Anfang 2023 kündigte das ZDF gemeinsam mit öffentlich-rechtlichen Anstalten aus Kanada (CBC/Radio-Canada, Belgien (RTBF) und der Schweiz (SRG SSR) die Gründung des gemeinsamen Forschungsprojekts "Public Spaces Incubator" an. Gemeinsam arbeitet man seither daran, neue Tools zu entwickeln, die Websites und Apps der Sender besser für den öffentlichen Dialog nutzbar zu machen - abseits der Abhängigkeit von kommerziellen Plattformen.
Die Zusammenarbeit wurde im Rahmen der der Arbeit an "Public Social Spaces" nun nicht nur um zwei Jahre bis Frühjahr 2027 verlängert, zudem kamen noch zwei neue Partner an Bord: Neben der australischen ABC bringt sich nun auch die ARD mit ein. Das ergibt auch mit Blick auf den Reformstaatsvertrag Sinn, in dem unter anderem auch gefordert wird, dass ARD und ZDF mehr Interaktion und Partizipation ermöglichen sollen.
Der ZDF-Intendant bezeichnete es als "großen Gewinn", dass man die neuen Partner gewinnen konnte. Norbert Himmler: "Zusammen mit der Verlängerung um zwei Jahre zeigt das auch, welchen Erfolg unsere Projektarbeit in den vergangenen eineinhalb Jahren bereits erreichen konnte. Erste Prototypen haben wir bereits vorgeführt, bei deren Entwicklung die Nutzerinnen und Nutzer immer eng eingebunden waren. Am Ende werden wir ganz neue Möglichkeiten haben, um unsere digitalen Plattformen noch besser zum respektvollen und konstruktiven Dialog zu nutzen."
Zu diesen drei Protoypen gehört der "Comments Slider". Er ermöglicht allen, die keinen Kommentar schreiben möchten, ihre Meinung über einen verschiebbaren Regler kundzutun. Beim "Public Square View" werden Inhalte als Livestream ausgestrahlt, die Nutzerinnen und Nutzer können auf einzelne Momente mit Emojis reagieren und an Blitzumfragen teilnehmen. Anschließend gelangen sie in einen Chatroom, in dem sie die einzelnen Szenen des Streams kommentieren können.
Protoyp Nummer 3 trägt den Namen "Representing Perspectives". Er zeigt in einem Gesprächsraum, welche Rolle Userinnen und User beim Schreiben von Kommentaren einnehmen. Die Rollen variieren je nach Thema und werden von den Redaktionen, die das jeweilige Angebot betreuen, festgelegt. Dadurch kann die Vielfalt unterschiedlicher Perspektiven verdeutlicht werden, und Redaktionen haben die Möglichkeit, unterrepräsentierte Perspektiven stärker zu betonen. Der praktische Einsatz der Tools ist ab 2025 geplant.
Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke sagt zur neuen Beteiligung der ARD: "Jeden Tag werden wir mit Informationen überflutet. Vieles davon ist falsch, gefälscht oder bewusst irreführend. Es ist schwierig, zwischen fake news und verlässlicher Information zu unterscheiden - und so geht es am Ende um Vertrauen. Darum ist der Austausch mit unseren Nutzerinnen und Nutzern so wichtig. Da erklären wir, wer wir sind und wie wir arbeiten. Wir übernehmen die Verantwortung für unsere Inhalte. Dialog macht User zu Gesprächspartnern und schafft so das gegenseitige Vertrauen, das Sicherheit gibt."