Wow, mittlerweile befinden sich mehr als 120 Publisher-Accounts in der Beobachtung für die TikTok-Analyse. Davon haben im Juli exakt 37 Konten (30,8 Prozent) mindestens ein Video mit mehr als einer Millionen Aufrufe platziert und qualifizieren sich somit für einen Platz in den Charts. Aber eins vorweg: Anscheinend spielen nicht alle Publisher nach den Regeln. 

Denn in dieser Ausgabe können die erzielten Werte einer Marke nicht berücksichtigt werden, obwohl sie es in das aktuelle Ranking geschafft hätten. Die Rede ist vom Nachrichtenportal Chip.de. Bereits in der Vergangenheit wurden Beiträge des Technikmediums mehrmals von der Analyse ausgeschlossen, weil es sich um gekennzeichnete, werbliche Anzeigen mit eingekaufter Reichweite handelte. 

Beitrag von Chip.de © TikTok / Chip.de Der erfolgreichste Beitrag von Chip.de im Juli hat 3,5 Millionen Aufrufe, 1930 Likes sowie 32 Kommentare. Weitere Beiträge in Millionenhöhe haben ähnlich wenige Interaktionen.

In Juli kam es nun zu einem Sonderfall: Zwar verzeichnete eine Veröffentlichungen mehr als 3,5 Millionen Aufrufe und wäre damit auf dem fünften oder sechsten Platz des Rankings gelandet, allerdings passt die Interaktion mit lediglich 1.930 Likes überhaupt nicht zur generierten Reichweite. (Zum Vergleich: Videos in ähnlicher Größenordnung weisen zwischen 100.000 und 300.000 Likes auf.) Das legt die Vermutung nahe, es wurde hier ohne Kennzeichnung durch Eigen- oder Fremdeinfluss nachgeholfen. Entsprechend werden diese „viralen” Inhalte nicht berücksichtigt. 

Unerwartete Conversionquelle

Sportstudio auf TikTok © TikTok/ZDF Sportstudio Das ZDF Sportstudio nutzt das „Bulletin Board” wie einen Newsletter und verlinkt auf eigene Website-Beiträge.
Lockert TikTok die Verlinkungsregelungen erneut? Nachdem bereits erste Publisher die Quellenfunktion innerhalb der eigenen Beiträge testen durften, bietet die Kurzvideoplattform mit dem „Bulletin Board” nun ein neues und unerwartetes Distributionswerkzeug (DWDL.de berichtete). Denn: Was eigentlich als Kommunikationskanal zur eigenen Community vorgestellt wurde, kann überraschenderweise ebenfalls für die Veröffentlichung von Links genutzt werden. Immer mehr Publisher bekommen Zugang und richten einen eigenen Broadcast-Channel ein, darunter beispielsweise Die Zeit. Allerdings wissen die meisten nicht, dass sie dort unbegrenzt viele Links platzieren, auf eigene Artikel verweisen und direkt weiterleiten können. Das ZDF Sportstudio macht es vor.

Erste Anzeichen für ein Hashtag-Limit auf TikTok

Im Zuge des amerikanischen TikTok-Verbots berichteten verschiedene Medien über die Einführung einer neuen App-Variante („M2”) zur Einhaltung der Datenschutzstandards für den US-Markt. Teil der Berichterstattung waren ebenfalls Spekulationen über die Umsetzung von fundamentalen Änderungen, wie eine Maximalanzahl für Hashtags. So soll mit der Etablierung der neuen technischen Ebene auch ein Richtwert für das Kategoriensystem kommen, das bisher auf allen Social-Media-Diensten nahezu unangetastet blieb. In Zukunft sollen nur noch bis zu fünf verschiedene Hashtags vergeben werden können.

Hashtag-Meldung © TikTok Erste deutsche User wie Gloomy-Bridge148 bekommen Fehlermeldungen, wenn sie mehr als fünf Hashtags verwenden wollen. 

Dass es sich hier um tatsächliche News handelt, bestätigen nun erste deutsche TikTok-User, die Fehlermeldungen bei zu hoher Hashtag-Verwendung registrierten. So berichten sie von Limits zwischen fünf und sieben indexierten Termen. Mit der Obergrenze sollen die Hauptaspekte der Beiträge begrenzt und damit die Genauigkeit der Ausspielung und Relevanz für das Publikum erhöht werden. Wann eine einheitliche Vorgabe für alle Konten in Deutschland folgt, bleibt abzuwarten. 

Auch für die News-Charts gibt es eine Reglementierung: Publisher haben die Chance auf einen von maximal zehn Plätzen des Rankings. Bis zur Einführung des Hashtag-Limits bleibt genug Luft für jene Themen, die im Juli für virale Treffer sorgten. In diesem Monat überraschend mit einer markentechnischen Dreierspitze.

Mit diesen Themen waren Publisher im Juli auf TikTok erfolgreich

Juli 2025 © DWDL

10. Platz:
Die Zeit konnte sich im Juli gleich zweimal behaupten: Durch den Ausschluss von Chip hatte das Medium die Chance auf die Top10, gleichzeitig musste sich die Marke noch im direkten Vergleich mit BR24 (2,8 Millionen Aufrufe, 78.000 Likes) beweisen. Mit einem Video zur aktuellen Lage im Gazastreifen erreichte der Kanal ebenfalls 2,8 Millionen Aufrufe und schaffte mit über 273.000 Likes den Sprung in die Charts. Eine Veröffentlichung zu geschlechtergerechtem Fußball erzielte ebenfalls 2,2 Millionen Klicks, ein weiterer Beitrag zum Gaza-Konflikt über 1,2 Millionen Sichtungen.

9. Platz:  
Ausnahmsweise keine Spielszenen: Mit emotionalen Aufnahmen von der Beerdigung des Fußballers Diogo Jota erreichte das  Konto von Sport1 mehr als 3,1 Millionen Aufrufe und damit den neunten Rankingplatz. Zwei Interviews mit dem FC Bayern gingen ebenfalls viral, eins von Kapitän Manuel Neuer mit 2,8 Millionen Klicks sowie mit Sportvorstand Max Eberl und einem Publikum von 2,2 Millionen.

8. Platz:
Respektlos-Tor sein Ururgroßvater” titelte SWR Sport den entscheidenden Treffer im Spiel von Stuttgart gegen Werder Bremen und kassierte damit 3,1 Millionen Klicks. Zusätzlich punktete der Kanal mit starken Überschriften wie „die roteste aller roten Karten” oder plattformspezifischen Meme-Umsetzungen.

7. Platz: 
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung befragte ihre Community im Juli zur Penisfalle. Das Konzept bescherte dem Account der bürgerlich-konservativen Zeitung mehr als 3,3 Millionen Aufrufe und 14.000 Kommentare. Ebenfalls reichweitenstark: Ein Interview mit Frauke und Nele Ludowig mit 1,8 Millionen Klicks sowie die Berichterstattung zur obskuren Geburtstagsparty von Fußballer Lamine Yamal mit 1,4 Millionen Sichtungen.

6. Platz:
Die Tagesschau thematisierte die Notlage im Gazastreifen und setzte mit dem Beitrag mehr als 3,4 Millionen Aufrufe um. Auch die Abschiebung einer jesidischen Familie erregte mit 2,2 Millionen Sichtungen große Aufmerksamkeit, für die Entdeckung einer neuen Dinosaurierart gab es 1,6 Millionen Klicks.

5. Platz: 
nicetoknow begleitete den Werdegang einer 11-jährigen Abiturientin und generierte damit mehr als 3,5 Millionen Aufrufe. Dafür resultiert der sechste Platz im Publisher-Ranking. Das WDR-Konto überzeugte ebenfalls mit Videos zu dem Strafverfahren gegen TikToker Abdelhamid mit 3,3 Millionen Klicks sowie neuen Hitzefrei-Regelungen an Schulen mit 2,4 Millionen Views.

4. Platz: 
Ein neuer Weltrekord führte auch auf dem Kanal des ZDF Sportstudios zu einem Reichweitenhoch, die Veröffentlichung zur Leichtathletin Beatrice Chebet registrierte 3,6 Millionen Aufrufe. Zwei Fußball-Clips, eine Parade sowie ein Handspiel, forcierten jeweils 2,4 Millionen Klicks. 

3. Platz:
RTL Hessen beweist im Juli, dass sich ein weiterer Dreh zum gleichen Thema lohnen kann: Bereits die erste Meldung eines tödlichen Scooter-Unfalls verursachte mehr als 4,4 Millionen Aufrufe auf dem Kanal. Mit einem Update konnte die Marke jedoch erneut 1,2 Millionen Sichtungen produzieren. 

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2. Platz: 
Unfallsequenzen von Fußballer Diogo Jota befördern den Account von RTL Aktuell mit 6,2 Millionen Aufrufen auf den zweiten Platz der TikTok-Charts. Ebenfalls viral: Ein tragischer Autounfall in Niedersachsen mit 4,9 Millionen Klicks sowie die Aufnahmen der Coldplay-Kisscam, die sich rasch auf der Plattform verbreiteten. Die schnelle Reaktion brachte dem Nachrichtenkonto niedrigschwellig 4,5 Millionen Views ein. 

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1. Platz:
Einen regelrechten Reichweitensturm hagelte es im Juli für ntv – und das ausschließlich mit Bildslidern. Das erfolgreichste Fotokarussell zu Schadstoffen in Mineralwasser löste beachtliche 6,8 Millionen Aufrufe aus. Darauf folgten Unwetterwarnungen im Nordosten mit 4,9 Millionen Klicks sowie die Entdeckung einer Ölquelle an der Ostsee-Grenze mit 4,5 Millionen Sichtungen. 

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Stand der letzten Abrufe: Freitag, 1. August 2025, 0 Uhr.

Offenlegung: Simon Pycha ist als freier Medienanalyst auch für den Westdeutschen Rundfunk tätig und zuständig für die regelmäßige Evaluation des TikTok-Accounts von 1LIVE. Darüber hinaus arbeitet er in der Analyse-Abteilung von RTL ohne konkreten Social-Media-Fokus.