Zunächst vorweg: Die Auswirkungen der Corona-Krise lassen sich auch aus der neuesten Audio-MA 2020/II nicht herauslesen - die Befragungen, die der Reichweiten-Ermittlung zugrunde liegen, endeten bereits im März. Insofern bleiben der agma erneut kaum mehr als Mutmaßungen. Doch hatte man bei der letzten Audio-MA im April noch über einen "außerordentlichen Boom der Nutzung" orakelt, klingt man diesmal schon deutlich vorsichtiger. Jan Isenbart, Vorstand Radio/Audio der agma, gibt zu bedenken, dass "sich eine steigende Nutzung im Streaming-Bereich, wie sie die ma IP Audio dokumentiert hat, und ein leichter Rückgang beim Hören im Autoradio durch Lockdown und Home Office aktuell die Waage gehalten haben könnten". Alles in allem konstatiert man eine stabil hohe Nuztung von Audio-Angeboten.

Hart erwischt hat es allerdings die bayerischen Radio-Anbieter. Nachdem Antenne Bayern schon bei der letzten Audio-MA massiv um 13,4 Prozent nach unten gekracht ist, ging es nun direkt nochmal um weitere 10,2 Prozent nach unten. Übrig sind nun nur noch 805.000 Hörer in der Durchschnittsstunde (Mo-Fr, zwischen 6 und 18 Uhr). Mit einem Hörer-Minus von 91.000 führt Antenne Bayern damit schon wieder die Verlierer-Liste an - dicht gefolgt vom direkten Konkurrenten Bayern 3, der 86.000 Hörer verlor, umgerechnet 10,6 Prozent. 728.000 Hörer sind hier jetzt noch übrig. Nun wird es lange dauern, bis man diese Scharte auswetzen kann - denn die Frühjahrs-Ausweisung im kommenden Jahr hat man aus Kostengründen abgesagt, die nächsten Audio-MA-Zahlen gibt's erst in einem Jahr.

Bayern 1 hält sich im Vergleich dazu unterdessen besser, büßt aber die Zuwächse aus dem Frühjahr wieder ein. Mit gut 1,1 Millionen Hörern bleibt der Sender aber der meistgehörte Einzelsender der Republik, eine höhere Reichweite bringt nur das Lokalsender-Konglomerat Radio NRW auf die Straße, das 1,5 Millionen Hörer erreicht. Bayern 1 ist zudem nun der einzige Einzelsender überhaupt über der Millionen-Marke, denn neben SWR 3 rutschte auch WDR 2 nun darunter. Für WDR 2 ging's recht deutlich um fast 7 Prozent nach unten, auch 1Live schnitt mit -4,8 Prozent nicht gut ab. Für WDR 4 liegen nur Tagesreichweiten vor, die stiegen aber anders als bei den anderen großen WDR-Sendern an. Heftige Verluste unter den größeren Angeboten verzeichnen auch radio ffn (-9,5 Prozent), hr3 (-11,7 Prozent) und R.SH (-19,6 Prozent).

Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Audio-MA 2020/I (Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):

  Hörer in Tsd.
ma 2020/II
Hörer in Tsd.
ma 2020/I
Veränderung
in Prozent
Radio NRW
1.500 1.475 + 1,7 %
Bayern 1
1.104 1.114
- 3,2 %
SWR 3
998
1.026
- 2,7 %
WDR 2
950 1.020 - 6,9 %
Antenne Bayern
805 896
- 10,2 %
1Live
746
784
- 4,8 %
NDR 2
740
750
- 1,3 %
Bayern 3
728 814 - 10,6 %
Hit-Radio FFH
458 458
± 0
radio ffn
418 462
- 9,5 %
SWR 4 BW
414 415 - 0,2 %
SWR 1 BW
411
408
+ 0,7 %
MDR Sachsen
406
392
+ 3,6 %
Radio BOB!
395
307
+ 28,7 %
MDR Jump
328 308
+ 6,5 %
hr3
288
326
- 11,7 %
hr4
285 259
+ 10,0 %
R.SH
238
296
- 19,6 %
Rock Antenne
233 231
+0,9 %
Klassik Radio
228 228 ± 0

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

In den Top 10 der größten Radiosender gibt's mit Radio NRW überhaupt nur einen einzigen, der zulegen konnte. Die großen Gewinner findet man etwas dahinter. Und zuallererst zu nennen ist da fraglos Radio BOB!. Nachdem es in der letzten Ausweisung schon um über 30 Prozent nach oben ging, beträgt der Zuwachs nun nochmal 28,7 Prozent. Binnen eines Jahres stieg die Zahl der Hörer pro Stunde von 233.000 auf 395.000. Auch hr4, das in der letzten Ausweisung massiv zulegen konnte, setzte den Aufwärtstrend weiter fort. Hier ging's nochmal um 10 Prozent auf 285.000 Hörer nach oben.

Ansonsten konnten diverse kleinere Stadtradios massiv zulegen. Radio Frankfurt hat seine Hörerzahl glatt verdoppelt, bei Radio Potsdam lag der Zuwachs bei 75 Proeznt, Radio Cottbus legte um 28,6 Prozent zu. Kiss FM, größter Verlierer der letzten Audio-MA im Frühjahr, konnte sich unterdessen wieder ein Stück weit erholen und legte um 23,3 Prozent zu. Trotzdem liegt man noch 7.000 Hörer unter dem Vorjahreswert.

Die größten Gewinner (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2020/II
Hörer in Tsd.
ma 2020/I
Veränderung

Radio Frankfurt
22
11
+ 100,0 %
Radio Potsdam
7 4
+ 75,0 %
Hitradio RTL Sachsen
94 66
+ 42,4 %
Schwarzwaldradio
38
27
+ 40,7 %
Radio BOB!
395
307
+ 28,7 %
Radio Cottbus
18 14
+ 28,6 %
baden.fm
29 23
+ 26,1 %
Radio BOB! rockt Schleswig-Holstein
67
54
+ 24,1 %
98.8 KISS FM
53
43
+ 23,3 %
hr-info
67
55
+ 21,8 %

Quelle: AG.MA, Angaben ohne Gewähr

Während Antenne Bayern und Bayern 3 die größten Verlierer in absoluten Hörerzahlen sind, landet man auch beim Blick auf die größten prozentualen Verlierer in Bayern, genauer gesagt in München. Bei Energy München und 95.5 Charivari lag das Reichweiten-Minus bei über 40 Prozent, auch Top FM, Gong 96.3 und Radio Arabella büßten rund 30 Prozent ein. Zulegen konnten unter den bayerischen Angeboten nur Rock Antenne, Bayern 2, zudem nahm auch die Nuztung des Klassik-Radios in Bayern deutlich zu.

Ganz schlecht läuft es weiterhin auch für Antenne Niedersachsen. Nach einem 19-Prozent-Minus in der letzten Ausweisung, ging's diesmal sogar um 26 Prozent nach unten. Übrig sind nun noch 208.000 Hörer in der Durchschnittsstunde. Vor einem Jahr waren es noch 346.000.

Die größten Verlierer (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2020/II
Hörer in Tsd.
ma 2020/I
Veränderung
in Tsd.
Energy München
32
56
- 42,9 %
95.5 Charivari
26
45
- 42,2 %
Top FM
21
31
- 32,3 %
Rockland
9
13
- 30,8 %
Gong 96.3
46
66
- 30,3 %
Radio Arabella
76
107
- 29,0 %
Energy Sachsen
45
62
- 27,4 %
Antenne Niedersachsen
208
281
- 26,0 %
Bremen Next
26
33
- 21,2 %
bigFM Hot Music Radio
147
184
- 20,1 %

Quelle: AG.MA, Angaben ohne Gewähr

Langsam aber sicher stiegt übrigens die Nutzung von DAB+ an. 17,4 Prozent gehören zum sog. "Weitesten Hörerkreis" von DAB+ - geben also an, das digitale Radio innerhalb eines 4-wöchigen Zeitraums genutzt zu haben. Vor einem Jahr waren das noch 11,6 Prozent. Und erstmals gibt's wurde auch die Podcast-Nutzung abgefragt. Demnach haben 22,3 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung schon einmal einen Podcast gehört, in der Altersgruppe 14-49 sind es 33,5 Prozent.

Auf den folgenden Seiten: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer 

Bitte beachten: Um auch die Sender ohne Werbung berücksichtigen zu können, blicken wir in den folgenden Tabellen auf die Tagesreichweite, nicht wie auf dieser Seite die Hörer pro Durchschnittsstunde.