Als vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass sich Prime Video ab November der Reichweitenmessung durch die AGF Videoforschung unterwirft, war das ein Meilenstein im Ringen um einen plattformübergreifenden Messstandard (DWDL.de berichtete). Und mittlerweile ist auch klar, weshalb man sich bei Prime Video zu dem Schritt entschlossen hat. Einerseits dürfte der Druck von Werbekunden gestiegen sein, weil beim Streamingdienst inzwischen auch Werbeflächen zu belegen sind. Andererseits kann man bei Prime Video mit breiter Brust in die Messung gehen, denn die eigenen Formate performen im Vergleich ziemlich gut.  

Schon im Ranking der Programmmarken war Prime Video bislang richtig stark unterwegs, dank "Maxton Hall" belegte man dort zuletzt sogar Platz eins (DWDL.de berichtete). Und im nun veröffentlichten Streaming-Ranking für den November kommt es sogar noch besser für den Anbieter, so belegt man insgesamt 12 Plätze der Top 25 der meistabgerufenen Formate. 

Spitzenreiter hier war erneut die zweite Staffel "Maxton Hall". Die ersten beiden Folgen erreichten mehr als vier Millionen Abrufe und damit mehr als alle anderen Formate seit dem Start der Messung im März dieses Jahres. Aber auch die Folgen drei bis fünf schaffen es mit weit mehr als zweieinhalb Millionen Abrufe in die Top 6. Gesprengt wird die "Maxton Hall"-Macht nur durch den Film "Playdate", der es, ebenfalls bei Prime Video, auf 2,875 Millionen Abrufe brachte. 

Das Staffelfinale von "Maxton Hall" kommt in der Census+-Auswertung auf etwas mehr als eineinhalb Millionen Abrufe. Diese Zahl dürfte noch deutlich steigen, wurde die Folge doch erst am 28. November veröffentlicht. Soll heißen: Alleine in den drei letzten November-Tagen kam die Folge auf diese beachtliche Zahl. Im Zuge der Veröffentlichung der zweiten Staffel schaffte es zudem auch nochmal der erste Durchlauf mit drei Folgen in die Top 25, hier waren in der Spitze noch einmal rund 2 Millionen Abrufe drin. 

Der starke Einstand von Amazon in den Streaming-Charts ist aber nicht nur auf die Young-Adult-Serie von UFA Fiction sowie das schon erwähnte "Playdate" zurückzuführen. Mit "Flight Risk" (2,117 Mio. Abrufe) und "The Fall Guy" (1,750 Mio.) schafften zwei weitere Filme den Sprung in die Top 25. Es sind erstaunlich starke Zahlen für die Filme, die andere Sender in den zurückliegenden Monaten in dieser Form nicht vorweisen konnten. 

Streaming-Hitliste aller von der AGF gemessenen Anbieter im November

Sendung Anbieter Views
Maxton Hall - The World Between Us S2E1 Amazon 4,642
Maxton Hall - The World Between Us S2E2 Amazon 4,074
Maxton Hall - The World Between Us S2E3 Amazon 3,901
Maxton Hall - The World Between Us S2E4 Amazon 3,290
Playdate Amazon 2,875
Maxton Hall - The World Between Us S2E5 Amazon 2,694
Das Sommerhaus der Stars - Kampf der Promipaare | Staffel 10 - Folge 9 RTL 2,538
Das Sommerhaus der Stars - Kampf der Promipaare | Staffel 10 - Folge 10 RTL 2,278
Flight Risk Amazon 2,117
Das Sommerhaus der Stars - Kampf der Promipaare | Das Wiedersehen - Staffel 10 - Folge 11 RTL 2,084
Maxton Hall - The World Between Us S1E1 Amazon 2,083
sportstudio live | Final-Hinspiel: Deutschland - Spanien ZDF 2,015
Temptation Island VIP | Staffel 6 - Folge 5 RTL 2,002
Temptation Island VIP | Staffel 6 - Folge 6 RTL 1,967
Temptation Island VIP | Staffel 6 - Folge 7 RTL 1,756
Fußball-WM 2026 | WM-Qualifikation: Deutschland - Slowakei ZDF 1,751
The Fall Guy (2024) Amazon 1,750
Temptation Island VIP | Staffel 6 - Folge 8 RTL 1,592
Maxton Hall - The World Between Us S2E6 Amazon 1,578
UEFA Champions League: Arsenal - FC Bayern München DAZN 1,387
UEFA Champions League: Man City - Borussia Dortmund DAZN 1,343
Maxton Hall - The World Between Us S1E2 Amazon 1,264
Love Island VIP | Staffel 2 - Folge 20 | (2025) RTL 1,255
Maxton Hall - The World Between Us S1E6 Amazon 1,228
Love Island VIP | Staffel 2 - Folge 19 | (2025) RTL 1,205

Quelle: AGF, AGF CENSUS+ 1.5, Auswertungstyp: Streaming Videos, Zensusdaten aus technischer Messung, Angebote unter AGF-Messung, bis 30.11.2025

Prime Video hat es mit seinem Einstieg in die Streaming-Charts geschafft, die monatelange Reality-Dominanz von RTL zu brechen. Auch jetzt fanden "Das Sommerhaus der Stars", "Temptation Island VIP" und "Love Island VIP" ihren Weg ins Ranking, allerdings waren die Realitys jetzt nicht die mit Abstand erfolgreichsten Formate. Neben "Maxton Hall", den genannten Filmen sowie den RTL-Reality-Formaten schaffte es im November nur König Fußball in die Streaming-Charts. 

Das ZDF ist mit dem Nations-League-Finalhinspiel der Frauen sowie der WM-Qualifikation der Männer ebenso zweimal vertreten wie DAZN mit zwei Champions-League-Übertragungen. Die Spiele von Bayern München und Borussia Dortmund erzielten fast die gleiche Anzahl an Abrufen. Die ARD sowie ProSiebenSat.1/Joyn haben den Sprung in die Top 25 im November komplett verpasst. In der ARD Mediathek war es der Thriller "Verschlossen", der mit rund 1 Million Abrufe am besten lief. Bei Joyn performte "Die Abrechnung: Der Promi-Showdown" am besten. 

Kurz zur Einordnung: Die hier von der AGF angegebenen Views bzw. Abrufe entsprechen in der Census+-Welt der Zahl der Sendungsstarts. Startet eine Person ein Video mehrfach, dann werden auch mehrere Views gezählt, auch die Länge des Videoabrufs spielt in den Daten keine Rolle. Die Zahl ist also nicht vergleichbar mit den aus der TV-Quote sonst bekannten durchschnittlichen Sehbeteiligung, dafür aber mit Zahlen wie man sie etwa von YouTube kennt. 

Die nun veröffentlichten November-Zahlen sind deshalb so spannend, weil Amazon erstmals mitgemessen wurde. Und wie man unschwer erkennen kann, ist Prime Video im Streamingmarkt ein Big Player. Das war vielleicht auch schon vorher allen Beteiligten klar - die Zahlen jetzt schwarz auf weiß zu haben, ist trotzdem wichtig. Erstens kann man die verschiedenen Anbieter so besser miteinander vergleichen und zweitens wird so der Druck auf andere Plattformen wie Netflix erhöht. Wenn sich Prime Video messen lässt, wieso dann nicht auch der vermeintliche Streaming-Marktführer? 

Was sagen die Census+-Zahlen aus?

Seit April weist die AGF neue monatliche Streaming-Hitlisten aus. Hatte man bis dahin auf die Nettoreichweiten abgestellt - also wie viele unterschiedliche Menschen ein Stream tatsächlich erreicht hat - so geht es jetzt rein nach technisch gemessenen Views. Diese Zahl ist höher und sagt aus, wie häufig ein Stream gestartet wurde. Wenn ein und dieselbe Person einen Stream mehrfach startet, wird also jedes Mal ein View gezählt. Wie lange der Stream dann läuft, spielt keine Rolle. Damit reagiert man darauf, dass auch andere Angebote ähnlich vorgehen. Zudem liegen diese Zahlen ohne Zeitverzug vor. Mehr Infos zu Census+ gibt's hier.