Zunächst mal die gute Nachricht: Keine einzige Serie wurde bislang vorzeitig abgesetzt - manches Mal wurde zwar die Folgenzahl reduziert oder die sonst übliche Aufstockung um weitere Episoden blieb aus. Doch alle Serien, die in diesem Herbst bei den Networks neu gestartet sind, sind entweder noch auf Sendung oder wurden mit allen produzierten Folgen komplett ausgestrahlt. Angesichts der immer stärker werdenden Bedeutung zeitversetzter Nutzung - teils liegt diese inzwischen sogar höher als die Live-Nutzung - reagieren die Networks also offensichtlich weit weniger nervös als noch vor einigen Jahren. Trotzdem gab's natürlich auch in diesem Jahr wieder herbe Enttäschungen - und einen alles überstrahlenden Hit. Eine kleine Zwischenbilanz für die Neustarts dieser Saison.

Die größten Erfolge

This is us (NBC)
Ohne Frage der große Hit dieser Saison. Schon bei den LA-Screenings im Mai gehörte die emotionale Serie zu den Lieblingen der TV-Einkäufer - dass sie aber so einschlagen würde, hätte wohl kaum jemand erwartet. Mit fast elf Millionen Zuschauern (ohne zeitversetzte Nutzung) gab's zum Winterfinale sogar einen neuen Bestwert. Inzwischen braucht sich die Serie in der Zielgruppe auch nicht mehr hinter "Empire" zu verstecken, das nach der herausragenden ersten Staffel und einem Abwärtstrend in Staffel 2 zwar immer noch zum erfolgreichsten gehört, was das Network-Fernsehen zu bieten hat, aber nicht mehr den Ausnahmestatus der vergangenen beiden Jahre genießt.

Lethal Weapon (Fox)
Schon bei den Screenings als größter Publikumshit gehandelt, weil als Procedural einfach konsumierbar und mit bekanntem Franchise gesegnet. Tatsächlich gehört die Serie beim insgesamt schwächlenden Network Fox zu den größeren Erfolgen - allerdings mit nachlassender Tendenz. Von anfänglich knapp acht waren zuletzt noch etwas mehr als sechs Millionen Zuschauer übrig, in der Zielgruppe ging das Rating von starken 2,2 auf ordentliche 1,4 Prozent zurück. Es bleibt also spannend, wie sich die Serie weiter entwickeln wird.

Speechless und American Housewife (beide ABC)
Gleich an drei Abenden zeigt ABC inzwischen Sitcoms - und das mit Erfolg. Auch die beiden neuen Formate "Speechless" und "American Housewife" haben sich da bestens eingefügt - "Speechless" funktioniert gut zusammen mit "The Goldbergs", "American Housewife" setzt sich bisweilen sogar vor das Lead-In "The Middle". Weil auch auf "Modern Family" und "Black-Ish" weiter Verlass ist und "Last Man Standing" freitags eine Bank bleibt, hat ABC also insgesamt gut lachen.

Die größten Flops

Notorious (ABC)
Weil Kerry Washington schwangerschaftsbedingt einige Zeit pausieren musste, kehrt "Scandal" erst in 2017 auf den Bildschirm zurück - das Shonda-Rhimes-Lineup am Donnerstagabend war also in diesem Herbst erstmal dahin. Die Lücke füllen sollte "Notorious" - eine Serie, die ebenfalls mit den Themen Recht und Sex spielte und eigentlich von der Machart her gut zu den Shondaland-Serien passte. Doch die Zuschauer wollen dann offenbar doch lieber das Original: Von Anfang an waren die Quoten mau, ABC hat daher die Episodenzahl schon von 13 auf 10 reduziert. Auch wenn offiziell noch keine Absetzung ausgesprochen wurde, ist eine zweite Staffel ausgeschlossen.

Conviction (ABC)
Sollte den Platz von "Castle" am späten Montagabend füllen, konnte diese Lücke allerdings nicht füllen. Obwohl NBC in diesem Jahr mit "Timeless" nicht mehr an alte Erfolge auf diesem Sendeplatz anknüpfen konnte, reichte es im Schnitt nur für ein Zielgruppen-Rating von 0,7. In diesem Jahr darf daher "Quantico", das sich zuletzt sonntags sehr schwer tat, sein Glück am Montagabend versuchen.

Pure Genius (CBS)
Obwohl "Code Black" in der vorhergehenden Saison schon kein großer Erfolg war, versuchte man sich mit "Pure Genius" an einer weiteren Medical-Serie, diesmal im High-Tech-Bereich. Das ging gründlich schief: Im Anschluss an die Donnerstags-Sitcoms fand "Pure Genius" nie sein Publikum.

The Exorcist (Fox)
Dass ein bekannter Serientitel nicht unbedingt Garant für Erfolg ist, hat man in den letzten Jahren zur Genüge erfahren. Bei "The Exorcist" reichte es nicht mal für eine allzu große Anfangs-Aufmerksamkeit. Im Schnitt sahen weniger als zwei Millionen Zuschauer zu, mit einem Zielgruppen-Rating von zuletzt 0,6 kann man nicht mal an einem Freitag zufrieden sein.

Frequency und No Tomorrow (The CW)
Zum ersten Mal seit vielen Jahren hat The CW seinen beiden Herbst-Neustarts keine Verlängerung auf eine volle Staffel gegönnt. Das liegt zum Einen am insgesamt recht vollen Serien-Portfolio, zum Anderen aber auch an der enttäuschenden Performance von "Frequency" und "No Tomorrow". Es ist nicht ausgeschlossen, dass es trotzdem eine der Serien in eine weitere Staffel schafft - doch drauf wetten würden wir keinsfalls.

Das Mittelfeld

Designated Survivor (ABC)
Kiefer Sutherland als unverhoffter US-Präsident nach einem verheerenden Anschlag auf den US-Kongress - das klingt nach einem spannenden Plot. Allerdings hat die Serie Probleme, ihre Zuschauer zu halten: Nach einem erfolgreichen Start im September waren Anfang Dezember bereits die Hälfte der Zuschauer abhanden gekommen. Man darf gespannt sein, ob die Macher nochmal die Kurve kriegen.

Kevin can wait und Man with a Plan (beide CBS)
Montags versucht CBS mit bekannten Gesichtern in mehr oder weniger neuen Rollen zu punkten. Kevin James in der schlechteren "King-of-Queens"-Kopie "Kevin can wait" macht dabei aus Quotensicht eine recht gute Figur. Dass die Quoten deutlich nachgelassen haben, seit die Serie nicht mehr im Schlepptau von "The Big Bang Theory" läuft, verwundert nicht, ordentlich sind sie aber auch heute noch - und stets einen Tick besser als bei "Man with a Plan" mit Matt LeBlanc, das direkt im Anschluss läuft.

Bull und The Great Indoors (beide CBS)
Die beiden Serien sind mit den beiden größten Publikums-Magneten, die CBS zu bieten hat, als Lead-In gesegnet - bei beiden liegt die Latte dementsprechend besonders hoch. Michael Weatherly schlägt sich mit "Bull" nach seiner Ex-Serie "NCIS" wacker, holt locker zweistellige Millionenzahlen und in der Zielgruppe ordentliche Werte, die zwar etwas unter dem "NCIS"-Niveau liegen, aber nicht dramatisch weit. Anders ist das bei "The Great Indoors". Natürlich ist nicht zu erwarten, dass man nach dem Megahit "The Big Bang Theory" das Quotenniveau halten kann, doch dass mehr als die Hälfte der Zuschauer verloren gehen, ist dann doch nicht gerade als glorreich zu bezeichnen, zumal andere Serien das in der Vergangenheit besser gemacht haben.

Timeless (NBC)
Hohe Erwartungen, unter denen man blieb - das ist auch die Geschichte von "Timeless". Die Serie übernahm bei NBC den Sendeplatz am späten Montagabend nach "The Voice", der mit "Blacklist" einen großen Hit und mit "Blindspot" zumindest noch einen weiteren Erfolg hervorgebracht hat. Die Zeitreise-Serie konnte daran nicht so recht anknüpfen. NBC verlor zuletzt sogar die in den letzten Jahren quasi gepachtete Marktführung auf diesem Sendeplatz an "Scorpion" bei CBS. Ein Flop ist die Serie aber freilich nicht, die Quoten sind trotz allem solide bis ordentlich.

MacGyver (CBS)
Nicht allzu hoch waren zunächst die Erwartungen an die Neuauflage von "MacGyver", nachdem der Pilot so grauslig ausgefallen war, dass CBS bei den Screenings nur einen kurzen Zusammenschnitt zeigte und ihn lieber nochmal komplett neu drehte. Und das hat sich gelohnt: Die Serie schlägt sich am schwierigen Freitagabend sehr wacker und hat auch "Hawaii Five-0" im Anschluss neuen Schwung verliehen.

The Good Place (NBC)
NBC war in den letzten Jahren im Sitcom-Bereich viel Kummer gewohnt - da ist man schon zufrieden, wenn eine Serie wie "The Good Place" ins gute Mittelfeld kommt. Und genau da hat sie sich platzieren können.

Son of Zorn (Fox)
Die halb animierte, halb reale Sitcom läuft sonntags zwischen den "Simpsons" und "Family Guy" mit stark schwankenden Quoten. Eine große Fanbase kann sie nicht verzeichnen, man hat bei Fox auf diesem Sendeplatz allerdings auch schon deutlich größere Ausfälle gesehen.

Pitch (Fox)
Nach zehn Folgen war bereits Schluss, die Serie über die erste weibliche Pitcherin hat also keine Chance, sich im Frühjahr noch zu empfehlen - kann auf der anderen Seite aber auch nichts mehr kaputt machen. Die Quoten, die Fox am Donnerstagabend damit erzielte, waren insgesamt allerdings eher ernüchternd. Eine zweite Staffel wäre eher eine Notlösung zum Füllen des Programms.

Frisch gestartet

Noch etwas früh für ein Urteil ist es bei den Neustarts der letzten Tage. "Star" feierte seine Premiere bereits Mitte Dezember im Anschluss an "Empire". Dort waren die Quoten recht gut: 6,7 Millionen Zuschauer, 2,2/7 Prozent in der Zielgruppe. Nun muss die Serie allerdings ohne diese Unterstützung ran. Bei der Premiere im regulären Umfeld waren nun noch 4,8 Millionen Zuschauer übrig, in der Zielgruppe reichte es für 1,6/5 Prozent Marktanteil. Wird dieses Niveau in den kommenden Wochen gehalten kann Fox rundum zufrieden sein.

Noch eine neue Fox-Serie ist die Sitcom "The Mick". Auch hier fiel der Start sehr gut aus: 8,6 Millionen Zuschauer sahen die Premiere, 2,8/9 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe. Allerdings lief diese Folge auch im Anschluss an den Football. Auch hier stellt sich also die Frage, wieviele Zuschauer dauerhaft auf dem regulären Platz übrig bleiben. 3,4 Millionen waren es am Dienstag, 1,3/4 Prozent in der Zielgruppe - ungleich weniger also als bei der Premiere. Allerdings lief "The Mick" stärker als das vorausgehende "New Girl" - angesichts der allgemein schwachen Performance vieler Fox-Sitcoms, dürfte man also sogar recht zufrieden sein, falls das Quotenniveau gehalten werden kann.

Und schließlich startete an Neujahr auch noch "Ransom" - einmalig am Sonntag. Die Serie, an der RTL als Koproduzent beteiligt ist, wird nämlich völlig ungewöhnlich in Erstausstrahlungen am Samstagabend laufen, den die Networks eigentlich schon vor 20 Jahren aufgegeben haben und der für gewöhnlich nicht mit neuen Serien bestückt wird. So richtig überzeugend lief die Premiere am Sonntag dann auch nicht, insbesondere beim jüngeren Publikum. Aber wer weiß: Vielleicht findet "Ransom" angesichts der schwachen Samstags-Konkurrenz ein ausreichend großes Publikum.