Bild: SAT.1Ganz traditionell ging "Verliebt in Berlin" am Freitagabend endlich zu Ende. Bruno und Hannah haben sich endlich und endgültig gefunden, geheiratet und alle waren glücklich - wie es bei einer Telenovela eben sein muss. Doch die Telenovela hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Ein Blick zurück:

Kein anderes Format stand mehr für den Höhenflug, den Sat.1 2005 erlebte - und kein anderes Format steht so für das tiefe Tal, das der Berliner Sender seit nunmehr über einem Jahr durchschreitet. Ein Blick zurück: Ende Februar startete der damalige Sat.1-Chef Roger Schawinski "Verliebt in Berlin". Im Vorfeld hatte kaum jemand mit einem derart gigantischen Erfolg gerechnet. Zu chronisch erfolglos war Sat.1 die Jahre zuvor am Vorabend geblieben.

Kaum für möglich gehaltener Erfolg 

Da war die Erleichterung am Tag nach dem Start schon groß: 16,6 Prozent Marktanteil erzielte die erste Folge der Telenovela - für Sat.1 ein riesiger Erfolg. Doch das war noch lange nicht das Ende der Fahnenstange: Erst jagte die Story um Lisa Plenske dem langjährigen Marktführer "Explosiv" die Marktführung ab, dann hatte "ViB" sogar regelmäßig mehr Zuschauer als der RTL-Dauerbrenner "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" - viele Jahre eine kaum für möglich gehaltene Situation. Lisa Plenske sanierte den Vorabend des Senders quasi im Alleingang und avancierte schnell zum Aushängeschild. Klar, dass Sat.1 diesen Erfolg länger auskosten wollte und die Telenovela schnell noch um sechs weitere Monate verlängerte.


oto: Sat.1/Monika SchürleDen Quoten tat das - trotz der nun spürbar in die Länge gezogenen Story - keinen Abbruch, bekam durch die erst dadurch notwendige Einführung des zweiten männlichen Hauptdarstellers Rokko sogar erst noch den besonderen Twist, der zum vielleicht größten Erfolg in der Geschichte von Sat.1 beitrug: Das Finale der ersten Staffel. Sat.1 schaffte es tatsächlich geheimzuhalten, ob Lisa sich für Rokko oder David entscheiden wird - und wurde mit traumhaften Quoten belohnt. Das zweistündige Finale in der Primetime verfolgten sagenhafte 7,35 Millionen Zuschauer, der Marktanteil in der Zielgruppe kratzte an der 40-Prozent-Marke.

Die Fehlentscheidung: Alles wurde anders 

Doch statt auf dem Höhepunkt des Erfolges aufzuhören, entschied man sich bei Sat.1, "Verliebt in Berlin" mit einer zweiten Staffel fortzusetzen. Die Rahmenhandlung blieb - und doch krempelte man alles um, was der Zuschauer von einer Telenovela gewohnt war. Der Hauptdarsteller war plötzlich männlich und die Frau war plötzlich auch nicht mehr heimlich in den Mann verliebt, sondern umgekehrt. Anfangs schien das tatsächlich zu funktionieren. Die ersten Folgen nach dem Lisa-Finale konnten zwar nicht ganz an die Lisa-Zeit anknüpfen, liefen aber dennoch hervorragend - und ließen den RTL-Neustart "Alles was zählt" weit hinter sich.

Doch dann kam der schrittweise Niedergang. Woche für Woche fielen die Zuschauerzahlen - langsam, aber dennoch stetig. Als die Serie im November bereits mit der 10-Prozent-Marke kämpfte, versuchte Sat.1 noch einmal die Rettung. Die Hauptdarstellerin wurde ausgetauscht und mit Laura Osswald kehrte ein altbekanntes Gesicht aus der ersten Staffel zurück. Zudem verliebte sich nun die Frau wieder in den Mann - eine Rückkehr zur traditionellen Telenovela-Story. Doch der Aufschwung war nur von sehr kurzer Dauer.

Foto: Sat.1Auch der allerletzte Strohhalm reichte nicht für mehr als ein Strohfeuer: Im Frühjahr kehrte Lisa Plenske für 16 Folgen noch einmal zurück. Die erste Lisa-Folge erreichte fast wieder Quoten in alter Höhe: 19,8 Prozent Marktanteil. Doch gleich danach trat "ViB" wieder den Sinkflug an - und als Lisa ging, war die Telenovela längst wieder im alten Trott. Zuletzt lag "Verliebt in Berlin" häufig sogar im einstelligen Bereich.

Immerhin ein Abschied mit Happy End 

Am Freitag war nun endgültig Schluss. Die zweite Staffel bekam ihr Finale - doch Sat.1 versteckte es regelrecht. Kein Ausflug in die Primetime wie für Lisa Plenske, nicht einmal die doppelte Sendezeit gönnte der Sender seinem ehemaligen Aushängeschild. Dabei wäre so viel Zurückhaltung gar nicht nötig gewesen, denn zumindest das Finale sorgte noch einmal für ein kleines Happy End.

Mit den Werten eines Lisa-Finales waren die Quoten natürlich nicht vergleichbar, doch mit 1,25 Millionen 14- bis 49-jährigen Zuschauern kam die Hochzeit von Hannah und Bruno auf immerhin 14,1 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe, lag somit deutlich über dem Sat.1-Schnitt und lief auch klar besser als die Sendungen davor und danach. Insgesamt schauten 2,65 Millionen Zuschauer ab drei Jahren zu, was auch beim Gesamtpublikum immerhin für ganz ordentliche 10,5 Prozent Marktanteil reichte.

Bei Sat.1 wird nun erst einmal Telenovela-Pause sein. Erstaunlich: Obwohl die Krise von "Verliebt in Berlin" schon über ein Jahr andauert, schaffte es der Sender nicht, rechtzeitig eine Nachfolge-Telenovela fertig zu stellen. Als "Pausenfüller" gibt's nun erst einmal die Dokusoap "Verdammt lange her - Das Wiedersehen". Doch die nächste Telenovela soll im Frühjahr starten. Ob sie noch einmal den Erfolg früher "ViB"-Tage wiederholen kann, bleibt die spannende Frage.