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Iris Plach
Bundesliga, Buddies und Bier - so stellen sich viele wahrscheinlich den typischen Samstagnachmittag von Fußball-Fans vor. Und geben Sie's zu: Bei dem Bild denken doch auch Sie vor allem an Männer. Tatsächlich ist es jedoch eine bis heute weit verbreitete Annahme, dass Frauen bei Sport-Übertragungen im Fernsehen wegschauen. "Ein Mythos, der endgültig ausgedient hat", sagt dann auch Iris Plach. Sie ist Vice President Sales & Marketing beim Pay-TV-Vermarkter Sky Media und unterstreicht: "Die Vorstellung, dass Frauen sich nicht für Sport interessieren, gehört ins Archiv der Klischees". Die Realität sehe längst anders aus.
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Haruka Gruber
Ähnlich wie Plach sieht das auch Haruka Gruber, SVP Media Central EU beim Sport-Streamer DAZN: "Diese Annahme ist längst überholt." Gruber verweist etwa auf die Übertragungen des Frauenfußballs, wo rund die Hälfte des DAZN-Publikums weiblich sei. "Bei den Männer-Fußball-Übertragungen gibt es pro Spieltag ebenfalls Zuschauerinnen im signifikant sechsstelligen Bereich. Das ist für uns strategisch hochrelevant." Tatsächlich hat sich DAZN in der Vergangenheit darum bemüht, vermehrt in Frauen-Sport zu investieren und mit DAZN Rise gar einen eigenen kostenlosen FAST-Channel gestartet, dessen Programm sich alleine aus diesen Rechten speist.
Doch es ist keinesweg nur der Frauen-Sport, der die Frauen vor den Fernseher lockt. "Frauen sind begeisterte, leidenschaftliche Sportfans – und das nicht nur bei Großereignissen wie WM oder EM. Die weibliche Zielgruppe wächst kontinuierlich, besonders im Fußball", betont Iris Plach und verweist darauf dass die Entwicklung, die man in ihrem Haus beobachte, "eine klare Sprache" spreche. "Vor allem bei den 14- bis 29-jährigen Frauen verzeichnen wir in den Sportumfeldern ein starkes Wachstum im Vergleich zum Vorjahr." Das zeige, dass Sport für viele Frauen "fester, relevanter Bestandteil ihres täglichen Medienkonsums und heute nicht mehr wegzudenken" sei.
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Ralf Hape
Selbst in der ARD-"Sportschau" liegt der Anteil der Zuschauerinnen und Zuschauer inzwischen bei über 31 Prozent - "Tendenz steigend", sagt Ralf Hape, dem als Geschäftsführer des Vermarkters ARD Media freilich darum gelegen ist, auch potenziellen Werbekunden diese Botschaft mit auf den Weg zu geben. Eine Veränderung lässt sich demnach schon seit fast 20 Jahren beobeachten. "Spätestens seit dem Sommermärchen 2006 hat sich das Zuschauerbild im Sport komplett verändert", so Hape. "Sport ist längst kein Männerding mehr."
Noch deutlicher als bei der Bundesliga-"Sportschau" fällt der Frauenanteil bei großen Turnieren aus. So habe dieser während der Fußball-EM 2024 bei ARD und ZDF bei rund 44 Prozent gelegen, bei der Handball-WM in diesem Jahr waren es 46,2 Prozent und bei den Olympischen Sommerspielen 2024 sogar fast 49 Prozent. "Sport begeistert und weckt Emotionen - unabhängig vom Geschlecht", schlussfolgert der ARD-Media-Chef.
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Hans-Joachim Strauch
Auch beim ZDF Werbefernsehen ist man daher bemüht, den Mythos ein für allemal zu zerstreuen. "Wenn es um Sportformate im Allgemeinen geht, schalten genauso viele Frauen wie Männer das ZDF ein", sagt Hans-Joachim Strauch, Geschäftsführer des ZDF Werbefernsehens, zu DWDL.de und rechnet vor, dass rund 45 Prozent des ZDF-Sportpublikums weiblich ist. Zwar sei der Anteil der männlichen Zuschauer in "klassischen Ballsportarten" wie etwa Fußball gering höher. Disziplinen wie Reitsport, Fechten oder Biathlon würden jedoch stark von Zuschauerinnen verfolgt. In den klassischen Wintersportarten liege der Zuschauerinnenanteil zudem genauso hoch wie bei den männlichen Sportfans.
Angebote für "diverse Communitys"
Für die TV-Vermarkter liegt darin also eine echte Chance. "Genau um diese engagierten und interessierten weiblichen Zielgruppen punktgenau und wirkungsvoll zu erreichen, bieten wir Marken mit unseren erstklassigen Sportumfeldern die ideale Bühne", sagt Iris Plach von Sky Media. Und DAZN-Manager Haruka Gruber verweist auf "diverse Communitys", die man auf der Sport-Plattform anspreche, "von Darts über American Football bis hin zu Kampfsport". Gruber: "Die Vielfalt unserer Inhalte und Formate trägt dazu bei, dass sich immer mehr Frauen für Sportübertragungen begeistern." Daher entwickle man die Angebote gezielt weiter, um diese Zielgruppen noch besser zu erreichen, etwa mit passenden Formaten, Kommentatorinnen und Kommentatoren oder interaktiven Features.
Ein wenig Aufklärungsarbeit müssen die Vermarkter aber auch 2025 noch leisten. "Das ist wirklich ein altes Klischee", sagt Ralf Hape hinsichtlich der Ausgangsthese, "und wie das mit Klischees so ist: Sie halten sich erstaunlich lange, obwohl sie längst widerlegt sind."