Bild: Sat.1Viele Hoffnungen lagen auf dem 15. Oktober bei Sat.1 und RTL. Sat.1 wollte endlich die monatelange Quotenschwäche am Vorabend, die sich seit dem Ausstieg von Lisa Plenske bei "Verliebt in Berlin" über ein Jahr hingezogen hatte, mit einer neuen Dokusoap beenden. RTL hingegen begann damit, seine Gerichtsshows wie angekündigt langsam abzulösen und witterte im Thema Helpshows einen neuen Trend auch für die Daytime. Geklappt hat bislang nichts von beidem.

Besonders bei Sat.1 dürfte man einen Monat nach der Umstellung nun langsam aber sicher nervös werden - denn statt den lang ersehnten Aufschwung zu bringen, verschlimmerte sich die Lage am Vorabend dort noch. Die Dokusoap "Verdammt lange her - Das Wiedersehen" kam nie auf die angepeilten Werte und lag bis auf wenige Ausnahmen zu Beginn deutlich unter dem Sat.1-Senderschnitt. Mehr noch: Der Trend zeigt sogar noch nach unten.

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Fragt man bei Sat.1 nach, so bekommt man die Antwort, die Sender in dieser Situation immer geben: Sehgewohnheiten am Vorabend und in der Daytime zu verändern, braucht seine Zeit und man glaube an das Format. Doch am Dienstag stellte "Verdammt lange her" mit nur noch 6,0 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe einen neuen Negativrekord auf. Sollte sich das nicht schnellstens radikal bessern, dürfte wohl auch die in diesem Jahr zur Genüge auf die Probe gestellte Leidensfähigkeit Sat.1-Chef Matthias Alberti demnächst überschritten sein, zumal auch das nachfolgende "K11 - Kommissare im Einsatz" dank des miesen Vorprogramms inzwischen regelmäßig nur noch einstellige Marktanteile in der Zielgruppe erreicht.


Auch der zweite Neustart am Vorabend will nicht so recht in die Gänge kommen. "Sat.1 - Das Magazin" brachte jedenfalls keine spürbare Verbesserung gegenüber dem abgesetzten "Blitz". Immerhin ist die Lage hier aber nicht ganz so prekär wie bei "Verdammt lange her". Am Mittwoch reichte es beispielsweise für immerhin 11,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Doch allzu oft verharrt auch das Magazin im einstelligen Bereich.

Doch nur mit einem Aufschwung am Vorabend kann Sat.1 das nun schon über ein Jahr andauernde Quotentief überwinden. Gelingt dies nicht, helfen wohl auch alle Erfolge in der Primetime nichts: Der Senderschnitt dürfte weiterhin unter der 11-Prozent-Marke festhängen. Tatsächlich erreicht Sat.1 auch im November bislang im Schnitt wieder nur 10,7 Prozent - der gleiche Wert, bei dem Sat.1 nun schon vier Monate in Folge festhing. Diese Probleme hat RTL derzeit nicht, auch wenn der Sender im November etwas schwächelt. Die Probleme am Nachmittag kann man also deutlich gelassener angehen als die Kollegen in Berlin. Doch auch für RTL brachte der vergangene Monat einiges an Ernüchterung.

Foto: RTLInsbesondere das neue Format "Familienhilfe mit Herz", in das man bei RTL so viele Hoffnungen gesetzt hatte, kann nicht überzeugen und dümpelt seit Beginn weit unter RTL-Schnitt meist zwischen 10 und 13 Prozent in der Zielgruppe vor sich hin. Ein Aufwärtstrend ist nicht in Sicht. Damit läuft "Familienhilfe mit Herz" sogar ein wenig schlechter als zuletzt die Courtshows auf diesem Sendeplatz. Bei RTL darf man nun also überlegen, ob Helpshows tatsächlich das richtige Rezept für den neuen Nachmittag sind, nachdem der Abschied der Gerichtsshows bereits verkündet wurde.

Nur auf Abruf läuft da die derzeit letzte noch im Programm. Dem "Strafgericht" tat die Verlegung um zwei Stunden nach hinten auf den 16 Uhr-Sendeplatz aber offensichtlich alles andere als gut. Am Mittwoch lag der Marktanteil nur noch bei miserablen 8,5 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Tröstlich ist da allenfalls, dass das Aus des Formats wie erwähnt schon beschlossen ist. Mit dem Abschied von den Gerichtsshows spielt RTL allerdings derzeit Sat.1 in die Karten. Dort erlebt vor allen Dingen "Richterin Barbara Salesch" derzeit ihren zweiten Frühling mit Quoten um 20 Prozent. Sie profitiert dabei offensichtlich davon, nun um 15 Uhr wieder ohne Courtshow-Konkurrenz zu sein.

Doch zurück zu RTL: Spannend wird, wie sich ab kommender Woche das verkürzte "Staatsanwalt Posch ermittelt" auf dem 17 Uhr-Sendeplatz schlagen wird. Schlechter kann's immerhin kaum werden. Weder "Ist doch nur Spaß" noch das als Ersatz kurzfristig wieder auf diesen Sendeplatz gehievte "Unsere erste gemeinsame Wohnung" können dort auch nur ansatzweise überzeugen - was allerdings auch nicht wirklich zu erwarten war, schließlich war "Unsere erste gemeinsame Wohnung" vor Monaten dort schon einmal gefloppt. Die Rückkehr wirkte dann auch eher wie ein Akt der Verzweiflung von RTL.

Doch nach all den Negativ-Meldungen: Es gibt auch einen Lichtblick. Der heißt "Punkt 12". Das Mittagsjournal von RTL schaffte das Kunststück, die sensationellen Quoten fast ohne Verluste von einem auf zwei Stunden zu strecken. Weiterhin liegt das Format damit regelmäßig über der 25-Prozent-Marke und macht den Verantwortlichen in Köln richtig Freude. Oliver Geissen bleibt auf dem neuen Sendeplatz unauffällig im Mittelmaß, schafft es aber meist über den RTL-Senderschnitt.