36.392 Personen wurden für die aktuelle Media-Analyse Pressemedien befragt - man kann also der AGMA, die zusammen von Medien, Mediaagenturen und Werbungtreibenden getragen wird, zumindest nicht vorwerfen, bei der Ermittlung der Reichweiten von Print-Titeln Aufwand zu scheuen. Die Frage ist nur, ob das Ergebnis diesen Aufwand wert ist. Seit vielen Jahren hat die AGMA jedenfalls immer nur eines zu verkünden: "Die Zeitschriftennutzung bleibt stabil" - als gäbe es die rapide zurückgehenden Verkaufszahlen gar nicht. Wie stark es tatsächlich nach unten geht, lässt sich alle drei Monate in den IVW-Zahlen ablesen, so wie erst Ende vergangener Woche wieder.

Wie gut, dass man diese Realität einfach ausblenden kann, wenn man sich auf Umfragen stützt. Welch absurde Ergebnisse dabei herauskommen können, hat "Meedia"-Kollege Jens Schröder vor einiger Zeit sehr schön anhand des Banjo-Beispiels aufgezeigt: Da ergab eine auf einer Umfrage basierende Studie von Bauer, Burda, Gruner+Jahr und Springer, dass 3,8 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung 2014 den Riegel "Banjo" gegessen haben will, umgerechnet 2,68 Millionen Leute. Blöd nur, dass der Riegel fünf Jahre zuvor vom Markt genommen war. Solche Umfragen fragen also allenfalls die Bekanntheit ab, nicht aber den tatsächlichen Konsum.

Der gleiche Effekt zeigt sich offenbar auch bei der Media-Analye, die die Reichweiten der Print-Titel ermitteln will. Dass 17 der 20 meistgelesenen Zeitschriften Leser hinzugewonnen haben sollen, obwohl gleichzeitig die tatsächlichen Verkäufe teils deutlich zurückgingen, ist allenfalls in einer Parallelwelt vorstellbar. Die "Bild am Sonntag" beispielsweise, die gerade erstmals unter die Millionenmarke gerutscht ist, erreicht laut AMGA über neun Millionen Leser, was einem Plus von 6,5 Prozent entspricht. Jede verkaufte Ausgabe müsste also von neun Personen gelesen werden.

Beim "Stern" stehen weniger als 650.000 verkaufte Exemplare einer angeblichen Reichweite von 7,16 Millionen Lesern gegenüber. Bemerkenswert ist auch der Langzeit-Vergleich: Seit 2009 hat der "Stern" ein Drittel seiner Print-Auflage verloren, die Reichweite soll mit -5 Prozent hingegen annähernd stabil geblieben sein. Ein noch größeres Kunststück soll der "Spiegel" vollführt haben: Die Verkäufe gingen seit 2009 um rund ein Viertel zurück, trotzdem soll die Zahl der Leser im gleichen Zeitraum sogar um 10 Prozent gestiegen sein.

Wer die MA-Zahlen trotzdem noch für glaubwürdig hält, dem sei abschließend noch das Beispiel "Computer Bild Spiele" ans Herz gelegt. 1,63 Millionen Leser hat dieses Magazin laut der aktuellen Media-Analyse - bei einer verkauften Auflage von zuletzt noch rund 40.000 Exemplaren. Wer das glaubt, ist selbst schuld.

Die 20 meistgelesenen Zeitschriften waren laut ma 2017/I:

  Leser in Mio.
ma 2017/I
Leser in Mio.
ma 2016/II
Veränderung
in Prozent
zum Vergleich:
IVW-Auflage*
ADAC Motorwelt
14,98
14,89
+ 0,6 %
13,65
rtv
9,45
9,95
- 5,0 %
7,59
Bild am Sonntag
9,05
8,50
+ 6,5 %
0,93
stern
7,16
6,83
+ 4,8 %
0,65
tv14
6,96
6,68
+ 4,2 %
2,27
Der Spiegel
6,79
6,44
+ 5,4 %
0,79
Bild der Frau
6,05
5,81
+ 4,1 %
0,74
Prisma
5,61
5,97
- 6,0 %
3,76
TV Movie
5,28
4,91
+ 7,5 %
1,00
TV Spielfilm
5,11
4,74
+ 7,8 %
0,81
Sport-Bild
4,98
4,53
+ 9,9 %
0,32
Focus
4,59
4,28
+ 7,2 %
0,48
Bunte
4,31
3,92
+ 9,9 %
0,47
TV Digital
3,84
3,86
- 0,5 %
1,62
Hörzu
3,76
3,72
+ 1,1 %
1,02
TV Hören und Sehen
3,54
3,12
+ 13,5 %
0,58
Auto Bild
3,53
3,43
+ 2,9 %
0,39
GEO
3,32
3,12
+ 6,4 %
0,23
Gala
3,21
3,19
+ 0,6 %
0,29
kicker
3,20
3,00
+ 6,7 %
0,15**

*Verbreitete Auflage 4/2016 in Mio.; **Montags-Ausgabe

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