Quelle der Daten für diesen Artikel: AGF Videoforschung

Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Am zweiten Tag der Winter-Fußballweltmeisterschaft in Katar hat keines der Matches, darunter Partien von Zugpferden wie England oder den Niederlanden, auch nur ansatzweise die Marke von fünf Millionen Fans erreicht. Meistgesehen war das vom ZDF im Free-TV übertragene Abendspiel zwischen den USA und Wales, das im Schnitt 4,35 Millionen Zuschauende erreichte - was jedoch aus Quotensicht eine ziemliche Enttäuschung ist.

Zum Vergleich: Selbst das reichweitenschwächste Primetime-Spiel der WM 2018 erreichte noch fast acht Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, regelmäßig wurden damals sogar zweistellige Millionen-Reichweiten eingefahren. Das schwache Abschneiden vom Montag schlägt sich auch in ernüchternden Marktanteilen nieder: Gerade mal 16,0 Prozent Marktanteil verzeichnete die Live-Übertragung beim Gesamtpublikum, bei den 14- bis 49-Jährigen sorgten 1,19 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer für 18,6 Prozent. Noch vor vier Jahren kam dagegen kaum ein Spiel auf weniger als 40 Prozent.  

Höher fielen die Marktanteile tagsüber aus - doch auch hier blieben die WM-Reichweiten spürbar hinter jenen vergangenener Turniere zurück, wo teils schon am Nachmittag über fünf Millionen Fans vor dem Fernseher saßen. Die erste Partie, das Match zwischen England und dem Iran, erreichte diesmal hingegen ab 14 Uhr gerade einmal 3,03 Millionen Fußballfans vor den Bildschirmen. Daraus resultierten 28,3 Prozent Marktanteil beim Publikum ab drei Jahren und 27,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Um 17 Uhr angepfiffen wurde schließlich noch das Aufeinandertreffen von den Niederlanden und dem Senegal, das im Schnitt 4,23 Millionen Personen verfolgten. 23,6 Prozent insgesamt und 26,6 Prozent bei den Jüngeren waren die Folge.

Wie deutlich die Zahlen, wohl unter dem Eindruck des miserablen Bilds, das die Fifa und Gastgaber Katar abliefern, eingebrochen sind, zeigen weitere Vergleich mit der WM im Sommer 2018. Obwohl die Fernsehnutzung im Sommer eigentlich niedriger ist, erreichte das erste Primetime-Spiel des damaligen Turniers - das freilich deutlich prominenter besetzte Spiel zwischen Portugal und Spanien - über 13 Millionen Fans, doch selbst die 17-Uhr-Partie Marokko gegen Iran zählte mit knapp sechs Millionen mehr Fans als jeder einzelne Montagspartie dieser WM. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag jedes Spiel des zweiten Tages der Russland-WM bei über 40 Prozent.



Ein weiteres Ergebnis des offenbaren Fußball-Boykotts deutscher Fans: Ein im Ersten gezeigter "Donna Leon"-Krimi sicherte sich als Wiederholung um 20:15 Uhr eine höhere Reichweite als der derzeit ramponierte Fußball: 4,41 Millionen Menschen sahen den 90-Minüter. Klarer kann das Urteil des TV-Publikums zum Auftakt der Weltmeisterschaft kaum ausfallen.

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.5; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;