Bild: AGOFZur neuesten Auflage der Studie "Internet-Facts", die die Reichweiten von Online-Seiten angeben will, hat die AGOF die Berechnungsgrundlagen erheblich überarbeitet. So werden nun nicht nur EU-Ausländer und andere Ausländer zusätzlich berücksichtigt und der gestiegene Anteil der Online-Nutzer an der Bevölkerung insgesamt berücksichtigt, gleichzeitig hat man auch das "MultiClient-Modell" überarbeitet.

Kurz gesagt bedeutet das: Die AGOF will der Tatsache Rechnung tragen, dass immer mehr Nutzer mehrere Rechner und auf einem Rechner auch mehrere Browser nutzen, um ins Internet zu gehen. Eigentlich sollte man annehmen, dass die Zahl der Unique User dadurch im Vergleich zu den physisch gemessenen Visits sinken müsste - da ein Visit ja selbst wenn er von unterschiedlichen Computern kommt häufiger als bei der bisherigen Berechnung von ein und derselben Person stammen kann - bei der AGOF scheint man das aber anders zu sehen und wies bereits im Vorfeld darauf hin, dass auch das zu einem Anstieg der Netto-Reichweite führen werde.

So weit, so seltsam. Als die AGOF am Donnerstag dann aber ihre nun auf neuer Grundlage ermittelten Zahlen vorlegte, zeigten sich nicht leichte Anpassungen der Reichweiten nach oben, sondern eine regelrechte Explosion der Zahlen. Unter den News-Portalen rangiert nun Bild.de mit angeblich rund elf Millionen Unique Usern ganz vorne. Auch wenn die AGOF einen Vergleich mit früheren Daten - auf welcher Grundlage auch immer - "untersagen" will: Um zu verstehen was passiert ist, ist ein solcher Vergleich geradezu unerlässlich und angesichts der weiterhin öffentlich verfügbaren Daten der alten Auswertungen auch gar nicht zu verhindern. Auf Basis der alten Datengrundlage wurde die Reichweite mit zuletzt weniger als sechseinhalb Millionen Visits angegeben. Auch bei allen anderen Angeboten liegen die Reichweiten nun bis zum Doppelten über den vorherigen Werten.

Entweder haben also die bisherigen Daten die Realität völlig unzureichend abgebildet, oder aber die neuen Zahlen tun das. Fest steht jedenfalls: In der Vergangenheit stimmten die AGOF-Zahlen in etwa mit anderen Quellen wie Nielsen oder dem Google Ad-Planner überein. Nun liegen sie meilenweit darüber. Welchen Daten man nun vertrauen soll ist eine gute Frage. Der Glaubwürdigkeit geholfen hat diese übermäßige Steigerung der Reichweitendaten keinesfalls - und zwar keiner der verschiedenen Quellen.

Wie dem auch sei: Hier der Blick auf die 15 laut der neuen Erhebungsmethode reichweitenstärksten Nachrichtenangebote im Web. An der Reihenfolge hat sich gegenüber früheren Erhebungen nichts wesentliches geändert, nur dass die absoluten Zahlen nun um Klassen höher ausfallen. Vorne rangiert immer noch "Bild.de" vor "Spiegel Online", die danach folgenden Konkurrenten "Focus Online" und "Welt.de" sind aber nicht mehr ganz so hoffnungslos abgeschlagen. Die genauen Zahlen lassen sich der nachstehenden Tabelle entnehmen:

 

Unique User
2010-I
in Mio.

Bild.de
11,01
Spiegel Online
9,40
Focus Online
7,46
Welt.de
6,25
sueddeutsche.de
5,70
stern.de
4,07
RP Online
3,49
FAZ.net
3,26
Zeit Online
3,18
Abendblatt.de
2,23
DerWesten.de
2,16
n-tv.de
2,14
Handelsblatt.com
1,81
tagesspiegel.de
1,49
FTD.de
1,31

 Quelle: AGOF, Angaben ohne Gewähr