Umgerechnet rund 1,4 Milliarden Euro - diesen gigantischen Betrag meldete die EM.TV & Merchandising AG, deren Aktienkurs über Jahre am damaligen Neuen Markt nur den steilen Weg nach oben kannte, für das Jahr 2000 als Verlust. Zuvor musste EM.TV veröffentlichte Umsatzzahlen korrigieren - wegen eines "Rechenfehlers", wie es lapidar hieß. Der Aktienkurs, der in den Jahren zuvor von rund 70 Cent auf über 120 Euro gestiegen war, brach daraufhin drastisch ein. Die Folge: Die Haffa-Brüder traten zurück, die Aktionäre gingen auf die Barrikaden und zogen vor Gericht - und das Unternehmen selbst wurde über Jahre zum Dauer-Sanierungsfall. Unter dem neuen Vorstandschef Werner E. Klatten wurde ein drastischer Schrumpfungskurs eingeleitet.

Und der war dringend notwendig, denn EM.TV hatte in den Jahren des Börsenbooms am Neuen Markt auf fast schon beispiellose Weise expandiert und einen gewaltigen Schuldenberg angehäuft. So wurde unter anderem für 680 Millionen Dollar die Jim Henson Company übernommen, die unter anderem die Muppet-Show produzierte. Später wurde sie zu einem Bruchteil dieses Wertes wieder veräußert. Sogar 1,6 Milliarden Dollar legte EM.TV auf den Tisch, um 50 Prozent der Anteile an der Formel 1-Holding SLEC zu übernehmen. Auch diesen wurde man später nur noch für einen weitaus geringeren Betrag wieder los.

Die zahlreichen Verkäufe von Beteiligungen sicherten die Liquidität des Unternehmens, doch die Verluste blieben auch in den Folgejahren beträchtlich. 2001 waren es 374 Millionen Euro, 2002 immer noch 310 Millionen Euro. Erst 2004 gelang die Rückkehr in die Gewinnzone. Unter Klatten wurde zuvor das Unternehmen mit zunächst zwei Säulen neu aufgestellt: Kinder- und Jugendunterhaltung sowie Sport. Besonders in letztere wurde investiert. So wurde der Produktionsdienstleister Plazamedia ebenso übernommen wie in zwei Schritten das Deutsche Sportfernsehen DSF.

2007 beschloss das Unternehmen dann sogar die Umbenennung in EM.Sport Media AG, für die Unterhaltungssparte wurde ein Käufer gesucht - den man ein Jahr nach der Ankündigung in Studio 100 dann auch endlich fand. Allzu lange hielt der Name und die Fokussierung allein auf Sport allerdings nicht vor: Schon 2008 beteiligte man sich an Highlight Communications, die wiederum die Mehrheit an der Produktionsfirma Constantin Film hielt. 2009 wurde das im neuen Konzern-Namen Constantin Medien deutlich. Und Ende des Jahres 2009 konnte man mit der Annahme der Vergleiche mit der Versicherung der Haffa-Brüder dann endlich auch mit dem Kapitel EM.TV endgültig abschließen.

Heute hat sich mit den Töchtern und Beteiligungen Sport1, Plazamedia, Constantin Film und Rainbow Home Entertainment wieder ein ganz respektabler Konzern gebildet - der jedoch trotz allem weiter kriselt. 2010 gab es einen Verlust, auch für 2011 erwartet Constantin Medien rote Zahlen. Sechs bis sieben Millionen Euro Verlust werden es wohl werden. Im Vergleich zu den früheren Werten sind das allerdings schon fast Peanuts.