Als die erste Staffel "Unbreakable Kimmy Schmidt" im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, dachte ich, dass diese Comedy einen Trend einläuten würde: einen neuen Umgang mit dramatischen Ereignissen. Seit einigen Jahren häufen sich nämlich Serien, in denen den Protagonisten schlimme Dinge passieren, auf die noch schlimmere Dinge folgen und in denen die Hauptfiguren eine Aura der Selbstzerstörung und des Pessimismus verströmen - und wir Zuschauer mit einem schlechten Gefühl wieder in die Realität entlassen werden. (Ja, Walter White, Rust Cohle, John Luther, Jessica Jones - euch meine ich!) Kimmy Schmidt, die Hauptfigur der Comedy, dagegen hat zwar sehr, sehr schlimme Dinge erlebt - sie wurde 15 Jahre von einem Verrückten in einem unterirdischen Bunker gefangen gehalten -, doch von ihr geht noch nicht einmal ein winziges Häuchlein Selbstzerstörung oder Pessimismus aus. Kimmy ist Optimismus und Lebensfreude pur. Und das steckt an.  

Na, zumindest mich hat Kimmy angesteckt. Und vielleicht auch noch andere auf dem Sofa. Aber offenbar nicht genug Serienmacher und Serienmacherentscheider. Denn ich lag mit meiner Einschätzung falsch. "Unbreakable Kimmy Schmidt" ist in Sachen positiver und lebensbejahender Umgang mit persönlichem Drama noch immer ziemlich allein auf weiter Flur. Was schade ist. Ich würde sehr gerne mehr davon sehen. Nicht, dass ich die ganzen düsteren Dramen missen möchte. Aber so hin und wieder tut ein klein bisschen Lebensfreude und Sonnenschein eben doch gut. 

Umso mehr freue ich mich, dass seit Freitag die zweite Staffel von Kimmy Schmidts Geschichte bei Netflix zu sehen ist. Und selbst wenn auch die zweite Staffel keine Nachahmer finden sollte: Es wird eine dritte Staffel voller Lebensfreude geben, das hat Netflix bereits angekündigt. 

 

Ich brauchte zwar ein bisschen, um wieder reinzukommen (vielleicht hatte ich in letzter Zeit zuviel Düsteres gesehen, sodass ich mich an das Strahlende erst wieder gewöhnen musste). Aber ab der zweiten Folgen war ich wieder hin und weg von Kimmy, ihrem Mitbewohner Titus, ihrer Vermieterin, ihrer Chefin/Freundin und all den anderen liebenswert-schrägen Figuren, die ihr in New York über den Weg laufen. Sie hat ihr Leben natürlich noch längst nicht auf die Reihe bekommen, aber sie versucht es weiterhin gutgelaunt, lernt die Welt kennen, von der sie 15 Jahre lang abgeschnitten war, und bereichert mit ihrer unkonventionellen naiven Art das Leben ihrer Mitmenschen. Beispiel gefällig? Bittesehr: Titus ist am Boden zerstört, weil er für sein neues Theaterstück aufs Übelste von Kommentatoren im Internet beleidigt und beschimpft wird. Kimmy regt sich darüber auf und will ihm helfen. Und zwar so: "I'm gonna talk to the internet and make it apologize, okay?! Anonymous insults like that are never cool! Except when you write 'wash me' at the side of a dirty car, that's just funny." 

Apropos Internet: Ich habe mich in dieser Woche über einen Tweetwechsel von Kumail Nanjiani (Komiker, spielt Dinesh Chugtai in "Silicon Valley"), Alan Sepinwall (US-Serienkritiker) und anderen gefreut, die erst über die britische Serie "Happy Valley" (sehr düster, übrigens) diskutieren und dann weitere sehenswerte europäische Serien nennen, die man gesehen haben müsse.

Und zum Schluss habe ich noch zwei Gucktipps: 

Wer wissen will, wie alles zu Ende geht mit dem Adel in Großbritannien im Allgemeinen und mit Lady Mary, Lady Violet, Mrs. Hughes, Lord Grantham, John und Anna Bates im Speziellen, kann ab 16. April die sechste und letzte Staffel "Downton Abbey" bei Sky on Demand sehen.

Und wer die vorletzte Staffel "The Good Wife" noch nicht kennt, kann das auf Sixx nachholen, seit 11. April immer montags. Die Staffel hat zwar einige Schwächen, aber auch ein paar Höhepunkte. Durchhalten lohnt sich, die siebte und letzte Staffel ist (bisher) der Knaller.

Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das gucken, über das ich schreibe?

"Unbreakable Kimmy Schmidt": Nur auf Netflix.

"Happy Valley": Die bisherigen zwei Staffeln gibt’s bei Amazon und iTunes. Die erste Staffel ist bei Maxdome und Netflix verfügbar.

Wer mir auf Twitter folgen möchte, kann das hier tun: @FrauClodette.