Wer schon einmal in New York City war, dem dürfte kaum entgangen sein, wie verrückt die Amerikaner den Big Apple mit Werbung zu plakatieren. Und das längst nicht nur am Times Square, wo Touristen die Werbung auch noch via Urlaubsfoto transportieren. Während man in Deutschland Plakatwerbung von Fernsehsendern regelrecht suchen muss, mischen sie in den USA ganz vorne mit, um im im Vergleich zu Deutschland noch deutlich stärkeren Wettbewerb der Sender aufzufallen. Das Rezept der meisten Kampagnen ist dabei weniger die kreative Idee als die simple Regel: Viel hilft viel.

Derzeit startet in den USA die Summer Season - und während sich die großen Networks mit einigen Shows und Reality-Programmen sowie vielen Wiederholungen über den Sommer hangeln, buhlen nun vor allem die Kabel-Sender um Zuschauer für ihre neuen Formate. Das hat einen regelrechten Plakat-Overkill zur Folge, bei dem man schnell den Überblick verliert, bei welchem Sender jetzt eigentlich welches neue Format anläuft. In dieser neuen Kolumne soll künftig jede Woche ein Blick auf diese deutlich ausgeprägtere Kultur des Marketings bei US-Sendern geworfen werden. Wer macht sich und sein Format gerade zum Talk of the Town? Eindrücke und Stimmungen aus dem Big Apple gehören ebenso dazu wie der Faktencheck: Hält das Format denn dann auch, was die Werbung verspricht? Oder war so mancher Marketing-Zirkus völlig umsonst inszeniert?

Wie die US-Sender die Neustarts der letzten Woche in New York beworben haben, können Sie hier anschauen:

The Platinum Hit Logo© Bravo
Der Times Square ist kostspielig. Was für Touristen gilt, gilt für das Schalten von Werbung ebenso. Kein Wunder, dass man hier fast ausschließlich die großen Networks findet, die für "The Voice" und "America's Got Talent" (NBC) oder das zuletzt durch die Jury-Änderungen in den Schlagzeilen stehende "The X Factor" (FOX) werben. Erst in den Seitenstraßen des Times Squares oder beim Warten auf die Subway stößt man auf die kleineren Plakate der Cable Networks. Eine Werbung sticht da derzeit besonders hervor: In allen U-Bahnhöfen macht der Cable-Sender Bravo, Teil der NBC-Familie, auf sein neues Aushängeschild "The Platinum Hit" aufmerksam. Die Castingshow ähnelt auf den ersten Blick anderen Formaten des Genres und verfolgt doch ein etwas anderes Konzept: Zwölf ambitionierte Songwriter bzw. Musiker kämpfen Woche für Woche gegeneinander und müssen in diversen Challenges ihr Können als Songwriter und Musiker unter Beweis stellen. Unter dem Motto „music competition gets rewritten“ feierte Bravo letzte Woche die Premiere.

Neben dem Wettbewerb ums Songs schreiben wird natürlich auch hier das Streitpotential unter den Kandidaten stark in Szene gesetzt. Am Ende jeder Sendung bewertet die zweiköpfige Jury (Sängerin & Songwriterin Jewel & Songwriterin Kara DiGuardi) gemeinsam mit Gast-Juroren (bspw. Natasha Bedingfield, Leona Lewis, Donna Summer) die komponierten Songs, die auch von den Kandidaten selbst gesungen werden müssen. Dem Gewinner von „The Platinum Hit“ winken 100.000 $, sowie ein Verlags- und einen Plattenvertrag.

Doch nicht nur für die Sendung wurde überaus stark geworben, auch in der Sendung gibt es einen interessanten Deal zu beobachten. „The Platinum Hit“ ist die erste Sendung überhaupt in den USA, die „shazamable“ ist. Das bedeutet: Während der laufenden Sendung gibt es immer wieder Einblendungen des Shazam-Logos, die den Zuschauer darauf aufmerksam machen sollen, dass er in dem Moment mit seinem Smartphone die Musikerkennungs-App „Shazam“ aktivieren kann, um dadurch weitere Infos zu den Songs der Kandidaten zu erhalten oder dann im späteren Stadium der Show, die Songs anhören und im Sinne der Wertschöpfungskette auch kaufen zu können. Das Element wird uns wohl noch häufiger begegnen: Shazam hat diesen Deal auch mit den Sendern Oxygen und Syfy abgeschlossen.

Die Quote der ersten Folge von "The Platinum Hit" war für Bravo allerdings angesichts der große angelegten Plakatkampagne und unzähligen Trailern auf NBC-Sendern enttäuschend. Mehr als eine Zielgruppenquote von 0,4/1% hat sich der Sender sicherlich erhofft.

The World According to Paris Hilton Promo© Oxygen
Ein weiteres neues Format wurde in der letzten Woche mit einer großen begleitenden Promotionkampagne in den USA gelauncht. Die neue Dokusoap von Paris Hilton„The World According to Paris“ hatte ihre Premiere am 1. Juni auf dem Sender Oxygen. Neben unzähligen Billboards auf den New Yorker Taxidächern, musste Paris auch selbst die Werbetrommel rühren - was imagetechnisch allerdings gehörig in die Hose ging. Offiziell will sie mit ihrer neuen Show zeigen, dass sie erwachsener geworden ist und nicht mehr nur als Partygirl wahrgenommen werden möchte. Ob es dazu aber hilfreich ist, dass sich die Dokusoap doch vorwiegend um ihre Luxusprobleme dreht wie beispielsweise den SMS-Streit mit ihrem Freund, den sie im Laufe der Staffel auch heiraten möchte?

Kein Wunder, dass sie in erster Linie Spott erntete. Als Gast in der Talkshow „The View“ wurde Paris Hilton von den Moderatoren Whoopi Goldberg und Barbara Walters attackiert, dass sie alles andere als erwachsener geworden sei und von den Amerikanern nicht als Frau ernst genommen werde. Dabei wolte Paris doch vor allem über das Verarbeiten ihrer Sex-Tape-Geschichte reden und tingelte gemeinsam mit ihrer Mutter durch diverse Talkshows. Doch trotz spontanem Heul-Anfall der Mutter gab es auch hierfür vor allem Kritik - so leicht lassen sich die Amerikaner dann wohl doch nicht für dumm verkaufen.

Project Runway Logo© Lifetime
Zum Wochendende hat sich zudem auch Heidi Klum mal wieder ins Gespräch gebracht bzw. bringen lassen: Wie Lifetime-Chefin Nancy Dubuc bekanntgab, wird sich Heidi Klum für die bald startende neunte Staffel von „Project Runway“ für Promoplakate ausziehen - was bei den doch allgemein noch eher etwas prüderen Amerikanern für Aufruhr sorgte und heiß diskutiert wurde. Lifetime möchte mit diesem Schritt ab sofort die moderne, starke und selbstbewusste sexy Frau von heute ansprechen und Heidi Klum spiegele all diese Attribute wieder, heißt es vom Sender. Abschließend erklärte Dubuc kurz und knapp, wieso gerade Heidi Klum perfekt für diese Aktion passe: "It's Heidi F---n' Klum“. Der typische New Yorker hatte dafür allerdings nur ein müdes Lächeln übrig, ist er doch tagtäglich sexuell angehauchter Werbung ausgesetzt.

Next week‘s outlook: MTV will mit seinem neuen Werwolf-Format „Teen Wolf“ einen Hit landen und die Macher der Erfolgsserie „Glee“ suchen einen neuen Hauptdarstaller mit Hilfe der Show „The Glee Project“.