Der Primetime-Verlauf: 2x ein "Tatort"-Knicks
Auffällig ist die Verlaufskurve des Ersten zur besten Sendezeit. Der erste Abfall der Kurve um kurz nach 20:15 Uhr ist damit zu erklären, dass sich viele "Tagesschau"-Zuschauerinnen und Zuschauer noch schnell ein neues Programm gesucht haben und vom Sender wegschalteten. Danach schien es, als habe die Wiederholung des Münster-"Tatorts" aus dem Jahr 2020 sein Publikum gefunden. Einige Minuten nach dem Start kommt es aber noch einmal zu einem Abfall der Verlaufskurve. Das ist auch inhaltlich zu erklären: Zu diesem Zeitpunkt waren Axel Prahl und Jan Josef Liefers in ihren Rollen als Frank Thiel und Prof. Boerne doppelt zu sehen. Spätestens da haben wohl einige realisiert, dass es sich bei der Folge um eine Wiederholung handelt - oder sie hatten keine Lust auf eine etwas kompliziertere Handlung.
Spannend ist auch die Verlaufskurve von Vox. "Grill den Henssler" legte vor allem nach einer Werbeunterbrechung ab 21:30 Uhr konstant zu und sammelte neues Publikum ein. Das gelang auch deshalb, weil Vox lange keine weitere Werbeinsel mehr einschob. Bis 22:47 Uhr sendete man keine Spots, sondern nur die Kochshow. Eine ungewöhnlich lange Zeit ohne Unterbrechung. Aber sie zeigt, was alles möglich wäre, würde das Programm nicht regelmäßig durch Werbung unterbrochen werden.
Der Vorabend-Verlauf: "heute"-Zuschauer bleiben dran
Die "heute"-Nachrichten im ZDF haben für einen spürbaren Einschaltimpuls beim Sender gesorgt. Das ist nicht sonderlich überraschend, ist es doch seit jeher so, dass die Nachrichten immer viel neues Publikum zum ZDF locken. Danach schalteten zwar einige ab, viele blieben aber auch dran, um das anschließende Sommerinterview zu sehen, das im Rahmen von "Berlin direkt" gezeigt wurde. Die Sendung performt, ebenso wie "Terra X" im Anschluss, deutlich über dem Niveau, das vor der "heute" im ZDF geherrscht hat.
Wichtig bei allen AdScanner-Kurven: Sie sind, anders als die AGF-Zahlen, nicht bevölkerungsrepräsentativ. Sie werden also nicht anhand eines Panels gewichtet und hochgerechnet, sondern geben die tatsächlich gemessenen Gerätedaten aus rund einer Million von insgesamt 13 Millionen Vodafone-Haushalten wieder. Mehr Hintergrund zu diesen Daten gibt es hier. Aussagekräftig sind somit weniger die Höhe der Reichweitenkurven zueinander als die Entwicklung innerhalb eines Senders und die Erkenntnisse zu Umschaltzeitpunkten.
Daily Reach der TV-Vermarkter: Enges Rennen um Platz eins
Der Daily Reach gibt an, welchen Prozentsatz der gemessenen Vodafone-TV-Haushalte die Werbeblöcke und Sponsoring-Positionen eines Vermarkters erreicht haben - also eine Tages-Nettoreichweite. Das Rennen um den Spitzenplatz war am Sonntag denkbar knapp - mit einem etwas besseren Ende für die AdAlliance. Klare Nummer drei im Markt war Warner Bros. Discovery, das auch besser unterwegs war als in den zurückliegenden Tagen.
Werbe-Ranking: Amazon hat klare Präferenzen
111 Spots hat Amazon am Sonntag im deutschen Fernsehen geschaltet, um damit für die Vorteile von Prime zu werben. Damit erreichte man eine Bruttoreichweite in Höhe von 75,85 XRP und Platz drei im Werberanking. Telekom und McDonalds kamen auf eine noch höhere Reichweite, benötigten dafür aber auch wesentlich mehr Spots. Die Präferenzen von Amazon sind derweil klar: Rund ein Fünftel aller Spots liefen jeweils bei Vox, RTL und RTLzwei. Bei den Sendern der Seven.One Entertainment Group waren rund 12,6 Prozent aller Spots zu sehen.
AdScanner stellt für das Ranking eine Liste aller gestern im deutschen TV ausgestrahlten Werbespots zusammen und ermittelt für diese die in Summe erzielte Reichweite aller Spots einer Marke in den gemessenen Vodafone-Haushalten. Da hier die sekundengenaue Reichweite statt der bislang branchenüblichen Werbeinselreichweite als Grundlage dient, spricht AdScanner von XRP (Exact Rating Points). Da es sich um Brutto-Reichweiten handelt, werden dafür die Einzel-Reichweite jeder Ausstrahlung aufaddiert. Zur Veranschaulichung: Läuft ein Spot zehn Mal und erreicht dabei jeweils fünf Prozent der gemessenen Vodafone-Haushalte, ergibt das für den gesamten Tag 50 XRP - auch wenn es immer die gleichen fünf Prozent gewesen wären.