Glaubt man der Erhebung der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse, dann liegt die Nutzung des klassischen Radios nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. An einem durchschnittlichen Werktag (Mo-Fr) nutzen demnach 74,3 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren ein klassisches Radio-Angebot unabhängig vom Empfangsweg. Bezieht man auch Webradios und Streamingienste mit ein, dann steigt dieser Wert noch leicht auf 75,5 Prozent. Die Verweildauer bei den klassischen Radioangeboten liegt mit 242 Minuten an Werktagen auf weiterhin enorm hohen Niveau, sank aber im Vergleich zur letzten Erhebung um 7 Minuten. Selbst in der Altersgruppe 14-29, die am kürzesten Radio hört, liegt die Verweildauer noch bei fast drei Stunden.

Und damit zur Entwicklung der einzelnen Angebote. Blickt man auf die größten Radiostationen, dann überwiegen diesmal klar die Minuszeichen. Die größten acht Radiosender verbuchten allesamt Verluste. Weil WDR 2 6,5 Prozent weniger Hörerinnen und Hörer in einer durchschnittlichen Stunde (Mo-Fr, 6-18 Uhr) als bei der letzten Erhebung erreichte und damit auf 985.000 fiel, verblieb Bayern 1 als letzter Reichweiten-Millionär, wenn man diese in der Werbevermarktung übliche Größe anlegt. Bei Bayern 1 hielt sich das Minus mit 1,4 Prozent relativ in Grenzen.

Mehr Hörerinnen und Hörer erreichte nur das Lokalsender-Konglomerat Radio NRW, das allerdings mit einem Minus von 8,8 Prozent einen ordentlichen Schlag hinnehmen musste. Noch kräftiger fiel unter den größten Radiostationen das Minus bei NDR 2 aus: Die Zahl der Hörerinnen und Hörer in einer durchschnittlichen Stunde sackte hier um 13,5 Prozent auf nur noch 651.000 ab. Auch bei der letzten Audio-MA hatte es für NDR 2 schon ein Minus von 6,8 Prozent gegeben.

Ein ähnlich großes Minus muss auch der hessische Privatsender Hit-Radio FFH hinnehmen, hier ging es um 12,9 Prozent auf nun noch 359.000 hörerinnen und Hörer in der Durchschnittsstunde runter. FFH liegt damit zwar weiterhin vor der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz des Hessischen Rundfunks, dort kann man sich aber über ein schönes Plus von 5,3 Prozent für hr3 freuen - und hr4 legte sogar um 10,4 Prozent auf nun 289.000 Hörerinnen und Hörer zu.

Ein prozentual zweistelliges Plus verzeichnete auch SWR 1 BW, das damit deutlich an SWR 4 BW vorbei zog - weil SWR 4 sowohl in Baden-Württemberg als auch in Rheinland-Pfalz fast 9 Prozent seiner Hörerinnen und Hörer verlor. SWR 3 hielt sich mit einem Minus von 2,4 Prozent da noch vergleichsweise wacker.

Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Audio-MA 2023/I (Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):

  Hörer in Tsd.
ma 2023/I
Hörer in Tsd
ma 2022/II
Veränderungen
in Prozent
Radio NRW 1.438 1.577 -8,8%
Bayern 1 1.061 1.076 -1,4%
WDR 2 985 1.054 -6,5%
SWR 3 920 943 -2,4%
Antenne Bayern 703 735 -4,4%
1Live 669 700 -4,4%
NDR 2 651 753 -13,5%
Bayern 3 599 615 -2,6%
Radio BOB! 500 421 +18,8%
SWR 1 BW 404 364 +11,0%
SWR 4 BW 367 403 -8,9%
Hit-Radio FFH 358 411 -12,9%
Rock Antenne 345 363 -5,0%
MDR Sachsen 310 305 +1,6%
Radio ffn 310 321 -3,4%
hr4 289 261 +10,4%
hr3 257 244 +5,3%
R.SH 230 222 +3,6%
MDR Jump 226 245 -7,8%
Klassik Radio 222 231 -3,9%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Der größte Gewinner unter den Top 20 Radiosendern war aber Radio BOB! Nachdem es bei der letzten Audio-MA schon um 11 Prozent nach oben ging, beschleunigte sich das Wachstum nun noch auf satte 18,8 Prozent. Damit erreichte der Sender nun der Audio-MA zufolge etwa eine halbe Million Hörerinnen und Hörer in einer durchschnittlichen Stunde. Die Ausrichtung auf Rock-Musik ist also offensichtlich derzeit ziemlich gefragt - und spiegelt sich nicht nur in den starken Zahlen für BOB! wider.

Denn angeführt wird die Liste der prozentual größten Gewinner diesmal von Rockland Radio, das seine Reichweite um fast 90 Prozent auf 93.000 Hörerinnen und Hörer ausbauen konnte. Auch Star FM gehört mit einem Plus von über 20 Prozent zu den großen Aufsteigern. Die Rock Antenne von Antenne Bayern legte mit einem Minus von 5 Prozent zwar eine kleine Verschnaufpause ein, war aber über die letzen Jahre bereits einer der großen Aufsteiger im Radio-Kosmos - und zumindest in der Altersgruppe 14-49 ging es auch diesmal weiter um 4 Prozent nach oben.

Die größten Gewinner (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2023/I
Hörer in Tsd
ma 2022/II
Veränderungen
in Prozent
Rockland Radio 93 49 +89,8%
Donau 3 FM 44 30 +46,7%
BR-Klassik 53 40 +32,5%
95.5 Charivari (München) 32 26 +23,1%
Star FM 87.9 63 52 +21,2%
Das neue Radio Seefunk 44 37 +18,9%
Radio BOB! 500 421 +18,8%
Sunshine live 160 135 +18,5%
Radio Brocken 131 111 +18,0%
Energy Stuttgart 33 28 +17,9%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Nicht dazu passt auf den ersten Blick, dass mit dem Sender "Rockland" aus Sachsen-Anhalt, der nicht mit dem in Mainz ansässigen Rockland Radio zu verwechseln ist, auch einer der größten Verlierer (-27,3 Prozent) aus dem Rock-Genre kommt. Die Erklärung dürfte hier allerdings einfach sein, dass der Sender bis Anfang 2022 auch noch im Großraum Berlin und vielen Teilen Brandenburgs zu hören war, sich inzwischen aber auf Sachsen-Anhalt beschränkt.

Richtig bitter ist die Entwicklung unterdessen für 100,5 Das Hitradio: Nachdem die letzte Audio-MA schon ein Minus von über 30 Prozent ergeben hatte, ging es diesmal nochmal um 33 Prozent runter. Im Vergleich zur MA 2022/I hat sich die Zahl der Hörerinnen und Hörer pro Durchschnittsstunde damit inzwischen tatsächlich auf etwa 20.000 mehr als halbiert.

Die größten Verlierer (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2023/I
Hörer in Tsd
ma 2022/II
Veränderungen
in Prozent
100,5 Das Hitradio 20 30 -33,3%
Rockland 8 11 -27,3%
Hamburg Zwei 23 31 -25,8%
Bremen Vier 59 79 -25,3%
Radio Hamburg 125 167 -25,1%
JazzRadio 7 9 -22,2%
Energy Sachsen 57 72 -20,8%
Gong 96.3 (München) 46 57 -19,3%
SR 3 Saarlandwelle 52 64 -18,8%
Radio 21 89 109 -18,3%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Noch ein Wort zur Entwicklung von DAB+: Der Digitalradiostandard ist weiterhin im Aufwind. Inzwischen geben 15,1 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung an, an einem durchschnittlichen Tag DAB+ genutzt zu haben - im Vergleich zur letzten Erhebung ein Plus von 1,5 Prozentpunkten. Dabei wird das Digitalradio von deutlich mehr Männern (Tagesreichweite 18,0 Prozent) als Frauen (Tagesreichweite 12,3 Prozent) genutzt. Die Tagesreichweite von Online-Audio ging hingegen der aktuellen Audio-MA zufolge von 10,9 auf 9,3 Prozent zurück.

Im Folgenden: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer