Erstmals sichtbar für alle: Die Quotenkurven der acht großen deutschen Vollprogramme in der Primetime, basierend auf der Messung von rund einer Million Vodafone-Haushalten. Mehr Hintergrund zu den neuen Daten gibt es hier. Die wichtigsten Erkenntnis aus den Kurven ist nicht, wer vorne liegt. Diese Erkenntnis ist aussagekräftig für die gemessenen Vodafone-Haushalte, aber nicht gewichtet, auch wenn sich die Ergebnisse nach Erfahrungen von AdScanner und Vodafone jenen der Zielgruppe 14 bis 59 annähern.
Wertvoller und in sich aussagekräftig sind die Erkenntnisse zu Umschaltzeitpunkten, deren Profiteuren und der Entwicklung von Reichweiten innerhalb einer Sendung. Das erlaubt Deutungen, die bislang ohne zugängliche Minuten- bzw. Sekundenverläufe nicht möglich waren. Etwa ob eine Sendung von Beginn an wenige Zuschauende hatte oder aber während der Ausstrahlung massiv verlor.
Bei ProSieben zeigt sich, dass "TV Total" bis zur ersten Werbepause zunächst sukzessive Zuschauerinnen und Zuschauer einsammeln konnte, der Einbruch durch die Werbung konnte dann aber nur ganz langsam wieder ausgeglichen werden, erst kurz vor dem zweiten Werbe-Block waren wieder so viele Leute vor dem Fernseher mit dabei wie direkt vor der Werbepause - und die kehrten nicht so schnell zurück, was "Zervakis & Opdenhövel" direkt schlechte Startbedingungen verschaffte. Vor allem aber zeigt sich, dass diejenigen, die erstmal dran blieben, häufig nach darauffolgenden Werbepausen nicht mehr zurückkehrten. Die schlechten Quoten erklären sich also auch dadurch, dass die Sendung es nicht schafft, im Lauf der Zeit Publikum einzusammeln, sondern im Gegenteil im Lauf des Abends weiter verliert.
Generell spiegelt sich in den Quotenkurven zu Beginn der Primetime jeweils das große Interesse an den Ukraine-Sondersendungen im Ersten und bei RTL wider, mit deren Ende es jeweils zu einem deutlichen Reichweiteneinbruch kommt. Das Erste sammelte mit seiner Fußball-Übertragung dann im Lauf der Zeit sukzessive wieder Publikum ein - dass das Spiel erst in der Verlängerung entschieden wurde, war so manchem dann aber trotzdem etwas zulange, während der Verlängerung wurden die höchsten Reichweiten kurz vor Ende der normalen Spielzeit nicht mehr erreicht.
ZapIn und ZapOut ist die tägliche Betrachtung des Nutzungsverhalten mit der Frage: Wohin verlieren die größten acht größten deutschen Vollprogramme ihre Zuschauenden im Verlaufe eines Tages eigentlich und von welchen Sendern wiederum zappt das Publikum zu ihnen? Unsere ZapMap liefert Erkenntnisse zu Wettbewerbssituationen: Zwischen welchen Sendern herrscht der intensivste Publikumsaustausch?
Auffällig ist hierbei, dass beim Ersten mit ntv und Sport1 zwei kleine Sender unter den Top5 der Sender mit dem größten Publikumsaustausch auftauchen - was sich bei ntv mit der Ukraine-Berichterstattung, bei Sport1 mit dem Fußball erklären lässt. Dort lief schließlich am Vorabend auch schon eine Übertragung vom DFB-Pokal, ehe in der Primetime dann Das Erste dran war. Erstaunlich groß war diesmal auch der Austausch zwischen Kabel Eins und Das Erste. Hier liefert auch der Blick auf die obige Quotenkurve Anhaltspunkte: Während der Halbzeitpause des Fußball-Spiels schaltete so mancher wohl zum Film bei Kabel Eins, der während dieser Zeit die höchste Reichweite des Abends erzielte. Dabei dürfte auch hilfreich gewesen sein, dass RTL Werbepause in die Halbzeitpause der Fußball-Übertragung gelegt hatte.