Quelle der Daten für diesen Artikel: all eyes on screens

Erstmals sichtbar für alle: Die Quotenkurven der acht großen deutschen Vollprogramme in der Primetime, basierend auf der Messung von rund einer Million Vodafone-Haushalten. Mehr Hintergrund zu den neuen Daten gibt es hier. Die wichtigste Erkenntnis aus den Kurven ist nicht, wer vorne liegt. Die Zahlen sind aussagekräftig für die gemessenen Vodafone-Haushalte, aber nicht gewichtet, auch wenn sich die Ergebnisse nach Erfahrungen von AdScanner und Vodafone am ehesten jenen der Zielgruppe 14 bis 59 annähern.

Wertvoller und in sich aussagekräftig sind die Erkenntnisse zu Umschaltzeitpunkten, deren Profiteuren und der Entwicklung von Reichweiten innerhalb einer Sendung. Das erlaubt Deutungen, die bislang ohne zugängliche Minuten- bzw. Sekundenverläufe nicht möglich waren. Etwa ob eine Sendung von Beginn an wenige Zuschauende hatte oder aber während der Ausstrahlung massiv verlor. Die folgenden Quotenkurven spiegeln die Anzahl der eingeschalteten Giga TV-Boxen in den gemessenen Vodafone-Haushalten wider.

220715 Verlauf © AdScanner

Mit Blick auf den Freitag offenbart die AdScanner-Kurve ein ziemliches Hin und Her: Dominierte anfangs das ZDF in den Vodafone-Haushalten mit seinen Krimiserien, übernahmen später erst Sat.1 und dann Das Erste die Spitze. Und das lag freilich an König Fußball und den unterschiedlichen Anstoßzeiten. Ab 20:30 Uhr, als das Zweitliga-Spiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Hannover 96 begann, konnte Sat.1 einen deutlichen Anstieg seiner Reichweite feststellen.

Mit dem Ende der ersten Halbzeit ging die Sat.1-Kurve zunächst deutlich nach unten - während Das Erste im Gegenzug zahlreiche Fußball-Fans einsammelte. Der Grund: Dort hatte die Konferenz der Frauenfußball-EM gerade erst begonnen und bot somit vielen eine TV-Heimat, die sich die von Werbung geprägte Halbzeitpause in Sat.1 lieber sparten. Tatsächlich dauerte es dann eine ganze Weile, bis Sat.1 wieder auf der ursprünglichen Flughöhe angekommen war. Erst als die Fußball-EM im Ersten in die Halbzeitpause ging, wechselten ganz viele wieder zurück - gegen 21:50 Uhr erreichte Sat.1 mit der 2. Liga schließlich sogar mehr Fans als in der ersten Hälfte.

Dieses Niveau konnte bis zum Abpfiff gehalten werden. Und danach? Ging's für viele Fans zurück ins Erste, wo die Reichweite in den Vodafone-Haushalten am Ende ähnlich hoch war wie zuletzt in Sat.1, wo die Kurve nach dem Spiel rapide in den Keller ging. Ablesen lässt sich der Publikumsaustausch auch anhand der ZapIn-ZapOut-Analyse: Von keinem anderen Sender konnte Sat.1 am Freitag so viele Zuschauerinnen und Zuschauer abgreifen wie von Erste - im Gegenzug gab's allerdings auch die größten Verluste an den öffentlich-rechtlichen Sender. Einen kleineren Austausch gab's aber auch wieder zwischen dem Ersten und Eurosport 1, was auf die parallelen Tour-de-France-Übertragungen am Nachmittag zurückzuführen ist.

ZapIn und ZapOut ist die tägliche Betrachtung des Nutzungsverhalten mit der Frage: Wohin verlieren die größten acht größten deutschen Vollprogramme ihre Zuschauenden im Verlaufe eines Tages eigentlich und von welchen Sendern wiederum zappt das Publikum zu ihnen? Unsere ZapMap liefert Erkenntnisse zu Wettbewerbssituationen: Zwischen welchen Sendern herrscht der intensivste Publikumsaustausch? 

220715 Zap © AdScanner