Quelle der Daten für diesen Artikel: AGF Videoforschung

Bei RTL II dürften die Sorgenfalten in diesen Wochen eine beachtliche Größe angenommen haben, denn die Entwicklung der Marktanteile ist aus Sicht der Senderverantwortlichen sicherlich alles andere als erfreulich. Den Mai schloss RTL II mit gerade mal noch 5,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen ab - gegenüber April ging es damit zwar nur um 0,1 Prozent nach unten, doch im Jahresvergleich büßte der Sender satte 0,9 Prozentpunkte ein. Für RTL II war es der schlechteste Monatswert seit Dezember 2002, also seit fast 15 Jahren.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Abseits der Nackt-Kuppelshow "Naked Attraction" sowie der Doku-Reihe "Hartz und herzlich" lief es für RTL II zumeist gar nicht nach Plan. "Wirt sucht Frau" geriet ebenso unter die Räder wie die Serien am Samstag, darüber hinaus offenbaren Klassiker wie "Die Kochprofis" und "Frauentausch" mittlerweile starke Ermüdungserscheinungen. Hinzu kommt ein weitgehend brachliegendes Nachmittagsprogramm und am Vorabend bekommt "Berlin - Tag & Nacht" mit im Schnitt nur noch sieben Prozent Marktanteil die jüngste Stärke von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" zu spüren.

Verluste für ProSieben, Sat.1 und kabel eins

Noch größere Verluste als RTL II fuhr auf Jahresbasis allerdings ProSieben ein: Um 1,3 Prozentpunkte ging es im Vergleich zum Mai 2016 bergab - und mit nur noch 9,6 Prozent Marktanteil gab's für ProSieben in diesem Jahr schon zum vierten Mal einen einen einstelligen Wert. "Germany's next Topmodel" und "Schlag den Star" konnten das Ruder nicht herumreißen, stattdessen machte sich das Fehlen neuer Folgen von "Big Bang Theory" oder den "Simpsons" bemerkbar - ganz zu schweigen vom völlig enttäuschenden Einstand der US-Serienhoffnung "This is us", die sich in der zweiten Woche aber zumindest etwas erholen konnte.

Aber auch für die anderen Sender der Gruppe läuft es aktuell nicht wirklich rund: Sat.1 sackte im Jahresvergleich um 0,8 Prozentpunkte ab und lag im Mai bei lediglich 8,4 Prozent in der Zielgruppe. Zwar kann man sich über einen starken Auftakt von "Luke! Die Schule und ich" freuen, doch mit Thomas Gottschalks "Little Big Stars" und "It's Showtime" entpuppten sich im Gegenzug am Sonntagabend gleich zwei Show-Neustarts als Flops. Weil auch die US-Serien keine Bäume ausreißen und die Daytime ebenfalls schwächelt, kommt Sat.1 derzeit einfach nicht aus dem Quark.

Kaum besser ist die Lage bei kabel eins, das im Mai auf gerade mal 4,7 Prozent Marktanteil kam und damit ganze 0,7 Prozentpunkte weniger erzielte als noch vor einem Jahr. Die Serien-Wiederholungen in der Primetime treffen weiterhin nicht den Geschmack des Publikums und am Vorabend fehlt es nach der Rolle rückwärts derzeit an frischem Wind. Noch dazu ist derzeit auch auf die Eigenproduktionen am Dienstagabend kein Verlass: Erst ging "Raus aus dem Zwang" baden und dann meldete sich auch noch "Achtung Abzocke" mit schwachen Quoten zurück.

RTL und Vox halten sich recht wacker

Von solchen Sorgen ist man bei Vox unterdessen weit entfernt: Die Bestwerte der laufenden Saison sind zwar ein wenig in die Ferne gerückt, doch mit einem Plus von 0,1 Prozentpunkten war Vox im Mai der einzige Privatsender, der in der Zielgruppe im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegen konnte. Genau sieben Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe. "Grill den Henssler" und die starke Rückkehr von "Sing meinen Song" machen sogar Flops wie den Talk "The Story of my Life" und die "Chicago"-Serien ein Stück weit vergessen und am Nachmittag läuft's für "Shopping Queen" & Co. weiter prächtig.

Und der Marktfüher? RTL hielt sich mit einem Marktanteil von 12,1 Prozent ebenso  wie Vox im Vergleich zum April stabil - doch wirklich glücklich kann man bei RTL aktuell trotzdem nicht sein. Vor allem für den Nachmittag braucht es frische Ideen: Dass man sich nach dem Aus des "Blaulicht-Reports" derzeit mit drei Folgen "Verdachtsfälle" mehr schlecht als recht über Wasser hält, kann jedenfalls keine Dauerlösung sein. In der Primetime liefen das "DSDS"-Finale und "Let's dance" schwächer als vor einem Jahr und sonntags hatte der Sender sowohl mit "Mensch Gottschalk" als auch "Die 2" kein Glück.

Das Erste verliert trotz starker Events

Mit Blick aufs Gesamtpublikum war das ZDF auch im Mai wieder Marktführer: Für die Mainzer ging es dank viel Verlässlichkeit im Programm leicht nach oben auf 12,6 Prozent Marktanteil. Dass man den Vorsprung aufs Erste sogar noch ausbauen konnte, kommt angesichts vieler Erfolge des öffentlich-rechtlichen Konkurrenten aber durchaus überraschend - immerhin konnte sich die ARD unter anderem auf das Pokal-Finale, vier Relegationsspiele und den Eurovision Song Contest verlassen. Dass der Marktanteil dennoch mit 11,4 Prozent um 0,7 Prozentpunkte niedriger ausfiel als vor einem Jahr, hängt auch damit zusammen, dass die genannten Hits allesamt Zuschauer verloren.

Kleiner Trost: Bei den 14- bis 49-Jährigen konnte sich Das Erste leicht steigern. Gegenüber April zog der Marktanteil um 0,2 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent an, was für den fünften Rang reichte. Das ZDF tat sich hier im Gegenzug etwas schwerer und kam mit einem Minus von 0,3 Prozentpunkten nur noch auf 5,8 Prozent beim jungen Publikum. Das war der schwächste Wert seit einem halben Jahr - seither hatte sich das ZDF stets über der Marke von sechs Prozent halten können. Vergleicht man den aktuellen Marktanteil jedoch mit dem Wert des Vorjahresmonats, so blieb der Sender aber zumindest stabil.

Die Monatsmarktanteile im Überblick

  MA ab 3
+/-
Vormonat
+/-
Mai 16
MA 14-49 +/-
Vormonat
+/-
Mai 16
Das Erste
11,4 -0,4
-0,7
7,3
+0,2
-0,3
ZDF
12,6
+0,1
+0,6
5,9
-0,2
+0,1
RTL
9,5
+0,1
-0,3
12,1
+/-0
-0,3
Sat.1
6,8
+/-0
-0,6
8,4
-0,1
-0,8
ProSieben
4,6
-0,2
-0,8 9,6
-0,3
-1,3
Vox
5,1
+/-0
-0,2
7,0 +/-0
+0,1
RTL II
3,2
+/-0
-0,6 5,1
-0,1
-0,9
kabel eins
3,4
-0,1
-0,6
4,7
-0,1 -0,7

Die Spalte +/- gibt die Veränderung im Vergleich zum Vormonat bzw. zum Vorjahresmonat an. Quelle: DWDL-Recherche

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.5; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;