75,1 Prozent der Deutschen über 14 Jahre hören von Montag bis Freitag täglich mindestens einen klassischen Radiosender. Das ist das Ergebnis der MA 2025 Audio II, die von der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (AGMA) erhoben wurde, und bedeutet gegenüber der letzten Erhebung aus dem März sogar einen leichten Anstieg. Auch die Verweildauer befindet sich mit 257 Minuten weiterhin auf einem hohen Niveau - Streamingangeboten und einer wachsenden Zahl an Podcasts zum Trotz.
Das Radioangebot mit der höchsten Nutzung bleibt wenig überraschend auch weiterhin Radio NRW, allerdings dürfte die Laune der Betreiber zunehmend getrübt sein. Denn nachdem schon die erste Erhebung des Jahres ein Minus von 4,1 Prozent auswies, fielen die Verluste nun sogar doppelt so hoch aus wie zuletzt. 1,281 Millionen in einer durchschnittlichen Stunde von Montag bis Freitag zwischen 6 und 18 Uhr (auf diese in der Werbevermarktung verwendete Zahl beziehen wir uns im Folgenden stets, wenn es nicht explizit anders angegeben ist), bedeuten zwar weiterhin die unagefochtene Führung im deutschlandweiten Vergleich, doch noch vor einem Jahr lag Radio NRW bei mehr als 1,45 Millionen.
Profitieren können davon sowohl WDR 2 als auch 1Live, die jeweils im niedrigen einstelligen Bereich zulegen konnten. Einziger Reichweiten-Millionär neben Radio NRW bleibt jedoch Bayern 1, das seine Position sogar um 5,8 Prozent ausbauen konnte und nun auf 1,087 Millionen Hörerinnen und Hörer kommt - das leichte Minus aus dem Frühjahr konnte der BR-Sender somit mehr als wettmachen.
Bemerkenswert ist das kräftige Minus von Radio NRW unterdessen auch deshalb, weil in der aktuellen Audio-MA-Erhebung die allermeisten der 20 meistgehörten Radiosender ihre Reichweite ausbauen konnten. Ins Auge sticht etwa das zweistellige Plus von SWR 3: Um 11,3 Prozent ging es im Vergleich zum Frühjahr nach oben - mit nunmehr 957.000 Hörerinnen und Hörer nimmt die Popwelle aus dem Südwesten damit inzwischen sogar wieder die Millionen-Marke ins Visier und schaffte es dadurch zugleich aufs Treppchen, deutlich vor WDR 2.
Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Audio-MA 2025/I (Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):
Hörer in Tsd. MA 2025/II |
Hörer in Tsd MA 2025/I |
Veränderungen in Prozent |
|
---|---|---|---|
Radio NRW | 1.281 | 1.395 | -8,2 % |
Bayern 1 | 1.087 | 1.027 | +5,8 % |
SWR 3 | 957 | 860 | +11,3 % |
WDR 2 | 894 | 883 | +1,2 % |
Radio Bob! | 720 | 622 | +15,8 % |
1Live | 687 | 668 | +2,8% |
Antenne Bayern | 683 | 646 | +5,7 % |
NDR 2 | 642 | 636 | +0,9 % |
Bayern 3 | 566 | 562 | +0,7 % |
Hit Radio FFH | 445 | 468 | -4,9 % |
SWR1 BW | 417 | 444 | -6,1 % |
Rock Antenne | 394 | 345 | +14,2 % |
Radio ffn | 391 | 389 | +0,5 % |
SWR 4 BW | 386 | 337 | +14,5 % |
HR3 | 293 | 265 | +10,6 % |
MDR Jump | 277 | 258 | +8,1 % |
MDR Sachsen | 271 | 279 | -2,9 % |
bigFM | 267 | 247 | +8,1 % |
80s80s Radio | 222 | 190 | +16,8 % |
RPR1 | 221 | 183 | +20,8 % |
Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger
Aber auch Radio Bob! kann seine Erfolgsgeschichte weiter fortsetzen und steigert sich erneut um starke 15,8 Prozent auf nunmehr 720.000 Hörerinnen und Hörer und damit einen neuerlichen Rekordwert. Daneben setzt auch die Rock Antenne ihr Wachstum fort: 394.000 Hörerinnen und Hörer wurden hier ermittelt, was einem Plus von 14,2 Prozent entsprach. Auch hier lief es nie zuvor besser. Ebenfalls ins Auge sticht das Plus von 16,8 Prozent für das 80s80s Radio, dem damit der Sprung in die Top 20 gelang.
Größter Gewinner unter den Top-20-Sendern ist diesmal aber das rheinland-pfälzische RPR1, das offensichtlich gänzlich unbeeindruckt vom Erfolg des Konkurrenten SWR3 agiert. Um 20,8 Prozent auf 221.000 Hörerinnen und Hörer geht es für den Privatsender nach oben. Die hessischen Nachbarn von FFH büßten dagegen 4,9 Prozent ein und kamen nach dem Frühjahrs-Hoch nun auf 445.000 Hörerinnen und Hörer. An den Machtverhältnissen in Hessen änderte sich damit trotzdem nicht viel - auch wenn HR3 mit einem zweistelligen Plus etwas an den Marktführer heranrückte. Der Abstand bleibt gleichwohl groß.
Aufatmen können unterdessen die Verantwortlichen von Antenne Bayern: Mit einem Plus von 5,7 Prozent taucht der Sender zwar nicht in der Hitliste auf, doch hier konnte mit 683.000 Hörerinnen und Hörern pro Stunde der Abwärtstrend erstmal gestoppt werden - besser lief es zuletzt vor mehr als zwei Jahren. Bayern 1 bleibt jedoch in weiter Ferne und ist neben dem Konglomerat Radio NRW der einzige Sender, der über der Millionenmarke liegt. Und: Weil Bob so stark performte, musste Antenne Bayern seinen jahrelangen Titel als reichweitenstärkster Einzelsender erstmal abgeben.
Die größten Gewinner (in Prozent):
Hörer in Tsd. MA 2025/II |
Hörer in Tsd MA 2025/I |
Veränderungen in Prozent |
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Energy Bremen | 45 | 22 | +104,5 % |
Das neue Radio Seefunk | 35 | 21 | +66,7 % |
Radio Cottbus | 13 | 8 | +62,5 % |
radio Top 40 | 23 | 15 | +53,3 % |
Radio Ton | 43 | 29 | +48,3 % |
Energy Hamburg | 31 | 21 | +47,6 % |
delta radio | 50 | 35 | +42,9 % |
100,5 Das Hitradio | 34 | 24 | +41,7 % |
Radio Bollerwagen | 138 | 100 | +38,0 % |
Energy Region Stuttgart | 26 | 19 | +36,8 % |
Quelle: AG.MA
Nimmt man den gesamten Radiomarkt in den Blick, dann war übrigens Energy Bremen der mit Abstand größte Gewinner - der Sender konnte seine Reichweite im Vergleich zur Frühjahrs-MA mehr als verdoppeln. Mit Energy Hamburg findet sich übrigens noch eine weitere Station der Gruppe in der Gewinner-Riege. Immerhin noch jeweils mehr als 60 Prozent Plus gab's daneben für Das neue Radio Seefunk und Radio Cottbus - Letzteres gehörte übrigens beim letzten Mal noch zu den größten Verlierern und konnte sein damaliges Minus nun wieder vollständig ausgleichen.
Ganz oben in der Verlierer-Liste steht diesmal hingegen Radio Potsdam, das fast zwei Drittel seiner Hörerinnen und Hörer einbüßte und laut aktueller Erhebung nur noch 4.000 Personen in einer durchschnittlichen Stunde erreicht. Ins Auge stechen aber vor allem die Verluste für MDR Thüringen, das über 40.000 Hörerinnen und Hörer einbüßt und somit nur noch bei 154.000 liegt. Daneben befindet sich mit der LandesWelle Thüringen zudem noch ein weiterer Sender aus Thüringen in den Top 10 der größten Verlierer - hier ging es um 16,1 Prozent bergab. Alarm auch in Hessen: Dort büßten sowohl HR Info als auch das 80er-Radio harmony fm mit jeweils fast 23 Prozent massiv ein und lagen somit im negativen Sinne in den Top 3.
Die größten Verlierer (in Prozent):
Hörer in Tsd. MA 2025/II |
Hörer in Tsd MA 2025/I |
Veränderungen in Prozent |
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Radio Potsdam | 4 | 11 | -63,6 % |
HR Info | 54 | 70 | -22,9 % |
80er-Radio harmony | 44 | 57 | -22,8 % |
Rock Antenne Hamburg | 56 | 72 | -22,2 % |
MDR Thüringen | 154 | 196 | -21,4 % |
Hamburg Zwei | 15 | 19 | -21,1 % |
94,3 rs2 | 52 | 65 | -20,0 % |
Beats Radio | 41 | 51 | -19,6 % |
Nostalgie | 35 | 43 | -18,6 % |
LandesWelle Thüringen | 47 | 56 | -16,1 % |
Quelle: AG.MA
Weiter steigend ist indes die Nutzung von DAB+: Nachdem im Frühjahr erstmals mehr als 30 Prozent der Befragten angaben, auf diesen digitalen Radio-Verbreitungsweg zurückzugreifen, waren es diesmal sogar 32,9 Prozent - also fast ein Drittel. Dabei wird DAB+ insbesondere in der Zielgruppe der 30- bis 59-Jährigen überproportional genutzt - hier liegt der Weiteste Hörerkreis inzwischen bei durchaus beachtlichen 39,9 Prozent.
Im Folgenden: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer