Foto: ProSiebenSeit Monaten schon ist der Nachmittag die Schwachstelle von ProSieben. Nicht nur, dass der Sender der Wiederauferstehung von RTL, das nach jahrelanger Schwächephase nun plötzlich Marktanteile von teils über 30 Prozent erreicht, wenig entgegenzusetzen hatte, mit übertriebenen Sparmaßnahmen machte man sich die eigenen Formate auch noch mutwillig selbst kaputt. So schreckte ProSieben im vergangenen Jahr nicht einmal davor zurück, am Nachmittag die Samstagabend-Sendung "Sommermädchen" zu wiederholen - und zwar nicht unter ihrem richtigen Titel, sondern als "U20 Spezial" und sogar als Spezialausgabe der Jobshow "Deine Chance - 3 Bewerber, 1 Job".

Zu Beginn des Jahres präsentierte sich der Nachmittag dann in wirklich desolater Form, häufig reichte es durchgehend nur noch für Marktanteile im einstelligen Bereich, woran weder Wiederholungen der "Desperate Housewives" noch die eilig im Wochentakt getesteten neuen Formate etwas ändern konnten. In den letzten Wochen zeigte sich nun aber immerhin eine leichte Erholung. Erfolgreich sind die ProSieben-Formate am Nachmittag zwar weiterhin nicht, immerhin sind die Ausflüge unter die 10-Prozent-Marke nun aber wieder die Ausnahme und nicht mehr die Regel.

Doch kaum zeichnet sich die leichte Erholung ab, da greift ProSieben wieder zum alten Mittel, das schon einmal ins Verderben führte, und betreibt erneut Alt-Format-Recycling unter falschem Namen. So benutzt man das Format "Die Jobretter", in dem eigentlich vor der Pleite stehende Unternehmen gerettet werden sollen, um darin noch einmal alte Folgen von "Deine Chance - 3 Bewerber, 1 Job" zu verbraten. Das hat zwar irgendwie auch etwas mit dem Thema Job zu tun, mit dem Konzept der "Jobretter" aber rein gar nichts gemein.

Die Quittung für diese Maßnahme erteilten die ProSieben-Zuschauer umgehend: Am Dienstag sahen nur noch 300.000 Zuschauer zu, so wenige wie noch nie seit dem Start der "Jobretter". Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei 2,9 Prozent. In der werberelevanten Zielgruppe reichte es ebenfalls nur für katastrophale 6,5 Prozent Marktanteil. Schon am Montag war ProSieben mit nur 7,8 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen abgestraft worden. Dass man nebenbei auch noch die Marke "Die Jobretter" beschädigt, muss zudem noch als Kollateralschaden verbucht werden.