Herr Lenßen, wussten Sie, dass Sie einen prominenten Fan haben, der auch bei einem kleinen Spartensender beheimatet ist?

Da müssen Sie mir mal helfen. Es gibt eine Menge meiner Kollegen, die mittlerweile bei Spartensendern tätig sind. (lacht)

Jan Böhmermann hat in der vorigen Woche über Ihre Sendung getwittert. Ist das denn ein gutes oder schlechtes Zeichen für Sie?

Das weiß ich nicht, aber Jan Böhmermann ist ein Mensch, der die Medien sehr interessiert beobachtet, und wenn ihm meine Sendung in der Fernsehlandschaft auffällt, dann freut mich das.

Tatsächlich ist inzwischen nicht nur er auf "Lenßen live" aufmerksam geworden. Insbesondere in den sozialen Medien erhielt Ihre Sendung in den vergangenen Wochen vergleichsweise viel Aufmerksamkeit. Wie erklären Sie sich das?

Wir scheinen den Zeitgeist getroffen zu haben. Die Leute interessieren sich für die Geschichten des Lebens, und bestenfalls lernen sie noch etwas dabei. "Lenßen live" ist ja eine Idee, die wir schon lange hatten, und ich bin glücklich darüber, dass wir sie nun umsetzen durften. Es ist tatsächlich ein ungewöhnliches Format, das wir da machen. Denn die Zuschauer bekommen zwei Stunden lang bildlich nicht viel zu sehen, nur mich im Gespräch mit den Anrufern. Dafür braucht es einen mutigen Sender und mutige Programmmacher, wobei ich hier besonders den Senderchefs Marc Rasmus, Michaela Kiermaier und den Producern Christian Schaller und Christoph Knechtel dankbar bin.

Was sind das für Menschen, die bei Ihnen in der Sendung anrufen?

Es geht oft um ganz alltägliche Probleme, mit denen sich viele Anwälte allerdings nicht beschäftigen wollen, weil sie meist nicht Kosten deckend zu bearbeiten sind. Trotzdem beschäftigt es die Leute, sie suchen lebensnahe Lösungen, wollen verstehen, warum sie eine Strafe bekommen haben oder welche Rechte sie haben. Wir nehmen uns dieser Fragen in unserer Sendung gerne an. Denn letztendlich sind es Fälle, die viele betreffen und deshalb auf so großes Interesse stoßen.

Ist die Hemmschwelle womöglich niedriger, sich bei Ihnen zu melden als den Weg zum Anwalt um die Ecke anzutreten?

Natürlich habe ich den Vorteil, dass ich mir in den letzten Jahren durch meine Fernsehpräsenz bei den Zuschauern vielleicht einen kleinen Vertrauensvorschuss erarbeiten konnte. Sie kennen mich und mein Gesicht, müssen also gefühlsmäßig keinen  „Fremden“ um Rat fragen. Was ich auf jeden Fall spüre und was mich besonders freut ist vor allem das Vertrauen, welches die Anrufer mir entgegenbringen. Außerdem ist unser Rat kostenlos… (lacht)

Kann es sein, dass dieser Bereich im Fernsehen generell in den letzten Jahren etwas zu kurz gekommen ist?

Wenn ich abends mit Menschen zusammensitze oder Zuschauer nach meinem Bühnenprogramm auf mich zukommen, dann merke ich, wie sehr sie die Auseinandersetzung mit Recht beschäftigt. Aber das ist tatsächlich nicht das Recht, über das immer berichtet wird, wenn es zum Beispiel um spektakuläre Morde oder Überfälle geht. Es ist das Knöllchen, das man bekommt, weil man das Halteverbotsschild - das vielleicht vom Schnee verdeckt war - nicht gesehen hat. Oder wenn man an einer Stelle geblitzt wird, die überhaupt nicht gefährlich ist, und die Leute einfach das Gefühl haben, dass Ihnen  von "Wegelagerern" das Geld aus der Tasche gezogen werden soll. Darüber rege ich mich genauso auf, wie manch anderer. Offensichtlich tun wir daher gut daran, genau solche Themen aufzugreifen.

Haben Sie die Sorge, dass Anrufer mit falschen Geschichten zu Ihnen kommen, um Sie ganz bewusst an der Nase herumzuführen?

Vielleicht ist uns genau das in der letzten Sendung passiert. Wir hatten einen Fall, der unglaublich skurril klang. Es ging um einen Mann, der behauptete, im Supermarkt immer jene Schokoriegel mitzunehmen, die vermeintlich "gratis" beiliegen. Die Idee ist ja erst mal nicht so schlecht. (lacht) Und die juristische Auflösung hochinteressant. Ob mich der Anrufer an der Nase herumgeführt hat, weiß ich übrigens bis heute nicht.