt: "Wir ehren einen Künstler, dessen Lebenswerk nicht nur ein Meilenstein der Filmgeschichte ist, sondern auch kommenden Generationen eine Quelle der Inspiration sein wird."