Wir schreiben Mai 2006. Rückblickend betrachtet war das für RTL ein wichtiger Monat, denn mit "Dr. House" startete damals eine Serie, von der man vermutlich selbst nicht gedacht hätte, zu welchem Hit sie sich einmal entwickeln würde. Entsprechend unspektakulär fiel der Sendeplatz der ersten Folgen aus: Dienstags um 22:15 Uhr ging die Krankenhausserie an den Start - noch dazu kurz vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft. Das Publikum fand jedoch schnell Gefallen an dem mürrischen Arzt und RTL gab sich einen Ruck. Recht flott folgte die Vorverlegung auf den Sendeplatz um 21:15 Uhr. Von diesem Moment an entwickelte sich "Dr. House" vollends zum Abräumer.

Schon die erste Staffel war mit knapp 20 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe ein voller Erfolg, die zweite Staffel steigerte sich jedoch bereits auf 26 Prozent. Doch wer damals glaubte, die Spitze aller Quotenträume sei damit schon erreicht gewesen, musste sich eines Besseren belehren lassen. Während der dritten und vierten Staffel waren Marktanteile von mehr als 30 Prozent nämlich nicht die Ausnahme, sondern die Regel. "Dr. House" war zum damaligen Zeitpunkt die mit Abstand erfolgreichste US-Serie im deutschen Fernsehen und dominierte - gemeinsam mit "CSI: Miami" und "Monk" - spielend die Konkurrenz. Reichweiten von teils knapp sechs Millionen Zuschauern machten "House" auch beim Gesamtpublikum zu einem ernst zu nehmenden Konkurrenten.

Zuschauer-Trend: Dr. House
Marktanteile 14-49 Jahre

Dr. House - Quotenentwicklung© DWDL

Quelle: DWDL.de-Recherche

Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Kontinuierlich gingen die Zuschauerzahlen zurück - und zwar so weit, dass man heute bei RTL über das Aus der Serie vermutlich nicht ganz unglücklich sein dürfte. Der Quotentrend der vergangenen Staffeln spricht nämlich eine eindeutige Sprache. Seit der vierten Staffel, als "Dr. House" seinen Höhepunkt erreichte, hat sich der Marktanteil beim jungen Publikum glatt halbiert. Ähnlich entwickelten sich auch die Gesamtzuschauerzahlen. Die Gründe dafür sind vermutlich unterschiedlicher Natur. Neben der ganz normalen Abnutzung trägt wohl auch RTL durch eine bisweilen kuriose Programmierungsstrategie einen Teil der Schuld. Hinzu kommt neue Konkurrenz durch den von ProSieben ausgelösten Sitcom-Boom.

Unterm Strich hat RTL lange Freude gehabt an "Dr. House". Aus Sicht der Quoten kommt das Ende für den Kölner Sender aber gerade recht. Doch das Aus der Serie birgt zugleich auch Ungewissheit. Ob die zuletzt donnerstags schwächelnde Krimiserie "Bones" am Dienstagabend als "House"-Nachfolger Besserung bringen wird, ist ungewiss, zumal mit "CSI: Miami" noch ein weiterer Eckpfeiler des Programms wegbrechen wird.