Nur allzu gerne wird sich über die zahlreichen Wiederholungen im Fernsehen beklagt, doch mit Blick auf die Quoten mancher Formate darf die folgende Frage durchaus erlaubt sein: Wollen die Zuschauer überhaupt frisches Programm? Anlass, diese Frage zu stellen, sind Beobachtungen aus der ZDF-Daytime. Zwischen Magazinen und Kochshows tummeln sich nämlich tagsüber allerlei Wiederholungen teils gut abgestandener Serien-Folgen. Der Witz an der Geschichte: Dass das ZDF derzeit vormittags auf "Rosenheim-Cops" und "SOKO Wismar" setzt und nachmittags die längst eingestellten "Rettungsflieger" zeigt, war keineswegs ursprünglich so geplant.

Viel mehr besitzen diese Formate Notnagel-Qualitäten, weil das Publikum neue Programmware verschmähte. Am Vormittag hatten die Zuschauer keine Lust auf den Medizin-Talk "Die Ärzte" oder einen "hallo Deutschland"-Ableger, nachmittags scheiterten auf dem Sendeplatz um 16:15 Uhr gleich mehrere Serien und zuletzt die Neuauflage der Spielshow "Die Pyramide". Doch während Micky Beisenherz mit der Sendung meist nur Marktanteile um sechs Prozent verzeichnete, bringt es die angestaubte Serie inzwischen mitunter sogar auf mehr das Doppelte. Den vorläufigen Höhepunkt verzeichneten "Die Rettungsflieger" am Donnerstag, als mit mehr als zwei Millionen Zuschauern ein überzeugender Marktanteil von 14,1 Prozent erzielt wurde.

Langzeittrend: Die Rettungsflieger
Die Rettungsflieger - WDH

Am Vorabend gibt's ein ähnliches Bild: Seit das ZDF im vergangenen Jahr die Serien-Wiederholungen eingeführt hat, sind die Einschaltquoten spürbar angestiegen. "Die Rosenheim-Cops" finden ihr Publikum seit Monaten - und es ist davon auszugehen, dass dies nicht anders sein wird, wenn das Zweite in wenigen Tagen die bayerische Serie durch alte Folgen von "Notruf Hafenkante" ersetzen wird. "SOKO Wismar" funktioniert derweil auch um 11:15 Uhr perfekt und schlägt das inzwischen parallel sendende "ARD-Buffet" um ein Vielfaches. Am Mittwoch reichte es beispielsweise für 1,05 Millionen Zuschauer und einen beachtlichen Marktanteil von 17 Prozent. Eine solche Reichweite schaffte die Kochshow "Topfgeldjäger" nachmittags übrigens nicht.

Unterm Strich muss bei aller Kritik an den Sendern auch dem Publikum ein Vorwurf gemacht werden. Die Lust auf Neues hält sich bisweilen in Grenzen. Bleibt nur zu hoffen, dass das Experimentieren aus diesem Grund nicht eingestellt wird.