© HBO
Eine Zeit lang schien es, als sähen alle großen Medienkonzerne ihr Heil darin, nicht nur alles selbst zu produzieren, sondern auch noch exklusiv auf der eigenen Streamingplattform zu verwerten - und zwar weltweit und dauerhaft. Doch es war eine Wette auf die Zukunft und ein Zuschussgeschäft. Mit Blick auf die allerorts angespannten Finanzen und die begrenzten Wachstumsmöglichkeiten im Abo-Geschäft setzt zunehmend ein Umdenken ein. Einer der Vorreiter hier ist Warner Bros. Discovery, wo David Zaslav sich schon lange als Fan etablierter Business-Modelle geoutet hat. Dazu passt auch eine Meldung aus dieser Woche, die "Deadline" als "Streaming Shocker" bezeichnet: Nach deren Informationen bietet WBD nämlich Netflix einige Titel aus der HBO-Library an - auf nicht-exklusiver Basis. Konkret geht es um "Insecure", "Ballers", "Band of Brothers", "The Pacific" und "Six Feet Under". Während das dauerhafte Bereithalten auf der eigenen Plattform Rechtekosten verursacht (was dazu führte, dass die mehrere Streamer ihre Kataloge gerade ausgemistet haben) könnte man so noch ein paar Lizenzeinnahmen mitnehmen. Ob der Deal zustande kommt und Schule machen wird, ist noch unklar. Klar ist aber: Die hohen Mauern, die die Streamer um ihre eigenen Inhalte zuletzt gebaut hatte, bröckeln inzwischen wieder.

The Flash © WBD
Ein paar zusätzliche Einnahmen täten Warner Bros. Discovery vielleicht auch deswegen ganz gut, weil sich an der Kinofront gerade ein Desaster abzeichnet: Vier DC-Filme stehen dort in diesem Jahr zur Veröffentlichung an, die zusammen wohl zwischen 1,1 und 1,2 Milliarden US-Dollar gekostet haben. Doch nachdem schon "Shazam! Fury of the Gods" unter den Erwartungen blieb, legte nun auch "The Flash" einen Fehlstart hin. In den USA wurden zur Eröffnung nur 55 Millionen US-Dollar eingenommen - halb so viel wie man bei einem Film dieses Kalibers erwarten müsste, wenn er profitabel werden soll. Weltweit waren es nach dem ersten Wochenende 135 Millionen Dollar. Problem könnte hier der angekündigte Neustart des DC-Universums 2025 sein - die noch ausstehenden Filme wirken daher wie Überbleibsel, die sich nicht dauerhaft in die DC-Welt einfügen werden. Und auch eine andere generelle Entwicklung übt finanziellen Druck auf die Medienkonzerne aus: Der Abwärtstrend beim Pay-TV: Einer Studie von PwC zufolge soll die US-TV-Industrie bis 2027 jährlich 30 Milliarden US-Dollar weniger aus dem Geschäft mit klassischen Pay-TV-Abos und Werbung einnehmen.

Emmys 2023 © Television Academy
Am Montag endet die Voting-Phase für die Nominierungen der Primetime Emmy Awards, wer sich Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen kann, wird am 14. Juli bekannt gegeben. Ob die Verleihung wie geplant am 18. September stattfinden kann, ist aber noch unklar und hängt davon ab, ob der Streik der Autorinnen und Autoren rechtzeitig beendet ist - schließlich müssen die Auftritte für die Show noch geschrieben werden. Wie "Deadline" berichtet, sei es dafür nötig, dass ein Einigung bis spätestens Anfang August in Sicht sei. Und dann steht da ja auch noch ein potentieller Streik der Schauspielerinnen und Schauspieler aus. Zwar würde die Teilnahme an der Verleihung dadurch nicht grundsätzlich verboten, trotzdem wäre fraglich, wie viele teilnehmen würden. Hier endet der aktuelle Vertrag Ende des Monats, ab dem 1. Juli wäre also auch hier ein Streik möglich. Falls in den Verhandlungen aber zumindest klare Fortschritte erkennbar wären, kann die Verhandlungsfrist auch noch verlängert werden. Doch ruft auch die SAG-AFTRA zum Streik auf, dann kämen fast alle Dreharbeiten, die nicht schon vom Streik der WGA betroffen sind, zum Erliegen. Eine Ausnahmen bilden nur die Soaps, weil hier ein eigener Vertrag besteht, der noch läuft.

Ryan Murphy © IMAGO / Pacific Press Agency
Ryan Murphy und Netflix gehen künftig wieder getrennte Wege: Vor fünf Jahren lockte der Streamer den Produzenten, der für Fox zuvor Serien wie "Glee", "American Horror Story" oder "9-1-1" erschaffen hatte, mit einem 250 Millionen Dollar schweren Exklusiv-Vertrag zu sich. Dort lieferte er insgesamt zehn Projekte ab, von denen allerdings nur "Dahmer - Monster" größeren Erfolg hatte. Nun soll er zu Disney wechseln, wo er wieder mit Dana Walden zusammenarbeiten würde, die bei seiner Fox-Zeit auch Fox-Chefin war. Bei Disney sind einige seiner Projekte wie "9-1-1" und sein Ableger noch immer aktiv, auch "American Horror Story" führte er dort fort.

Apple TV+ © Apple
Seit ungefähr sieben Jahren arbeitet Serienschöpfer Sam Esmail ("Mr. Robot") an einer Serien-Adaption des Stummfilmklassikers aus dem Jahr 1927 von Fritz Lang, "Metropolis". Das Science-Fiction-Werk des Deutschen zählt zu einem der filmästhetisch einflussreichsten Werke und sollte für Apple TV+ als Serie erzählt werden. Dabei war die Prämisse zeitgemäß, indem erzählt werden sollte, wie in der Zukunftsstadt Metropolis die Schere von arm und reich immer weiter auseinander geht. Die Reichen leben bequem an der Oberfläche und die Armen schuften unter der Erde. Allerdings wird die Story über einen folgenden Aufstand der unterdrückten Massen weiterhin nicht das Licht des Serienbildschirms erblicken: Aufgrund immenser Kosten schon in der Pre-Production und der gleichzeitigen Ungewissheiten angesichts des laufenden Streiks der Autorinnen und Autoren werde man das Großprojekt nicht weiter verfolgen, so ein Sprecher des Studios gegenüber "Deadline".

Verlängert oder abgesetzt?

"American Auto": Auf nur zwei Staffeln bringt es die Mockumentary "American Auto" bei NBC. Die Arbeitsplatzcomedy von Justin Spitzer verlagerte das Schlaglicht weg vom Discounter ("Superstore" – lief sechs Staffeln bei NBC und ist ebenfalls eine Mockumentary von Spitzer) hin zur Automobilbranche. Angesiedelt war "American Auto" im für diesen Bereich traditionsreichen Detroit, welches mit der Transformation zu kämpfen hat. NBC macht jedoch nach nur zwei Staffeln Schluss und damit auch mit dem ersten weiblichen CEO der fiktiven Firma von Payne Motors.

Fubar © Netflix
"Fubar": Die fast schon abgegriffene Line von Arnold Schwarzenegger aus dem Science-Fiction-Klassiker "Terminator" "I'll be back" trifft auch auf die Netflix-Serie "Fubar" zu. Denn diese erhält eine zweite Staffel, wie der gebürtige Steirer im Rahmen des Netflix-Events "Tudum" verkündete. Auch darin geht es um eine Rückkehr, denn er spielt den C.I.A.-Agenten Luke Brunner, der sich eigentlich in den Ruhestand verabschieden möchte. Ein Familiengeheimnis bringt ihn jedoch wieder zurück aufs Feld der Action.

"High School Musical: The Musical: The Series": Zusammen mit "The Mandalorian" aus dem "Star Wars"-Universum war die zum "High School"-Franchise gehörende Serie 2019 wichtig, um den Launch von Disney+ voran zu schieben. Allerdings wurde nun bekannt, dass die Serie mit den wohl meisten Doppelpunkten im Titel mit Überlänge nach vier Staffeln enden wird. Am 9. August startet die letzte Runde an der East High, wobei direkt alle letzten acht Folgen zum Abruf stehen werden.

Nine Perfect Strangers © Hulu
"Nine Perfect Strangers": Analog zu "Big Little Lies" war auch "Nine Perfect Strangers" von David E. Kelley als Miniserie angelegt. Besagte Produktion mit Nicole Kidman und Reese Witherspoon erhielt jedoch eine zweite Staffel und so ergeht es nun auch "Nine Perfect Strangers", bei dem Nicole Kidman die Leiterin eines Luxus-Resorts mimt. In einem zehntägigen Retreat treffen neun Fremde aufeinander, die alle versuchen sich von ihrem gestressten Leben zu befreien und Geist, sowie Körper auf Urlaub zu schicken. Doch es wird im Verlauf anders stressig. In der zweiten Staffel könnte dabei dann auch der aus "White Lotus" und "The Last of Us" bekannte Schauspieler Murray Bartlett mit von der Partie sein. Nicole Kidman schlüpft wieder in die Rolle als spirituelle Leiterin und fungiert als ausführende Produzentin der Hulu-Serie.

"School Spirits": Die Mysterieserie mit Peyton Roi in der Hauptrolle geht weiter. Paramount+ hat sich dazu entschieden, eine zweite Staffel zu ordern. Die Serie dreht sich um eine Gruppe aus Schülerinnen und Schülern, die im Jenseits fest sitzend ihr eigenes Verschwinden aufklären möchten. Dazu geht es zurück an die Highschool, wo der Weg zur Wahrheit von Geheimnissen und Lügen gesäumt ist.

"The Wheel": NBC will keinen Nachschub von der Gameshow "The Wheel", womit sich die auf einer Scheibe befestigten Sessel nur eine Staffel lang drehen durften. Die amerikanische Version des britischen Originals mit dem britischen Komiker Michael McIntyre als Host endet aufgrund magelnden Zuschauerinteresses. In der Show erhielten Ratende von prominenten Gästen Unterstützung, um das Preisgeld von 100.000 US-Dollar abzusahnen. Mit dabei waren Christina Ricci, Tony Hawk oder auch Amber Ruffin.

US-Reichweiten-Update

Netflix © Netflix
Netflix gibt mit der Veröffentlichung der Top10-Listen schon seit längerem zumindest einen groben Einblick in die Nutzung der eigenen Plattform und hat die Ausweisung nun verändert: Wurde das Ranking bislang auf Basis der Metrik der gestreamten Stunden erstellt - was Serien und Filme mit längerer Laufzeit bevorteilt, so wird jetzt auf Basis der "Views" gerankt. Dafür wird die Zahl der Streaming-Stunden durch die Laufzeit geteilt. Und obendrein werden für das Alltime-Ranking nun nicht mehr nur die ersten 28 Tage nach Veröffentlichung betrachtet, sondern 91 - was wiederum Spätzünder und Dauerbrennern hilft. Die Änderungen führten tatsächlich dazu, dass im Alltime-Ranking der englischsprachigen Serien die erste Staffel "Wednesday" (252 Millionen Views) nun "Stranger Things 4" (141 Millionen Views) deutlich überholt hat. Heruntergebrochen auf die einzelnen Länder gibt's weiterhin nur ein Ranking ohne genaue Angabe von Views oder Streaming Hours. In den USA liegt bei den Serien dabei derzeit die sechste Staffel von "Black Mirror" vorne, in Deutschland ist es hingegen die vierte Staffel von "Never have I ever".