Focus TV-Chef Matthias Pfeffer: Details zu neuen PayTV-Sendern

Herr Pfeffer, in dieser Woche beginnt die neue Lizenzperiode für die so genannten Drittsendeplätze bei den großen privaten Sendern. Focus TV ist ab dem kommenden Jahr bis zum Sommer 2013 unter anderem mit der Sendung „Fazination Leben“ wöchentlich bei RTL vertreten. Was erwartet die Zuschauer?

"Faszination Leben" ist ein Reportageformat, das sich mit Schicksalen und Geschichten von Menschen beschäftigt, die ihre Träume verwirklichen oder Probleme haben und versuchen, Hürden zu nehmen, um ihre Ziele zu erreichen. In den Geschichten sollen an Hand einzelner Geschichten und Schicksale gesellschaftliche, kulturelle und politische Themen bedient werden.

Das ist eine sehr weitläufige Beschreibung.

Wir haben das redaktionelle Konzept entsprechend breit gehalten, da das Format auf fünf Jahre angelegt ist. Einerseits wird die Sendung so bunt wie das Leben, ist aber klar formatiert. Ziel ist es, neben den Geschichten allgemeine Dinge klar, nachvollziehbar und emotional aufzuzeigen. Themen sind unter anderem die Jobsuche oder Probleme bei der Familienplanung aber auch die Herausforderungen neuer Technologien.

 

 

Wird die Sendung jeweils eine durchgängige Reportage zeigen oder wird sie eher ein thematisch gefächertes Magazin?

Geplant ist die Sendung als Reportage. Wir wollen aber auch versuchen, diese Formatfarbe zeitgemäß weiter zu entwickeln. Die Überlegungen hierfür sind jedoch noch nicht abgeschlossen.

Wie muss zeitgemäßes, gutes Reportagefernsehen heute aussehen? Können Sie das auf drei Schlagworte reduzieren?

Es muss dicht am Menschen, relevant und handwerklich gut gemacht sein - nach wie vor ist gutes Storytelling entscheidend. Das klingt relativ einfach, ist aber die Kunst, auf die es letztlich ankommt und die auch künftig professionelles Fernsehen von User Generated Content unterscheidet.

Werden Sie neue Erzählformen entwickeln?

Wir haben hier durchaus die Möglichkeit, ab und an neue Wege zu gehen und haben vor, zeitgemäße Reportagen zu zeigen. Das bedeutet auch, dass man ab und an den Zuschauer mal ein klein wenig mehr fordern darf, als außerhalb der Drittsendeplätze.

Die genauen Modalitäten der Drittsendelizenzen sind für manchen nicht nachvollziehbar. Zumal es mit DCTP und AZ Media hier zwei große Lizenzinhaber gibt und Produzenten wie Sie, die den Inhabern der begehrten Lizenzen ihre Inhalte verkaufen. Wie verhält es sich hier?

Es soll darum gehen, einen zusätzlichen Beitrag zur Vielfalt im Programm der privaten Sender mit einem Marktanteil von mehr als zehn Prozent zu leisten. Zum Ablauf einer laufenden Lizenzphase gibt es Ausschreibungen. Wir haben uns in der Vergangeneheit auch oftmals gegen bestehende Lizenzinhaber wie DCTP oder AZ Media beworben, sind aber mittlerweile dazu übergegangen, mit den Mitbewerben Vereinbarungen zu treffen, so dass wir ein Teil von deren Ausschreibung sind.

Sie sind also zu den Großen in diesem Bereich ins Boot gestiegen, als Sie merkten, sie bekommen keine eigene Lizenz?

Es wäre vielleicht irgendwann gegangen. Wir haben dann aber im Jahr 2004 eine andere Strategie eingeschlagen, weil wir es als sinnvoller erachtet haben, Teile der Sendezeiten in Abwechslung mit anderen Anbietern unter diesem Dach zu belegen. Dadurch gestalten die Partner den Auftrag zu Vielfaltssicherung sehr plural aus. Das macht das Modell auch für die kommende Ausschreibung weniger angreifbar. Und die Strategie geht auf: Neben den Reportagen für RTL erstellen wir für AZ Media bereits seit elf Jahren die Sendung "Future Trend" und sind froh, dass wir in der kommenden Lizenzphase bis Ende Juni 2013 auch diese Sendung mit 14 Folgen pro Jahr fortsetzen können.

Zum Thema Vielfalt: Wird denn das, was Sie bei „Faszination Leben“ zeigen, neu produziert, oder bestücken Sie die Sendeplätze mit umgestrickter Archivware?

Die Reihe wird weitestgehend neu produziert.

Der Sendestart ist im Januar. Wann beginnt für Sie die heiße Phase?

Die beginnt nach dem Sommer. Wir werden im September und Oktober die Redaktion zusammenstellen und mit der Produktion beginnen. Wir werden natürlich den eigenen Kollegen die Möglichkeit geben, an diesem Projekt mitzuarbeiten, es wird aber auch einige zusätzliche Arbeitsplätze geben.

Wird das, was Sie in der RTL-Reportagesendung zeigen auch auf anderen Kanälen zu sehen sein?

Auf anderen Sendern wohl nicht. Möglicherweise werden Sie die Inhalte aber noch einmal auf anderen Medienkanälen sehen. In den fünf Jahren, von denen bei dieser neuen Reihe die Rede ist, werden wir noch viel erleben was die Weiterverwertung professionell hergestellter Inhalte betrifft. Da wird sich sicher das eine oder andere - möglicherweise auch in adaptierter Form - wiederfinden. Das ist der Weg, den in Zukunft alle beschreiten werden.