Quelle der Daten für diesen Artikel: all eyes on screens

Der Primetime-Verlauf: Info-Bedürfnis erklärt Ausschläge am Abend

In der Verlaufskurve vom Samstagabend spiegelt sich das große Informationsbedürfnis angesichts der Lage in Russland wider - es zeigt sich aber auch, dass das Publikum der Nachrichtensendungen nicht identisch war mit den Unterhaltungsprogrammen drumherum. Dass die Wiederholung von "Nord bei Nordwest" im Ersten in den letzten 20 Minuten einen deutlichen Aufschwung verspürte, dürfte damit zusammenhängen, dass hier viele schon zu den "Tagesthemen" eingeschaltet hatten, die aber "Brennpunkt"-bedingt 17 Minuten später als zunächst geplant starteten. Dass die Reichweite mit Beginn der "Tagesthemen" dann deutlich nach unten ging, zeigt dass viele Krimifans die Nachrichten nicht sehen wollten. Auch der starke Anstieg der Reichweite des "Großen Deutschland-Quiz" in den letzten gut 20 Minuten nach einer zuvor weitgehend stabilen Entwicklung lässt sich ähnlich erklären: Hier schalteten viele nach den "Tagesthemen" zum ZDF um und warteten aufs "heute-journal", das dann zu Beginn aber ebenfalls zunächst einen Reichweitenknick hatte, weil ein Teil des Show-Publikums umgehend ab- bzw. zu RTL umschaltete.

AdScanner-Verlaufskurve © AdScanner

Der Vorabend-Verlauf: Viele finden erst zur zweiten Hälfte zum Testspiel der Fußballerinnen

Das ZDF übertrug am Samstagvorabend das Testspiel der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen gegen Vietnam und erzielte damit insgesamt ziemlich gute Quoten (laut AGF im Schnitt 2,39 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer und 18,4 Prozent Marktanteil). Ein Blick auf den AdScanner-Verlauf zeigt, dass es einige Zeit dauerte, bis das Publikum da war: Während der ersten Hälfte legte die Reichweite in den AdScanner-Haushalten schon sukzessive zu, nach den "heute"-Nachrichten in der Halbzeitpause waren aber nochmal siginifikant mehr Menschen vor dem Fernseher mit dabei.

AdScanner-Verlaufskurve © AdScanner

Wichtig bei allen AdScanner-Kurven: Sie sind, anders als die AGF-Zahlen, nicht bevölkerungsrepräsentativ. Sie werden also nicht anhand eines Panels gewichtet und hochgerechnet, sondern geben die tatsächlich gemessenen Gerätedaten aus rund einer Million von insgesamt 13 Millionen Vodafone-Haushalten wieder. Mehr Hintergrund zu diesen Daten gibt es hier. Aussagekräftig sind somit weniger die Höhe der Reichweitenkurven zueinander als die Entwicklung innerhalb eines Senders und die Erkenntnisse zu Umschaltzeitpunkten.

Daily Reach der TV-Vermarkter: Starker Samstag für Visoon

Der Daily Reach gibt an, welchen Prozentsatz der gemessenen Vodafone-TV-Haushalte die Werbeblöcke und Sponsoring-Positionen eines Vermarkters erreicht haben - also eine Tages-Nettoreichweite. Am Samstag fällt das gute Abschneiden des kleinen Vermarkters Visoon auf, das mit einem Daily Reach von 9 Prozent nur knapp hinter RTLzwei-Vermarkter El Cartel Media landete. Hier dürfte sich auch bemerkbar machen, dass mit Welt (und Bild) auch Nachrichtensender im Portflio waren, die am Samstag angesichts der Geschehnisse in Russland deutlich stärker gefragt waren als sonst. Das dürfte auch der Ad Alliance geholfen haben, die ja auch ntv zu ihrem Portfolio zählt und mit einem Daily Reach von 34 Prozent das Ranking anführt.

Daily Reach der TV-Vermarkter © AdScanner

Werbe-Ranking: MediaMarkt dreht auf - auch dank ntv und Welt

MediaMarkt schaltete am Samstag so viele Spots wie noch nie in diesem Jahr und erzielte die höchste Bruttowerbereichweite seit Ende April. 197 mal flimmerten Spots für aktuelle Angebote über den Bildschirm, was zusammen eine Bruttoreichwiete von fast 92 XRP bescherte - nur die erstaunlich massive Chicken McNuggets-Kampagene von McDonald's war erneut erfolgreicher. MediaMarkt profitierte dabei davon, dass am Samstag die Nachrichtensender ntv und Welt stark belegt waren - allein auf diese beiden Sender, die aufgrund der Breaking News aus Russland viel stärker gefragt waren als sonst, entfiel mehr als ein Drittel der gesamten Bruttoreichweite der MediaMarkt-Kampagne.

AdScanner-Werberanking © AdScanner

AdScanner stellt für das Ranking eine Liste aller gestern im deutschen TV ausgestrahlten Werbespots zusammen und ermittelt für diese die in Summe erzielte Reichweite in den gemessenen Vodafone-Haushalten. Da hier die sekundengenaue Reichweite statt der bislang branchenüblichen Werbeinselreichweite als Grundlage dient, spricht AdScanner von XRP (Exact Rating Points). Da es sich um Brutto-Reichweiten handelt, werden dafür die Einzel-Reichweite jeder Ausstrahlung aufaddiert. Zur Veranschaulichung: Läuft ein Spot zehn Mal und erreicht dabei jeweils fünf Prozent der gemessenen Vodafone-Haushalte, ergibt das für den gesamten Tag 50 XRP - auch wenn es immer die gleichen fünf Prozent gewesen wären.