Erwachsen auf ProbeKinderschützer, Politiker, Medienwächter und allerlei sonstige Verbände, die ihren Namen auch mal in der Zeitung lesen wollten, rüsteten im Vorfeld der Dokusoap "Erwachsen auf Probe" zu einem Proteststurm gegen das Format, wie ihn das deutsche Fernsehen seit "Big Brother" nicht mehr gesehen hatte. Gegenseitig schaukelte man sich bis zu Vorwürfen von Kindesmisshandlung bis Prostitution hoch.

Angesichts dieses gewaltigen Echos, das die Sendung im Vorfeld ausgelöst hatte, waren schon die Auftakt-Quoten eher verhalten. Mit einem Marktanteil von 19,1 Prozent lag die erste Sendung zwar klar über dem Senderschnitt, doch besser als bei anderen, weit weniger in der Öffentlichkeit diskutierten Mittwochs-Dokus von RTL lief es nicht. Ab Woche 3 folgte dann endgültig der Sturz ins Mittelmaß und teils noch darunter. In den kommenden Wochen pendelten die Marktanteile zwischen 14,6 und 17 Prozent.

Das änderte sich auch zum Abschied nicht mehr. Gerade mal 1,47 Millionen 14- bis 49-jährige interessierten sich für den Ausgang des Experiments, der Marktanteil in der Zielgruppe lag bei 15,6 Prozent und damit unter dem normalen RTL-Senderschnitt. Insgesamt schauten 2,04 Millionen Zuschauer zu, beim Gesamtpublikum lag der Marktanteil somit sogar nur bei 8,4 Prozent.

Bis zuletzt verteidigte RTL die Sendung dennoch. Zum Beweis, dass man ein gesellschaftlich relevantes Thema aufgegriffen habe, mussten stets die 14- bis 29-jährigen Frauen herhalten. In dieser Altersgruppe waren die Quoten tatsächlich überdurchschnittlich gut. Doch trösten kann RTL das bei nüchterner Betrachtung eigentlich kaum - zumal auch die Werbekunden größtenteils einen großen Bogen um "Erwachsen auf Probe" machten. Auch wenn zuletzt die Werbeauslastung wieder leicht anstieg: Es gelang über Wochen nicht einmal, einen einzigen Werbeblock in der einstündigen Sendung voll auszulasten. Wirtschaftlich dürfte "Erwachsen auf Probe" somit ein Totalausfall für RTL gewesen sein.