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In NRW geht es im Medienausschuss des Landtages an diesem Donnerstag um den "Bürgerfunk". Die privaten Lokalsender in NRW sind verpflichtet, von Bürgern selbst produzierte Beiträge zu gesetzlich vorgegebenen Zeiten auszustrahlen. Derzeit ist das wochentags ab 21 Uhr der Fall. Geht es nach vielen Bürgerfunkern und auch manch Medienpolitikern vor allem aus den Reihen der regierungsbeteiligten Grünen, dann ist das zu unprominent. Diskutiert wird darüber, künftig die Bürgerfunk-Beiträge bereits zwischen zwischen 18 und 20 Uhr zu senden. Die Chefredakteure der NRW-Lokalstationen lehnen das ab. "Viele Sender müssten ihre aktuellen Lokalnachrichten in den Abendstunden eindampfen und könnten auch keine Werbung in dieser Zeit mehr verkaufen." Lokale Medien hätten ohnehin genug zu kämpfen. "Da fänden wir es schon sehr bedenklich, wenn eine Reduzierung professioneller journalistischer Angebote jetzt auch noch gesetzlich verordnet wird." Die teils sehr speziellen Themen der Bürgerbeiträge würden ihr Publikum zudem unabhängig vom Zeitpunkt der Ausstrahlung finden. Die Chefredakteure unterstützen stattdessen den Gesetzentwurf von SPD-Medien-Staatssekretär Marc Jan Eumann. Dieser sieht keine Änderung der Sendezeiten, aber eine neue Onlineplattform sowie einen Lehr- und Lernsender im Radiobereich nach dem Vorbild von "nrwision" vor. Siehe dazu auch: "fiene & quo vadis bürgerfunk".

Deutschlandradio Kultur© Deutschlandradio Kultur
Am Samstag vergangener Woche ist Deutschlandradio Kultur mit einem neuen Sendeschema an den Start gegangen, das - wie bei einem Relaunch üblich - nicht nur auf positives Echo stößt. Besonders stören sich viele Hörer an der Einstellung der nächtlichen Sendung "2254". In dem seit 1991 laufenden Format konnten Hörer über eine kostenfreie Telefonnummer ihre Meinungen und Ansichten öffentlich mitteilen und zur Diskussion stellen. Kritiker der Entscheidung haben eine Online-Petition gestartet und damit inzwischen etwas über 1.700 Unterstützer gefunden. Aus ihrer Sicht verliert Deutschlandradio Kultur "ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal". "Mit dem Format einer nahezu barrierefreien, live moderierten Hörersendung wurde Gesprächskultur gepflegt und die Mediendemokratie gestärkt. So vielfältig die Themen, so vielstimmig und unterschiedlich waren auch die Standpunkte und Beiträge, an denen sich Hörer/innen aller Generationen und sozialen Schichten beteiligten." Mit der Einstellung werde nun ein wichtiges Forum der Meinungsäußerung gestrichen. Deutschlandradio Kultur hingegen glaubt, mit einem breitgefächertes Musikprogramm aus den Bereichen Klassik, Americana, Weltmusik, Jazz und Rock seinem Auftrag besser gerecht zu werden. Dass die Entscheidung rückgängig gemacht wird, ist trotz der Kritik wohl kaum zu erwarten.

VPRT© VPRT
Gibt es in absehbarer Zeit - ähnlich wie im Fernsehen - beim Radio die Abschaltung des analogen UKW-Verbreitungswegs und den Zwangsumstieg auf das Digitalradio? Wenn es nach den Privatsendern geht auf keinen Fall. Bei der "VPRT Radio Lounge" rechnete Florian Fritsche, Leiter digitale Unternehmensentwicklung bei Antenne Bayern, vor, dass der UKW-Übertragung sowohl bei Umsatz, Nutzung und Verbreitung mit jeweils über 90 Prozent die mit Abstand größte Bedeutung zukomme. Und im Digitalbereich steige weniger die DAB+-Nutzung als die Nutzung von IP-Streaming-Angeboten. Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereichs Radio beim VPRT, bekräftigte: "Die Privatradios sind bereits heute digital auf allen Wegen vertreten. Trotzdem darf die UKW-Verbreitung nicht in Frage gestellt werden, schon gar nicht durch ein konkretes Umschaltdatum. Sie ist auch in absehbarer Zukunft mit Abstand die Grundlage unseres Geschäftsmodells." Vorbehalte gegenüber DAB+ gebe es nicht, es sei aber nur einer von vielen digitalen Übertragungswegen. Das wichtigste sei für die Privatsender eine gute Auffindbarkeit, die durch eine digitale Must-Carry-Regelung sichergestellt werden könnte. Thomas Fuchs, Direktor der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein sprach sich dann ebenfalls gegen ein konkretes Abschaltdatum aus. Allerdings brauche das Radio zukünftig einen eigenen digitalen Übertragungsstandard, der derzeit DAB+ sei.

BR Puls© BR
Diskutiert wurde bei der "VPRT Radio Lounge" auch über einen der derzeit größten Streitpunkte: Das Vorhaben des BR, seine Jugendwelle BR Puls statt BR-Klassik via UKW zu verbreiten. Die Privatsender und Martin Wagner, neuer Hörfunkdirektor des BR, brachten dabei nochmal die bekannten Argumente und Gutachten vor. Markus Blume, Medienpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, sagte, dass die Meinungsbildung zu dem Thema in der Fraktion noch nicht abgeschlossen sei. Er hoffe aber ohnehin, dass sich durch die Verschiebung um zwei Jahre auf 2018 die Möglichkeit ergebe, eine Lösung zu suchen, die die Interessen von BR und Privatradios zum Ausgleich bringe. Dies könne etwa mit einer Festlegung der Programminhalte von BR Puls erfolgen, die verhindern solle, dass ein drittes "Massenprogramm" des BR entstehe. Martin Wagner verwies auf den ohnehin sehr hohen Wortanteil des Senders, der damit gar nicht im Massenmarkt positioniert sei. Karlheinz Hörhammer und Philipp von Martius als Vertreter der Privatradios in Bayern trauen dem allerdings nicht. Die Erfahrungen aus anderen Bundesländern hätten gezeigt, dass die Jugendradios der ARD-Anstalten schnell und konsequent als Massenprogramme ausgebaut worden seien. Ein weiteres Wettbewerbsprogramm neben Bayern 1 und Bayern 3 vertrage der bayerische Radiomarkt aber nicht. "Eine Verschiebung bis 2018 schafft diese Probleme nicht aus der Welt. Gegen eine 'Flottenstrategie' mit drei starken BR-UKW-Programmen haben die Privaten in Bayern keine Chance."

Radio Wuppertal© Radio Wuppertal
Radio Wuppertal hat mit Beginn dieser Woche sein Lokalprogramm-Angbot ausgebaut. So stehen nun zusätzlich auch in der Vormittags-Sendung zwischen 10 und 12 Uhr Wuppertaler Themen im Vordergrund. Moderator ist Jens Voss, der bislang vor allem als Co-Moderator am Morgen eingesetzt wurde. Dort wird er von Ekin Yilmaz und Yvonne Peterwerth ersetzt, die aus der Babypause zurückkehren. Hauptmoderator am Morgen bleibt weiterhin Michael Brockordt. "Wir erfüllen damit einen ausdrücklichen Wunsch unserer Hörerinnen und Hörer", sagt Pfarrer Thomas Kroemer, Vorsitzender der Veranstaltergemeinschaft von Radio Wuppertal. Chefredakteur Georg Rose ergänzt: "Wir freuen uns sehr darauf, die Wuppertaler jetzt auch lokal durch den Vormittag zu begleiten – mit Themen aus Wuppertal für Wuppertal." Insgesamt bietet Radio Wuppertal damit künftig zehn Stunden lokales Programm.