Logo: DFLDie Entscheidung der Deutschen Fußball Liga, die Fernsehrechte für die Fußball-Begegnungen künftig mit Leo Kirch vergeben zu wollen, der zugesichert hat, die Erlöse deutlich zu steigern, bringt Unruhe in den deutschen Fernsehmarkt. Denn neben den avisierten höheren Preisen ändert sich für die Sender, die derzeit die Rechte halten, bei den kommenden Verhandlungen, die im kommenden Jahr beginnen sollen, nicht nur der Ansprechpartner, sondern die gesamte Ausgangssituation.

So soll der künftige Inhaber der Pay-TV-Rechte - derzeit ist es Premiere in Sublizenz durch Arena - nicht nur wie bisher das von der Bundesliga hergestellte Sendesignal aus den Stadien übernehmen, sondern gleich die gesamte Sendung samt redaktioneller Aufbereitung dazu. Einerseits öffnet dieses Vorhaben die Bundesliga-Übertragung auch für junge oder kleinere Anbieter, die das unternehmerische Risiko scheuen, die der Aufbaus einer eigenen Redaktion aus bekannten Gründen bringt. Zum anderen erscheint dies zudem nach derzeitigem Stand der Dinge als fragwürdiges Modell. Schließlich verbaut man so denjenigen Sendern, die in die teuerste Fernsehware, die in Deutschland zu haben ist, investieren, die Möglichkeit, sich mit dem Programm auch inhaltlich zu profilieren. Seitens der Liga heißt das so: "Das einheitliche plattform- und senderübergreifende Live-Programm bietet dem Endkunden künftig eine garantierte Produktionsqualität und ein Höchstmaß an Orientierung". Faktisch verkäme der jeweils ausstrahlende Sender zur beliebig austauschbaren Abspielstation.
 

Premiere will zwar in die Verhandlungen um die Rechte einsteigen. Der Sender kann sich allerdings derzeit nicht vorstellen, die von der Liga produzierte redaktionell ausgestaltete Sendung zu übernehmen. Das redaktionelle Produkt sei "ein wichtiges Differenzierungsmittel", heißt es seitens des Bezahlsenders. Das allerdings hieße, Premiere müsste allein für die Herstellung der entsprechenden Sendungen zwei Mal bezahlen.
 
"Ein solches Modell hätte es nicht gebraucht", sagte Premiere-Vorstand Carsten Schmidt der Agentur Dow Jones zu den vorgestellten Plänen. Die ursprüngliche Möglichkeit für Premiere, ein präferiertes Angebot für die Rechte abzugeben solll einem Bericht zu Folge inzwischen vom Tisch sein. Mehr Geld für die bloßen Übertragungsrechte auf den Tisch legen will der Sender ohnehin nach wie vor nur, wenn die "Sportschau" der ARD in den späteren Abend rückt.

Das schloss auch Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung, nicht mehr aus. Bedenken in diese Richtung könne er "leider nicht zerstreuen". Inzwischen scheint zu gelten, wogegen sich die DFL noch bei der letzten Rechtevergabe durch den Zuschlag an Arena gewehrt hat: Wer die "Sportschau" nicht will, muss dafür bezahlen - dann bekommt er es aber auch. Zwar hatte sich Seifert kürzlich noch zu einer Ausstrahlung der Zusammenfassungen der Spiele vor 20 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen bekannt, betonte allerdings, dass die Pay-TV Struktur der Weg sei, den die Liga gehen werde.
 
Gar nicht glücklich dürfte man in München bei der ARD mit den Signalen, die die Liga derzeit aussendet, sein. Durch die sich abzeichnende Kehrtwende hin zu höheren Erlösen aus dem Pay-TV ist die Bedeutsamkeit des Flaggschiffes "Sportschau" bedroht, die in den späten Abend verschwinden könnte. „Wir werden mit dem verhandeln, der von der DFL beauftragt ist, die Bundesligarechte zu vermarkten. Ich bin mir sicher, dass die ARD-Sportschau auch 2009 die Fußballbundesliga am Samstag deutlich vor 20 Uhr zeigen wird"; gibt sich Günter Struve, Programmdirektor und Sportkoordinator der ARD gegenüber der "Bild" gelassen.

Die aktuelle Entscheidung aus Frankfurt, sich für mehr Geld, mehr Sicherheit und weniger redaktionelle Spielräume in einem hochemotionalen Programm-Markt zu entscheiden wird sicherlich in den kommenden Monaten noch für so manchen Wirbel sorgen. Vermutlich wird es nicht die letze Überraschung bis zum ersten Anstoß im Sommer 2009 bleiben.