Zeitschriften: Reichweiten-Zuwächse ohne neue Leser

Wie zuvor schon bei Radio-MA und den AGOF-Zahlen basieren mit der am Mittwoch vorgelegten MA 2010 Pressemedien II nun erstmals auch die MA-Daten für die Print-Branche auf einer neuen "Grundgesamtheit". Sprich: Zum ersten Mal wurden in die Befragung auch deutschsprachige Ausländer mit einbezogen. Dadurch wuchs die Zahl der insgesamt erreichbaren Leser um 8,8 Prozent auf nun 70,5 Millionen an. 

Dadurch erreichten über 90 Prozent aller Zeitschriften zumindest auf dem Papier einen Reichweitengewinn. Ob tatsächlich Leser gewonnen wurden, lässt sich an den Zahlen aber nicht ablesen, zumal sich die neue Grundgesamtheit auf die Zahlen jeder Zeitschrift in anderer Stärke auswirkt - je nachdem welchen Anteil an ausländischen Lesern sie hat. Ein Vergleich zu früheren Reichweiten-Zahlen ist also nur stark eingeschränkt möglich, auch wenn wir der Transparenz halber in unserer Top 20-Tabelle die Daten der letzten Media-Analyse noch ausweisen.

An der Rang-Liste der meistgelesenen Zeitschriften in Deutschland hat sich im oberen Bereich durch die neue Grundgesamtheit nicht allzu viel geändert. Die "Bild am Sonntag" liegt wieder etwas sicherer und als einziger Kauf-Titel über der 10-Millionen-Marke. Im Vergleich mit den anderen Titeln fiel der Reichweiten-Zuwachs aber nur vergleichsweise gering aus.

Unter den großen aktuellen Zeitschriften profitierte der "Focus" am stärksten - ob aufgrund der ausländischen Leser oder tatsächlicher Leser-Gewinne ist aber unklar. Die höchste Reichweite unter diesen hat aber weiterhin der "Stern" vor dem "Spiegel", der "Focus" bleibt klar dahinter. Die Programmzeitschrift mit der größten Reichweite bleibt wetierhin die "TV Spielfilm", auch wenn die Verfolger "tv 14" und "TV Movie" stärker profitiert haben. Die Reichweite der "Hörzu" lag trotz der deutlich höheren Grundgesamtheit nur leicht höher als bei der letzten Ausweisung. 

Zu den wenigen Verlierern trotz größerer Grundgesamtheit gehören die Jugendtitel "Bravo Girl!" (0,49 Mio., -6,5%) und "Popcorn" (0,41 Mio, -7,2%) sowie "FHM" (0,54 Mio., -5,0%) und "Focus Money" (0,6 Mio., -4,1%). Größter Verlierer war "Essen & Trinken für jeden Tag", das trotz allem diesmal eine um 90.000 geringerer Reichweite von 0,56 Mio. ausweisen muss.

Zu den allgemeinen Daten: Laut AG.MA lesen 93,5 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren Zeitschriften. 62,3 Prozent informieren sich demnach in einer Programmzeitschrift übers TV-Programm, 47,5 Prozent greifen zu den Aktuellen Zeitschriften/Magazinen", wobei bei "Spiegel", "Focus" oder "Stern" die männlichen Leser klar überwiegen. Über die Hälfte der Männer schaut laut AG.MA in Zeitschriften der Motorpresse, im Gegenzug greifen 49,5 Prozent der Frauen zu wöchentlichen Frauentiteln. 

Die 20 meistgelesenen Zeitschriften (Reichweite, MA 2010 Pressemedien II)

*Die Daten der MA 2010/I basierten auf einer anderen Grundgesamtheit und sind daher nicht ohne weiteres vergleichbar. Die Veränderungen spiegeln nicht tatsächliche Leser-Verluste oder Gewinne wider.

Zeitgleich veröffentlichte die AG.MA auch die Reichweiten-Daten für Tageszeitungen. Demnach erreichen alle Zeitungen insgesamt 49 Millionen deutschsprachige Personen über 14 Jahren, also 69,6 Prozent der Bevölkerung. Bei den 14- bis 29-Jährigen liegt die Reichweite demnach immerhin noch bei 49,4 Prozent. Die höchste Reichweite hat natürlich "Bild" mit 12,53 Millionen. Die "Süddeutsche" erreicht 1,27 Millionen Leser, die "FAZ" 0,96 Millionen, die "Welt" 0,71 Millionen.