Für viele junge Medieninteressierte klingt es wie ein Traum, dafür bezahlt zu werden, auf Instagram Fotos zu posten, auf Facebook Beiträge zu planen und stündlich Tweets zu verfassen. Immerhin tut der Großteil der neuen Generation dies absolut freiwillig, wann immer mal eine Hand frei ist. Wieso also nicht diese Affinität nehmen, und sie auf ein professionelles Level heben? Die, die sich dazu entschließen, werden Social Media Manager und kümmern sich fortan um die Unternehmenskommunikation in sozialen Netzwerken. Doch besteht diese Arbeit wirklich nur daraus, ein paar aufmerksamkeitserhaschende Posts pro Tag zu verfassen?

"Im Grunde startet man so erst mal in den Tag", erzählt eine Social Media Managerin aus Köln, die lieber anonym bleiben möchte, gegenüber DWDL.de. "Jeden Morgen überprüfen wir, welche Posts an diesem Tag für welche Plattformen anstehen. Im Allgemeinen haben wir nämlich einen Contentplan, der die nächsten 1 bis 3 Monate abdeckt." Zur Verfügung gestellt bekommen die Social Media Manager meistens Themen, die die Kunden vorgeben. Diese müssen dann eigenständig in Texte und Bilder umgesetzt werden, die final noch einmal mit dem Kunden abgeglichen werden, bevor etwas online geht. Auf eigene Faust veröffentlichen darf man nämlich gar nicht einfach so. "Der Kunde braucht schon sehr viel Vertrauen dafür, dass sich aber erst mit der Zeit entwickeln muss."

Sie berät ihre Kunden außerdem auch in wirtschaftlichen und strategischen Aspekten. "Auf Facebook kann man Beiträge mit Geld bewerben. Wir analysieren, wo es vorteilhaft wäre, etwas im Feed herausstechen zu lassen und geben diese Empfehlung weiter." Es ist ein ständiges Hin- und Her zwischen Social Media Manager und Kunde. Eine Tatsache, die dann frustrierend sein kann, wenn die eigenen Ideen nicht immer direkt angenommen werden. "Das Thema 'Erwartungshaltung' stellt mich regelmäßig vor große Herausforderungen", beginnt Hannah Rees, ebenfalls Social Media Managerin und angestellt bei der elbkind GmbH. "Denn jeder hat ein anderes Maß an Vorstellungskraft. Den Satz 'Das hatte ich mir aber anders vorgestellt...' in meinem Job zu hören, ist alles andere als schön, außer er endet auf '...aber so gefällt es mir viel besser!'"

Neben dem kreativen Aspekt sollte ein Social Media Manager aber auch ein kleines Analytiker-Gen in sich tragen. Denn neben all dem Posten gehört es auch zu seinem Alltag, Kennzahlen auszuwerten und Reportings anzufertigen. Das bedeutet: Views, Likes und Kommentare anzuschauen und dann herauszufinden, welche Art Posting gut funktioniert, welche eher weniger und was es zu optimieren gilt. "Wir sehen zum Beispiel, dass es weiterhin unfassbar gute Klickzahlen bringt, wenn man auf Instagram Essen aus der Vogelperspektive fotografiert", verrät die Social Media Managerin aus Köln. Dann baut man seine Bemühungen in diese Richtung natürlich aus. 

Doch was gehört noch zu diesem Job, außer sich auf Facebook und Co. wohl zu fühlen? "In meinem privaten Umfeld wird es häufiger als Handy- oder Internetsucht bezeichnet. Wir nennen es aber Social-Media-im-Blut-haben oder auch 'digital Native' sein. Es ist unheimlich wichtig all die Plattformen und Tools, die es neben den bekannten Social Media Seiten gibt, nicht nur vom Hörensagen zu kennen, sondern auch auszuprobieren und mit ihnen zu spielen." Nur so könne man laut Rees seine Kunden auch anständig beraten. Man solle auch offen für fremden Input sein und sich gedanklich auf verschiedene Kunden einstellen können, ergänzt die anonyme Social Media Managerin.

Um Social Media Arbeit und Kundenkontakt gleichermaßen gut pflegen zu können, ist es außerdem wichtig, etwas mit dem Begriff 'Multi-Tasking' anfangen zu können. "Wem es schwerfällt, sich gedanklich auf mehr als eine Sache zur gleichen Zeit einzulassen, der wird sicher auch Probleme haben, wenn er einen Redaktionsplan schreibt, dabei über Slack eine Rückfrage aus der Kreation bekommt und gleichzeitig ein Kollege in den Raum fragt, ob jemand eine Idee für einen Aprilscherz für Marke XY hat", findet Rees. Da das Aufgabenfeld eines Social Media Managers aber noch nicht klar definiert ist, kann es auch zu Überschneidungen mit anderen Berufen kommen. Dies wirkt sich auch auf die Gehälter aus, die stark variieren können. Im Durchschnitt kann man hier aber mit 3.000 Euro brutto im Monat rechnen. 

Es gibt heutzutage noch keine direkte Ausbildung, um Social Media Manager zu werden. Auch die beiden befragten Damen sind in ihren Job 'gestolpert' und haben davor bei Firmen gearbeitet, die bereits in Richtung Presse und Kommunikation gingen – bis sie bei Agenturen landeten, die ihre neu entdeckte Leidenschaft nun gänzlich fördern. Dadurch, dass immer mehr Unternehmen die Wichtigkeit des Social Webs erkennen, wird aber auch firmenintern verstärkt an der Personalstruktur des eigenen Social Media Management gearbeitet, sodass nicht nur Kommunikationsagenturen als Bewerbungsziel zur Verfügung stehen. 

Weiterbildungsmöglichkeiten finden sich im Job selbst übrigens genug. Beiden Social Media Managerinnen betonen, wie viel sie über 'trial and error' gelernt haben: "So lernt man am meisten über Formate und Plattformen. Was klappt wie gut? Wie viel Aufwand ist eigentlich mit XY verbunden? Habe ich schon mal XY ausprobiert?"

Eine anwachsende Anzahl von Seminaren, Konferenzen und Messen kommt hinzu, damit man sich auch mit anderen Social Media Profis austauschen kann. Dass so etwas nötig ist, zeigt, dass es in diesem Beruf nicht nur um lustige Posts oder dem Heraussuchen von süßen Tierbildchen geht. In dieser Position, die im Online-Marketing immer mehr an Bedeutung gewinnt, gilt es Unternehmensziele klar zu verfolgen und zu erreichen. Dafür muss man im Grunde rund um die Uhr verfügbar sein. Gerade bei Netzwerken mit vielen Fans und nicht enden wollenden Kundenanfragen, kann der 'Feierabend' ein Fremdwort werden. Viel mehr ist es ein 'Social Life' mit einer Menge Verantwortung.