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Wenn man die zu Ende gehende Saison von NBC beschreiben soll, dann wohl am ehesten so: Ein Network am Tropf von "The Voice". Die Strategie, die Dosis der Castingshow auf zwei Staffeln pro Jahr zu erhöhen, ist voll aufgegangen. Im Herbst wurde das jahrelang so gebeutelte NBC damit sogar Marktführer, auch die Frühjahrsstaffel lief prächtig. Im Schlepptau von "The Voice" feierten auch Serien wie "Revolution" und "Go On" anfangs große Erfolge. Doch die Pause zwischen den beiden "The Voice"-Staffeln zeigte: Ohne die Castingshow geht es NBC kein bisschen besser als die mageren Jahre zuvor, im Gegenteil: Der Sender wurde zeitweise bis auf Platz 5 durchgereicht.

Und so fällt die Bilanz des letzten Jahres im fiktionalen Bereich trotzdem ziemlich mau aus. Das fällt insbesondere im Sitcom-Bereich auf. Vor einem Jahr setzte NBC noch voll auf die Comedy-Karte, kündigte gleich für vier Abende Sitcoms an - wovon letztlich nur drei wirklich auf Sendung gingen. Doch die Bilanz war erschütternd: Keine einzige der neuen Sitcoms überlebte die erste Staffel - und mit "The Office" und "30 Rock" endeten auch noch echte Sitcom-Veteranen. Die kommende Saison stellt damit einen fast völligen Neustart in diesem Bereich dar. Und diesmal konzentriert man sich zumindest im Herbst auf einen Abend: Den für NBC schon traditionellen Sitcom-Donnerstag.

Den Auftakt bildet dort mit "Parks & Recreation" eine von lediglich zwei bereits etablierten Sitcoms, die NBC nun noch vorweisen kann. Die zweite verbliebene Sitcom "Community" hat hingegen noch keinen Starttermin und wird erstmal als Ersatz für Flops in der HInterhand behalten. Nach "Parks & Recreation" folgt mit "Welcome to the Family" eine neue Culture-Clash-Familien-Comedy, in der eine weiße auf eine Latino-Familie trifft - und durch eine Beziehung der Kinder mit prompter Schwangerschaft plötzlich miteinander klarkommen muss. Den bisherigen "The Office"-Sendeplatz um 21 Uhr übernimmt "Sean saves the World". Auch hier bleibt's familiär: Die volljährige Tochter zieht bei ihrem schwulen Vater ein, der nicht nur der weltbeste Dad sein will, sondern gleichzeitig auch auf der Arbeit immer stärker eingespannt wird. Den Abschluss des Sitcom-Blocks bildet die - autobiographisch angehauchte - "Michael J. Fox Show". Michael J. Fox spielt darin einen bekannten News-Anchor, der aufgrund seiner Parkinson-Erkrankung seinen Job vor fünf Jahren aufgegeben hatte und nun zurück ins Geschäft will.

Im Frühjahr im Anschluss an die Olympischen Winterspiele, die NBC als übertragender Sender auch zum Marketing von neuen Serien nutzen will - weshalb viele Neustarts erst für die Midseason angekündigt sind - gibt's dann dienstags doch wieder eine weitere Sitcom-Stunde. Während im Herbst "The Voice" dienstags erst um 21 Uhr startet und um 20 Uhr Platz für "The Biggest Loser" macht, rückt die Castingshow im Frühjahr wieder auf 20 Uhr vor und bildet das Lead-In für die Sitcom-Neustarts "About a boy" und "The Family Guide". "About a boy" ist eine Serien-Adaption des bekannten Films, "The Family Guide" basiert lose auf dem Leben von DJ Nash. Es geht um einen Sohn geschiedener Eltern, dessen Familie erst nach der Scheidung wieder langsam zusammenwächst.

Im Dramaserien-Bereich haben es immerhin zwei Neustarts der vergangenen Saison in eine zweite Staffel geschafft. Zum Einen wäre das "Chicago Fire", das vom Mittwoch auf den Dienstagabend wechselt und mit "Chicago, P.D." noch einen Ableger bekommt, dessen Sendeplatz und Starttermin allerdings noch nicht fest steht. Und dann wäre da noch die J.J. Abramas-Serie "Revolution". Den herausgehobenen Sendeplatz nach "The Voice" verliert die Serie und muss nun ohne jeden Vorlauf mittwochs schon um 20 Uhr ran. Dass das gewaltig schief gehen kann, hat erst in dieser Saison "Smash" vorgeführt, das ohne "The Voice" völlig versagt hat. Auch "Revolution" hat im Lauf der ersten Staffel kontinuierlich an Reichweite verloren und muss diesen Abwärtstrend nun sehr dringend stoppen.

In der kommenden Saison kommt nun statt "Revolution" James Spader (bekannt u.a. als Alan Shore aus "Boston Legal") in den Genuss des "The Voice"-Boosts. In "The Blacklist" spielt er einen Ex-Agent, der lange zu den vom FBI meistgesuchten Flüchtlingen zählte und in der Unterwelt Karriere machte. Doch dann stellt er sich plötzlich dem FBI und bietet einen Deal an: Er will bei der Ergreifung eines totgeglaubten Terroristen helfen, macht aber zur Bedingung, dass er nur mit einer bestimmten FBI-Mitarbeiterin zusammenarbeitet - die noch völlig neu in ihrem Job ist und keinerlei sonstige Verbindung zu ihm zu haben scheint. Es wird am späten Montagabend also mysteriös.

Überhaupt bleibt in der 22-Uhr-Schiene kein Stein auf dem Anderen. Montags läuft wie erwähnt "The Blacklist", "Chicago Fire" wechselt vom Mittwoch auf den Dienstag, "Parenthood" vom Dienstag auf den Donnerstag, mittwochs startet mit "Ironside" eine neue Cop-Serie, freitags darf im Herbst im Anschluss an "Grimm", dessen Ausflug auf den Dienstag in der kommenden Saison keine Fortsetzung findet, die neue Miniserie "Dracula" ran. Dracula (Rhys Meyers) tritt in der im späten 19. Jahrhundert angesiedelten Serie als amerikanischer Unternehmer in London auf, der an der neuen Technologie der Elektrizität interessiert ist - und nebenbei Rache an denen üben will, die ihn einst zur Unsterblichkeit verdammt haben. Im Frühjahr wird "Dracula" dann von "Crossbones" abgelöst - mit John Malkovich als Pirat Blackbeard. Das News-Magazin "Rock Center with Brian Williams", das nach ziellosem Hin- und Her-Schieben im NBC-Programm zuletzt am späten Freitagabend lief, wird übrigens nicht fortgesetzt.

Bleibt noch der Blick auf den Sonntag, wo NBC zunächst natürlich wieder Football zeigt, nach der Saison aber gewillt scheint, nicht mehr nur auf Reality-Shows zu setzen, sondern mit "Believe" und "Crisis" ab 21 Uhr auch zwei fiktionale Serien ankündigt. "Believe" ist dabei die zweite J.J. Abrams-Serie im NBC-Programm. Im Mittelpunkt steht das Mädchen Bo, das übernatürliche Kräfte besitzt, die in sieben Jahren erschöpft sein werden, und ein aus dem Gefängnis entflohener Mann namens Tate, der Bo vor denen beschützt, die sie wegen ihrer Fähigkeiten jagen. Mit "Crisis" bietet man zudem noch einen Verschwörungsthriller.

  Mo Di Mi Do Fr So
20:00 The Voice
The Biggest Loser
(Midseason: The Voice)
Revolution
Parks & Recreation
Dateline NBC
Football

(Mid- season: American Dream Builders, Believe, Crisis)
20:30 Welcome to the Family
21:00 The Voice
(Midseason: About a boy, The Family Guide)
Law & Order: SVU
Sean saves the World
Grimm
21:30 The Michael J. Fox Show
22:00 The Blacklist
Chicago Fire
Ironside Parenthood
Dracula
(Mid- season: Cross- bones)

(Noch ohne Starttermin: "Chicago P.D.", "The Night Shift", "Undateable"; Im Non-Fiction-Bereich stehen "The Million Second Quiz", "The Sing-Off" und "Food Fighters" noch ohne Sendetermin da.)

Abgesetzt oder beendet wurden: 1600 Penn, 30 Rock, Animal Practice, Deception, Do No Harm, Go On, Guys with Kids, The Office, Smash, The New Normal, Up all night, Whitney. Die Zukunft von "Hannibal" ist noch offen.

Für NBC bleibt es angesichts der vielen Neustarts wohl auch kommendes Jahr ein mühsamer Schritt im Neuaufbau. Angesichts so vieler Baustellen mutet es fast schon kurios an, dass man mit Jay Leno den Late-Night-Marktführer ohne Not bei der "Tonight Show" im Umfeld der Olympischen Spiele durch Jimmy Fallon ersetzt. Während das schon länger klar ist, hat NBC nun auch entschieden, wer Fallon in dessen bisheriger "Late Show" ersetzen wird: Seth Meyers, bestens bekannt aus "Saturday Night Live", wird die Sendung übernehmen. Lorne Michaels wird produzieren.

Auf der kommenden Seite gibt's einen Überblick samt Kurz-Beschreibung aller neuen NBC-Serien im kommenden Jahr.