Täuscht der Eindruck oder ist die Begeisterung für den Eurovision Song Contest in diesem Jahr bislang weitgehend ausgeblieben? Ein echter Hype scheint jedenfalls nicht ausgebrochen zu sein. Das passt allerdings gut ins Bild, schließlich gelang es ARD und ProSieben schon zu Jahresbeginn nicht, die Zuschauer für das Vorentscheid-Casting "Unser Star für Baku" zu begeistern. Doch womöglich täuscht der Eindruck tatsächlich - denn das am Donnerstag bei Phoenix ausgestrahlte zweite Halbfinale des ESC erzielte trotz allem richtig gute Quoten.

470.000 Zuschauer waren im Schnitt ab 21:00 Uhr dabei. Das waren über 200.000 mehr als 2009 - auch damals hatte Phoenix eine der Semifinal-Shows übertragen. Der Marktanteil lag in diesem Jahr übrigens bei 1,9 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen wurde mit 3,4 Prozent sogar gut das Dreifache des Senderschnitts erzielt. Auch hier ist der Vergleich zu 2009 interessant: Damals kam die Show beim jungen Publikum nicht über 1,4 Prozent hinaus. Ist das also aus Quotensicht womöglich ein gutes Omen für das Finale am Samstag?

 

Beim Finale im Jahr 2009, als das Duo Alex Swings Oscar Sings den 20. Platz für Deutschland belegte, brachte es die Show im Ersten nur auf 7,36 Millionen Zuschauer und lag damit auf dem ebenfalls für ESC-Verhältnisse mittelprächtigen Niveau von 2007. Als die No Angels im Jahr zuvor sogar nur den letzten Platz einfuhren, setzte es mit nur 6,38 Millionen Zuschauern sogar die schwächste Reichweite seit Jahren, wenngleich der Marktanteil mit knapp 34 Prozent beim jungen Publikum freilich nach wie vor beachlich ausfiel.

Und doch fällt auf: Am erfolgreichsten war der Eurovision Song Contest in den vergangenen Jahren meist dann, wenn Stefan Raab am Werk war. Den achten Platz von Max Mutzke bejubelten im Jahr 2004 durchschnittlich 11,47 Millionen Zuschauer, sechs Jahre zuvor markierte der Auftritt von Guildo Horn in Birmingham mit 12,67 Millionen Zuschauern den vorübergehenden Bestwert - der erst durch Lena Meyer-Landruts Sieg vor zwei Jahren getoppt wurde. 14,69 Millionen Zuschauer fieberten damals mit und trieben den Marktanteil beim jungen Publikum auf mehr als 60 Prozent.

Ähnlich stark schnitt im vergangenen Jahr die Übertragung aus Düsseldorf ab, die von 13,89 Millionen Zuschauern gesehen wurde. Eine zweistellige Reichweite gelang in den zurückliegenden Jahren ansonsten nur Olli Dittrich, der zusammen mit seiner Band Texas Lightning im Mai 2006 von im Schnitt 10,49 Millionen Zuschauern gesehen wurde - obwohl es nur für einen ernüchternden 15. Platz reichte.

Was steht an?

Bei RTL startet am Mittwoch um 20:15 Uhr die neue Staffel von "Typisch Frau - Typisch Mann" mit Dieter Nuhr. Der Sendeplatz ist neu, schließlich war die "große Show zum kleinen Unterschied", wie sie der Kölner Sender in der Vergangenheit gerne bewarb, im vergangenen Jahr noch freitags nach "Wer wird Millionär?" zu sehen. Nach starkem Auftakt im Dschungel-Umfeld musste "Typisch Frau - Typisch Mann" allerdings Federn lassen und lag am Ende sogar unterhalb des Senderschnitts.

So gesehen macht es wohl Sinn, das Format nun während der Sommermonate zu zeigen. Die kurze neue Staffel streckt RTL übrigens immerhin bis Anfang Juli, weil an EM-Spieltagen verständlicherweise Wiederholungen ausgestrahlt werden. Doch nicht nur die Rückkehr von "Typisch Frau - Typisch Mann" verspricht aus Sicht der Quoten interessant zu werden - mit "Günter Wallraff deckt auf! Der neueste Fall des Undercover-Spezialisten" zeigt RTL am kommenden Mittwoch noch dazu eine recht ungewöhnliche Programmfarbe. Im Vorfeld der Ausstrahlung hat es RTL jedenfalls ein großes Geheimnis darum gemacht, was Wallraff in seinem Special aufdecken möchte. Womöglich hilft das ja der Quote...

Unterm Strich stehen die Chancen gut, dass Dieter Nuhr am Mittwochabend ein verlässlicher Quotenbringer sein wird, wenngleich angesichts der rückläufigen Quoten der vorherigen Staffel keine Wunder zu erwarten sind. Gleiches gilt für den Eurovision Song Contest, der wohl nicht an die Rekord-Quoten der vergangenen beiden Jahre anknüpfen können wird - hinzu kommt, dass die sommerlichen Temperaturen die Reichweite womöglich zusätzlich drücken könnten. Schwächer als in den drei Jahren vor 2010 sollte es jedoch nicht laufen.