In welcher Kategorie fiel die Auswahl besonders schwer?

Bei der Information. Fukushima, Eurokrise und arabische Revolution haben das Jahr nachrichtlich bestimmt. Zugleich gab es exzellente Talkshows und Magazine, die wir gerne berücksichtigt hätten, das konnten wir aber aufgrund des überragenden Angebots an aktueller Berichterstattung nicht. Wir haben uns schweren Herzens entschieden, Talk und Magazine nicht in die engere Auswahl zu nehmen, dafür aber zwei Kollegen und eine Kollegin zu nominieren, die maßgeblich und auf hohem Niveau dazu beigetragen haben, die Öffentlichkeit über die drei Großereignisse des Jahres zu informieren. Ich habe vor allen dreien großen Respekt. Ihre Leistung ist auf unterschiedliche Weise beispielhaft.

 

Bei Reportage und Dokumentation muss die Jury hingegen Trüffelschwein spielen muss - so gut wie diese Produktionen oftmals versteckt werden...

Manche Vorschläge der Sender überzeugen uns, vieles haben wir selbst entdeckt, unterstützt durch das fabelhafte Ständige Sekretariat des Fernsehpreises. Generell geht mehr als die Hälfte aller Nominierungen auf Vorschläge und Entdeckungen der Jury zurück. Wer eine glänzende Dokumentation um 23:30 Uhr im Programm versteckt, muss wissen, dass der Fernsehpreis sie trotzdem finden wird, wiewohl wir bedauern, dass gerade Dokumentationen immer tiefer in die Nacht hinein geschoben werden

Wobei das immer noch mehr ist, als von den Privaten kommt...

Richtig. Natürlich wünschen wir uns auch von den Privaten mehr Dokumentationen und Reportagen, denn auch sie erreichen das Publikum, wenn es um wirkliche Relevantes geht. Formate wie die „KIK“-Reportage im vergangenen Jahr oder die „Maschmeyer“-Reportage in diesem Jahr beschäftigen die Öffentlichkeit. Aber auch so hatte das deutsche Fernsehen viel zu bieten, u.a. inhaltlich und formal gewagte Projekte. Als Beispiel wäre „Hunger“ zu nennen, eine Dokumentation, die dramaturgisch und in Bezug auf Bildgestaltung und Kamera eine ganz eigene Form gefunden hat.

Von der Dokumentation zum Fiktionalen: Gibt es dort in diesem Jahr einen Trend zu beobachten?

Bei den Mehrteilern bleibt die Zeitgeschichte die thematische Inspirationsquelle, aber das Anbebot war kleiner war als in den Vorjahren. Dafür ist die Zahl der Fernsehfilmen mit sozial und gesellschaftlich relevanten Sujets, die sich einmal mehr durch herausragende Regie- und Autorenleistungen und exzeptionelle schauspielerische Leistungen auszeichnen, noch einmal gestiegen. Keine einfache Aufgabe, sich hier auf eine Nominierungsaufstellung zu einigen, ebenso wie bei der Wahl der Besten Schauspielerin und des Besten Schauspielers. Deshalb schicken wir hier auch jeweils fünf Nominierte ins Rennen. Aber selbst dann kommt man häufig nur in mehreren Kampfabstimmungen zum Ergebnis.