Der US-Präsident, sein Kabinett und alle Abgeordneten des Senats und des Repräsentantenhauses fallen einem Anschlag zum Opfer. Und nein, damit habe ich nicht das Staffelfinale einer Serie gespoilert. Sondern nur den Einstieg von "Designated Survivor". Denn während alle Abgeordneten und Parlamentarier dem Präsidenten bei seiner Rede zur Lage der Nation lauschten, saß der Bau- und Stadtentwicklungsminister an einem sicheren Ort - für den Notfall, von dem niemand dachte, dass er eintreten würde. Doch der Notfall tritt ein, und plötzlich ist dieser Minister aus der zweiten Reihe Präsident und muss ein verwundetes und verstörtes Land heilen und die Anschlagsurheber jagen. Als ich meinem Mann erzählte, worum es in der neuen US-Serie geht, fragte er als Erstes: "Gibt es wirklich einen 'Designated Survivor'?" Meine Antwort: "Ja, habe ich vorhin gegoogelt, gibt es seit den 80ern. Wurde im Kalten Krieg eingeführt." Daraufhin seine zweite Frage: "Und warum macht erst jetzt jemand eine Serie darüber? Das ist doch wie gemacht für eine spannende Geschichte!" Recht hat er. 

Nicht nur die Ausgangssituation der Serie ist spannend, auch die Besetzung ist es: Jack Bauer höchstpersönlich wird nämlich über Nacht zum US-Präsidenten. Okay, nicht ganz. Es ist natürlich Kiefer Sutherland, also nur der Mann, der Jack Bauer in "24" war. Jetzt ist er Tom Kirkman. Und wieder muss er das Land retten. Natürlich geht es um Terrorismus und eine akute Bedrohung. Aber auch darum, was einen US-Präsidenten legitimiert. Oder was es für Auswüchse haben kann, wenn man eine Bevölkerungsgruppe stigmatisiert. Mitte September in den USA gestartet, hat die Serie durch die US-Wahl Anfang November eine überraschende Aktualität bekommen. Zumal in Deutschland "Designated Survivor" erst am 6. November gestartet ist und wöchentlich eine neue Folge veröffentlicht wird.

Allerdings: Die Serie ist eine Produktion für ABC, also für einen der großen US-amerikanischen Sender. Und das merkt man ihr an: Natürlich ist die Dramaturgie so, dass in jeder Folge mehrere kleine Höhepunkte auf Werbepausen hin geschrieben sind. Natürlich dreht sich die Serie nicht nur um die politischen Vorgänge im Weißen Haus, sondern es gibt auch den Handlungsstrang der FBI-Ermittlungen, in deren Mittelpunkt eine FBI-Agentin steht, die einen sehr privaten Grund hat, warum sie die Täter so schnell wie möglich aufspüren will. Und natürlich gibt es auch rund um die Familie von Tom Kirkmann (er hat eine kleine Tochter und einen Teenager-Sohn) kleine und großen Dramen. Mit anderen Worten: Man merkt eindeutig, dass die Serie für das althergebrachte Gucken im Fernsehen gemacht wurde und für möglichst viele unterschiedliche Zuschauer zugänglich sein soll. Und sie kann in Sachen Charakterentwicklung, Dramaturgie und Dialoge oft nicht mit besonderen Produktionen für Kabelsender oder Streaminganbieter mithalten. 

Mir macht sie dennoch Spaß. Und: Jack Bauer im Oval Office! (Wenn's doch mal so wäre. Seufz.)

Kiefer Sutherland in © ABC

Und zum Schluss noch zwei Gucktipps: 

Was mit Dortmund. "Phoenixsee" ist einen Blick wert: Hier treffen das Arbeiter-Ruhrgebiet und das Neureichen-Ruhrgebiet aufeinander. Die Geschichten von zwei gegensätzlichen Familien im Dortmunder Stadtteil Hörde werden erzählt, deren Wege sich immer mal wieder kreuzen. Spannender Auftakt, großartige Besetzung. Das kann gut werden. Am 28. November im WDR gestartet, am 5. und 12. Dezember geht's weiter. Alle Folgen sind bereits jetzt in der WDR-Mediathek abrufbar. 

Was mit Puppen. "The Muppets", der Nachfolger der "Muppetshow", kam in den USA im vergangenen Jahr zwar nicht gut an - eingestellt nach nur 16 Folgen. Aber wer mal reingucken will: Am 3. Dezember läuft die erste Staffel bei ProSieben an.

Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das gucken, über das ich schreibe?

"Designated Survivor": Bei Netflix gibt's immer sonntags eine neue Folge. Mehr Folgen sind bei iTunes US verfügbar.

Wer mir auf Twitter folgen möchte, kann das hier tun: @FrauClodette.